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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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ist, was alle hören wollen.
    »Ich meinte, welche Pläne hast du, wenn du mit der Schule fertig bist?«
    Ach so.
    Ich starre mein Wasserglas an und nehme beherrscht ein paar Schlucke.
    »Ich weiß nicht«, sage ich schließlich.
    »Keine Ideen?«, fragt Tante Pete. »Du bist doch in der letzten Klasse, oder? Musst du denn nicht bald entscheiden, was du hinterher machen willst?«
    Wieder zucke ich die Achseln. »Vielleicht werde ich Betriebswirt wie Dad.«
    »Betriebswirt?«, würgt Tante Pete heraus. »Warum zum Teufel willst du ...«, fängt er an, doch Orlando gibt ihm einen kräftigen Stoß mit dem Ellbogen, als er an ihm vorbei zum Kühlschrank geht, und Pete beendet die Frage mit: »... eine so gute Berufswahl treffen?«
    Ich zögere. Wie kann jemand Dads Berufswahl für weniger als – na ja – vollkommen halten?
    »Dad verdient eine Menge Geld«, sage ich und frage mich, ob Pete mich etwa testen will.
    Tante Pete verzieht verächtlich das Gesicht. »Ja, aber Geld ist nicht alles. Du musst etwas tun, was dich glücklich macht. Wenn Betriebswirtschaft das wirklich kann, dann entscheide dich dafür, aber ...«
    »Aber was?«
    »Ach, nichts.« Pete klatscht seine Serviette auf den Tisch, undich merke, dass er noch etwas anderes hinzufügen will, doch Orlando kommt ihm zuvor.
    »Betriebswirtschaft ist eine gute Wahl, wenn du es wirklich willst«, sagt er. »Vielleicht kannst du das herausfinden, während du hier bist.« Orlando sieht erst mich, dann Pete und dann wieder mich an. »Ihr beide werdet Spaß daran haben, euch kennenzulernen«, sagt er. »Petey wollte das schon lange. Seit ...« Er unterbricht sich und schaut auf seinen Teller, auf dem die Reste seines Mittagessens liegen. »Jedenfalls bin ich sicher, dass du dich hier wohl fühlen wirst, Liam.«
    Seit wann ?, denke ich, aber dann hebt Dino sein Glas und sagt: »Auf Liam, der eine kurze, schmerzlose Ferienzeit mit uns verbringt!«
    Fünf Gläser klirren laut, aber keiner trinkt einen Schluck.

11
    SO BALD WIE ES DIE HÖFLICHKEIT nach dem Willkommenstrunk zulässt, bringe ich meinen Frühstücksteller in die Küche, wasche das Geschirr ab und greife nach meinem Handy. Ich weiß, dass ich länger bleiben und meine gesellschaftliche Pflicht erfüllen sollte, aber ich will Delia anrufen.
    »Macht es euch was aus, wenn ich telefoniere?«, erkundige ich mich.
    Die Jungs sehen sich fragend an.
    »Nee«, sagt Tante Pete, »aber bist du sicher, dass du nirgendwo hingehen willst? Vielleicht einen Ausflug machen oder, äh ...«
    »Ein anderes Mal?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Also gut.«
    Sobald ich draußen bin, gehe ich zum Picknicktisch, lege mich auf die Tischplatte und schließe die Augen. Die traurige Wahrheit meines Lebens klingt wie der Refrain eines schlechten Lieds, den ich nicht mehr aus dem Kopf kriege.
    Ich lebe in einer Wohnwagensiedlung. Ich lebe in einer Wohnwagensiedlung. Ich lebe in einer Wohnwagensiedlung.
    Schließlich zwinge ich mich dazu, mich aufzurichten, und hole das Handy heraus. Ich klappe es auf und versuche, Delias Nummer einzutippen. Dummerweise hat sie mir ihre Nummer nie gegeben, also rufe ich meinen Kumpel Brice an. Sein Handy klingelt nur einmal, bevor er abnimmt.
    »Hey Mann«, ruft er, als er meine Stimme hört. »Wann kommst du wieder? Nächstes Wochenende steigt eine supergeile Party und  –«
    Ich ertrage es nicht, jetzt von einer Party zu hören.
    »Ich komme erst ... später wieder«, sage ich. »Diesmal ist mein Vater ernsthaft sauer auf mich. Hör zu, hast du Delias Telefonnummer?«
    »Delia Washington? Woher zum Teufel sollte ich ihre Nummer haben? Außerdem hasst sie dich jetzt sicher, Mann. Ich hab gehört, dass sie wegen dieser Sache verdammt großen Ärger gekriegt hat.« Brice hält inne. »Hast du mit ihr gepoppt? Wie war’s denn?«
    Ich schlucke schwer.
    »Nein«, sage ich. »Du weißt doch, mein Vater hat uns erwischt.«
    »Ach ja, stimmt. Ich versteh sowieso nicht, warum du das überhaupt wolltest, Mann. Du kannst doch was viel Besseres kriegen.«
    Ein Teil von mir möchte Delia verteidigen, aber ich kenne Brice, und er ist die Mühe nicht wert. Also rede ich ihm nach dem Mund. Das ist die einfachste Methode, um von ihm zu bekommen, was ich will.
    »Ich war ziemlich voll«, sage ich, »und ich weiß auch nicht, irgendwie dachte ich mir, was soll’s ... Hör zu, kannst du ihre Nummer für mich aus dem Telefonbuch oder so raussuchen?«
    Brice lacht.
    »Konntest du ihr wenigstens die Hose ausziehen,

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