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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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wichtig.«
    Ich nicke und grinse Simon und Raymond an. »Keine Angst«, beruhige ich sie. »Ich habe alles im Griff.«
    Doch Raymond bleibt skeptisch.
    »Simon wird die Kamera bedienen«, sagt er, »und ich werde die Sportnachrichten vorlesen. Wenn du dich also verfranst, kann ich dir die richtige Stelle zeigen.« Er versucht, mir das Mikrofon ans Revers zu klemmen. »Wenn du willst, dass ich deinen Teil übernehme, gib mir unter dem Tisch einen Tritt. Aber bitte sanft. Kein Grund, nervös zu werden.« Schon zum vierten Mal hintereinander gleitet ihm das Mikro aus der schweißnassen Hand. Ich hebe es auf und klemme es mir sauber unter das Revers. Dann lasse ich das Kabel im Jackett verschwinden.
    »Fertig.«
    Die Beraterin lächelt mich schmachtend an, und Raymond nickt.
    »Vergiss nicht, sorgfältig zu lesen«, ermahnt er mich noch einmal. »Bist du nervös? Du wirkst nervös.«
    Ich schüttele den Kopf. Ich bin nicht nervös. Ich konzentrieremich darauf, welchen Gesichtsausdruck ich beim Vorlesen der Schulnachrichten rüberbringen will. Dramatisch? Aufrichtig? Sinnlich? Ja, das ist es.
    »Okay. Das Licht kann jede Minute aufleuchten. Jeeeede Minute ... jeeeede ... ach, es ist schon an ...«
    Raymond versetzt mir unter dem Tisch einen Tritt, und ich mache eine dramatische Pause. Dann beuge ich mich zur Kamera.
    »Guten Morgen, Pineville High«, sage ich in meinem sinnlichsten Tonfall.
    Raymond windet sich. Ich hätte »Guten Morgen, Pineville High school «, sagen sollen. Aber ich ignoriere ihn und fange an, aus dem Stehgreif zu sprechen.
    »Es ist acht Uhr fünfundvierzig an einem Montagmorgen. Ich bin Liam Geller, und hier sind die Nachrichten.« Ich verändere leicht meine Position. »Zu den Meldungen des Tages. Vielversprechende Schüler der Abschlussklasse haben sich zum allerersten Modell-NATO-Ausschuss der Pineville Highschool zusammengeschlossen. Das Team wird Uganda repräsentieren.« Ich mache eine Pause, wie um die Wichtigkeit zu unterstreichen. »Es wird nach Washington, D. C. reisen, um diese so überaus wichtige Rolle zu spielen. Dies wird eine wahrhaft historische Mission.«
    Ich ziehe den Augenblick in die Länge. Dann schaue ich wieder konzentriert und mit durchdringendem Blick in die Kamera.
    »Weitere Meldungen sind, dass als warmes Mittagessen heute (bedeutungsvolle Pause) Rindergulasch, ein Brötchen, Götterspeise und (Pause) Milch serviert wird. Der Tütenlunch besteht heute aus (Pause) einem Schinkenbrot, einem Apfel, Chips und (Pause) Milch. Es gibt zwar kein vegetarisches Menü, aber wenn man ein warmes Mittagessen und einen Tütenlunch kauft, lässt sich daraus eine Mahlzeit zusammenstellen, die aus einem Brötchen, einem Apfel, Chips, Götterspeise und (Pause) Milch besteht.«
    Ich lehne mich im Stuhl zurück.
    »Und zu guter Letzt«, sage ich in gespieltem Ernst, »sollte sich jeder Schüler, der noch keine jährliche medizinische Untersuchung hatte, bitte heute vor Schulschluss im Büro der Krankenschwester melden. Heute ist der letzte Tag der Untersuchung.« Ich setze einen aufrichtig besorgten Gesichtsausdruck auf. »Denkt daran: Die Schuluntersuchung ist äußerst wichtig.«
    Ich blicke zwar in die Kamera, passe aber auf, dass ich keinen starren Blick habe. Stattdessen sehe ich hinter sie und stelle mir meine Zuschauer vor.
    »Damit sind die Schulnachrichten beendet«, sage ich. Dann halte ich inne, denn jetzt ist der Zeitpunkt für die Pointe gekommen. Ich werfe einen kurzen Blick auf die Fachberaterin, doch die hat das Kinn in die Hände gestützt, also gehe ich davon aus, mir einen letzten Höhepunkt leisten zu können, solange ich es rasch tue.
    »Im Interesse der Vielfalt werden die Nachrichten jetzt auf Französisch wiederholt.« Ich hole tief Luft und stelle mir vor, in die Hall of Fame der Loser aufgenommen zu werden. Wer hätte gedacht, dass das Leben in Paris sich irgendwann auszahlen würde?
    » Bonjour, Pineville High .«
    Ich wiederhole den gesamten Text und sehe dann Raymond bedeutungsvoll an.
    »Und jetzt zu Rambo Romer mit den Sportnachrichten, Rambo?«
    Raymond rührt keinen Muskel. Er starrt mich an. Seine Froschaugen quellen aus den Höhlen, und seine schweißnassen Hände umklammern die Blätter, die vor ihm liegen. Abwartend lächle ich in die Kamera.
    »Pardonne-moi« , sage ich schließlich. » Et maintenant, Rambo Romer avec les sports. «
    Mit einer langsamen Bewegung wendet sich Raymond der Kamera zu.
    »Die Probevorführung der Anwärter für die Ch...

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