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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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so was wie sein Handlanger und Bewunderer. Der will Raymond sein . Eigentlich sollte man nicht glauben, dass ein Typ wie Raymond einen Handlanger hat, aber beide lieben den ganzen technischen Schickschnack.«
    »Und was ist mit dir?«, will Eddie wissen. »Findest du es auch toll?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Vielleicht«, sage ich, »wenn sie mich je die Ansage machen lassen.«
    Eddie hält vor der Schule. »Bestimmt kriegst du bald deine Chance«, meint er, aber dabei sieht er mich so prüfend an, als wollte er etwas ganz anderes sagen.
    »Liam«, fragt er schließlich, als ich aussteigen will, »bist du sicher, dass du weißt, was du tust?«
    Das ist eine gute Frage, denn meistens würde die Antwort darauf ›Nein‹ lauten. Doch diesmal nicke ich lächelnd.
    »Absolut. Ich habe alles im Griff.« Dann springe ich aus dem Auto und mache die Tür hinter mir zu.
    Am nächsten Montagmorgen findet mein Debüt statt. Ich habe mir viele Gedanken gemacht und weiß jetzt genau, was Raymond und Simon falsch machen. Es sind nicht die Schulnachrichten, die von sich aus schlecht wären. Es ist eher die Tatsache, dass die beiden sie viel zu ernst nehmen. Okay, es sind Schulnachrichten – aber Raymond und Simon bemühen sich zu krampfhaft und wirken deshalb lächerlich.
    Also lasse ich zum ersten Mal seit meiner Verwandlung Tante Petes T-Shirts und die Klamotten aus dem Einkaufszentrum auf meiner Kleiderstange hängen und ziehe mir stattdessen meine schönste faltenlose Gabardinehose aus gekämmter Baumwolle an, und dazu ein echt umwerfendes, eng anliegendes Jackett aus Moms Boutique – ein Einzelstück von einem jungen italienischen Designer –, darunter ein geknöpftes Nadelstreifenhemd von Burberry und einen schmalen schwarzen Schlips, der den Schnitt des Jacketts betont. Außerdem trage ich mein Lieblingsmodell von Cole Haan – italienische Schuhe, natürlich auf Hochglanz poliert –und kämme mir nicht die Haare. Das Ensemble ist so overdressed für die Pineville High, dass es schon lächerlich ist. Jeder, der auch nur die geringste Ahnung von Mode hat, wird aus einer Meile Entfernung erkennen, dass meine Aufmachung übertrieben ist.
    »Dieses Outfit passt schon eher zu dir«, bemerkt Eddie, als ich morgens das Haus verlasse. Er pfeift anerkennend und zieht die Augenbrauen so hoch, dass sie fast verschwinden.
    »Heute ist mein Debüt vor der Kamera«, erkläre ich.
    Eddie grinst. »Also, du bist mit Sicherheit ... äh ... gut vorbereitet.« Er lacht. »Ich bezweifle, dass je ein Burberry-Hemd in Pineville getragen worden ist. Und erst das Jackett ...« Er pfeift noch einmal. »Bist du sicher, dass der Auftritt eine so perfekte Aufmachung verdient?«
    Natürlich soll das ein Witz sein, aber es macht mir nichts aus. Schließlich weiß er nicht, dass diese ›perfekte Aufmachung‹ mein Eintritt in die Gruppe der Loser sein wird.
    »Hals- und Beinbruch«, ruft Eddie mir nach und fährt weiter.
    Ich winke ihm über die Schulter zu und gehe dann direkt zum Technikraum. Ich bin noch vor Raymond und Simon da. Als sie schließlich eintreffen, bin ich gut vorbereitet.
    Ich setze mich neben Raymond an den Nachrichtentisch und warte darauf, dass Simon die Kamera einstellt. Da es mein erstes Mal vor der Kamera ist, ist unsere Fachberaterin dabei. Sie ist jung und trägt schicke Stricksachen. Sie lässt sich nur ganz selten blicken, weil der Technikraum Raymonds Reich ist, aber heute muss sie mein Debüt überwachen.
    »Ich freue mich, dass du dich entschlossen hast, der Nachrichten-AG beizutreten«, sagt sie und mustert mein Jackett. »Raymond hat mir erzählt, dass du gern die Nachrichten vorlesen würdest. Du siehst gut aus.« Sie lächelt und fummelt an einem Stapel Papier herum.
    »Ich bin voll und ganz für Nachrichten zu haben«, sage ich. »Nachrichten sind wichtig. Ohne sie geht gar nichts.«
    Die Beraterin streicht sich eine Haarsträhne hinters Ohr und fasst sich an den Hals. »Ja, genau«, sagt sie. »Das finde ich auch.«
    Ich grinse.
    »Du solltest sie ein paar Mal lesen, bevor wir anfangen«, unterbricht uns Raymond. Er reicht mir mehrere Blätter. »Vergewissere dich, dass du alle Wörter verstehst. Ich kann dir helfen, falls du über irgendein Wort stolperst. Lies einfach langsam und sieh direkt in die Kamera. Es ist wichtig, dass du die Wörter deutlich aussprichst. Finden Sie nicht auch, Ms Peterson?«
    Die Fachberaterin starrt mich an. »Was?«, fragt sie. »Ach so, ja natürlich – deutlich ist

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