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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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ein anderer Typ in die Hand hustet. »Loser.«
    Jetzt wache ich richtig auf. Dad war Mitglied in der Nachrichten-AG seiner Schule. Ich weiß noch, dass er mal erwähnt hat, wie gut die AG ihn auf seine Karriere als öffentlicher Redner vorbereitet hat.
    Ich sehe in die vorderste Reihe. Dort sieht sich Darleen mit verschränkten Armen die Schulnachrichten an. Von Zeit zu Zeit dreht sie sich um und wirft den Schülern, die sich darüber lustig machen, erboste Blicke zu. Ich bemühe mich, absolut harmlos zu wirken und aufmerksam auf die Leinwand zu schauen. Ich möchte diese Kids gernhaben, ganz ehrlich, aber sie sind wirklich ziemlich dämlich. Zum einen sitzt der Typ, der das Mikro fallen gelassen hat, nie still. Er rutscht auf seinem Sitz hin und her, als müsste er dringend pinkeln, und blickt kein einziges Mal von seinem Blatt auf. Als er schließlich doch aufsieht, sehe ich, dass er Glubschaugen hat. Er trägt Schlips und Jackett, obwohl es draußen heiß ist, und was noch schlimmer ist: Seine Jacke ist dunkelgrau – eine Winterfarbe, keine Herbstfarbe.
    »Schwachköpfe«, sagt ein Mädchen gähnend.
    Dann fängt ein dürrer Junge mit Sommersprossen und Zahnspange an, die Sportnachrichten vorzulesen. Er ist noch schlimmer als sein Vorgänger – wenn das überhaupt möglich ist. Er sagt ›Probe‹, wenn er ›Training‹ meint, und liest ›Variante‹ statt ›Variable‹ vor. Ich schüttele den Kopf und frage mich, warum ich vorher noch nicht darauf gekommen bin ...
    Dann halte ich inne und gehe alles sehr sorgfältig durch, nur um sicherzugehen. Könnte diese Idee auf irgendeine Weise zu Anpassungsschwierigkeiten führen? Nein, ich bin sicher, dass das unmöglich ist. Könnte diese Idee auf irgendeine Weise dazu führen, dass ich zu spät in den Unterricht komme, eine Schulstunde versäume oder d en Unterricht störe? Nein. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass ich dafür früher kommen müsste, und dass die Lehrer das für ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein halten werden. Letzte Frage: Ist es möglich, dass die Sache irgendwie danebengeht?
    Wohl kaum. Wenn ich meine Idee umsetze, werden alle in mir den fleißigen Streber sehen, und ich werde lauter neue unbeliebte Freunde gewinnen.
    Die Sache ist entschieden.
    Ich werde der Nachrichten-AG beitreten.
    Aber zuerst muss ich Romer finden.
    Den restlichen Vormittag über suche ich ihn auf allen Korridoren, aber ich finde ihn erst beim Mittagessen. Er sitzt neben dem dünnen Jungen an einem langen Tisch, an dem sonst niemand sitzt. Ich zwänge mich durch die Schlange, die für das Essen ansteht, und habe vor, mich an ihren Tisch zu setzen. Doch als ich aus der Schlange trete, winken mich Joe und Nikki zu sich. Jen sitzt mit ein paar Cheerleadern am anderen Ende des Tischs. Heute findet irgendeine Cheerleader-Veranstaltung statt, deswegen tragen alle ihre Uniformen.
    Ich starre auf den Platz, den sie für mich geräumt haben.
    »Hey, sorry, ich würde mich ja gern setzen, aber ...«
    »Aber was?«, fragt Jen.
    »Ach, nichts. Ich meine, ich habe schon meinen Kumpels da drüben versprochen, dass ich mich zu ihnen setze. Tut mir leid.« Ich hebe entschuldigend die Schultern, und alle sehen mich verwirrt an.
    »Welche Kumpels?«, fragt Nikki und sieht sich suchend in der Cafeteria um. Ich zeige mit dem Kopf auf die beiden Typen, die vorhin die Schulnachrichten vorgelesen haben.
    »Du weißt schon ... die da.« Ich lächle. »Also, bis dann!«
    Alle starren mich an, als hätte ich gerade angekündigt, mein Mittagessen im Lehrerzimmer einzunehmen, aber ich trage mein Tablett gelassen quer durch den Raum und setze mich neben die beiden Jungen.
    »Macht es euch was aus, wenn ich mich zu euch setze?«, frage ich. Keiner von beiden antwortet. Romer wirkt wieder, als müsste er dringend pinkeln, und beide rücken ihre Tabletts von meinem weg.
    Ich atme tief aus. »Cool«, sage ich und strecke ihnen die Hand hin. »Liam Geller.« Keiner von beiden rührt sich, also fange ich mit der mühsamen Aufgabe an, jedes Fitzelchen Fleisch von meinem Hackbrötchen runterzukratzen. Ich hatte zwar um ein Brötchen ohne Fleisch gebeten, aber die Bedienung in der Cafeteria hat mich nur wütend angesehen.
    »Ich bin neu hier«, sage ich. »Ich hab euch heute Vormittag die Schulnachrichten vorlesen sehen und mir gedacht: Liam, du solltest dich mit den beiden zusammentun. Deswegen hab ich jetzt, als ich euch hier sitzen sah ...«
    Der Dünne starrt wie gebannt auf irgendwas.
    Ich weiß

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