Voll daneben
strömt ins Auto. Wir haben uns bei Friendly’s alle mit fettigem Essen vollgestopft, und Pete hat das Radio voll aufgedreht. Er lässt WXKJ laufen, wo die Marathonsendung mit Songs aus den Achtzigern läuft, und die Musik ist furchtbar, aber die Jungs singen trotzdem mit. Dann furzt Dino ganz laut, und wir alle lachen, bis wir Bauchschmerzen haben.
Als wir zu Petes Mobilheim zurückkommen, quellen wir aus dem Nissan, der mit Tüten voller Kleidungsstücken und Schuhkartons beladen ist. Pete trägt schon seine neuen roten Stöckelschuhe und hält die Fliegengittertür mit einem strassbesetzten Fuß auf, während alle ins Haus stolpern. Das Telefon klingelt, und alle versuchen, es rechtzeitig zu erreichen, ohne überall Einkaufstüten fallen zu lassen.
Eddie hebt den Hörer ab und gibt ihn mir.
»Es ist für dich.«
Immer noch grinsend und bemüht, nicht zu stolpern, nehme ich ihn entgegen.
»Hallo?«, sage ich ein bisschen zu laut.
»Liam?«
»Dad?«
Pete blickt auf, und von einer Sekunde auf die andere erstirbt die ganze fröhliche Stimmung.
»Dad?«, wiederhole ich. »Ich bin so froh, dass du endlich anrufst. Ich wollte mit dir reden.«
»Lass das.«
Dads Stimme klingt scharf, und ich stocke.
»Was soll ich lassen? Ich hab bloß gesagt, dass ich froh bin, dass du –«
»Was zum Teufel machst du?«
»Ich ... Was meinst du damit, was ich mache? Ich mache mich gut, im Großen und Ganzen. Hast du meine Nachricht erhalten?«
»Ist dir klar, wie demütigend das für mich ist?«
»Was denn? Warte mal.« Ich verstehe kein Wort. »Was ist demütigend für dich? Ich sagte, ich –«
»Dein Schulberater hat angerufen. Er wollte mit deinem Vater sprechen, weil du Anpassungsschwierigkeiten hast. Er hat gesagt, du wärst am ersten Schultag nicht erschienen, dann wäre dir das Recht entzogen worden, den Schulbus zu benutzen, und heute hätte er eine lange Unterredung mit dir gehabt, nachdem du vom Unterricht ausgeschlossen worden bist.« Dad macht eine Pause. »Anpassungsschwierigkeiten, Liam?«, fragt er. »Waren die letzten siebzehn Jahre etwa Anpassungsschwierigkeiten?«
Ich hole tief Luft. Erwartet er darauf wirklich eine Antwort?
»Soll ich dir auch sagen, wann dein Schulberater mich angerufen hat?«, fragt Dad. »Er hat während einer wichtigen Besprechung angerufen. Ich sitze gerade mit meinen Kollegen am Konferenztisch, als die Sekretärin das Meeting unterbricht, um mir zu sagen, dass die Schule meines Sohnes am Telefon ist. Nachdem sie das gesagt hatte, konnte ich wohl schwerlich das Gespräch ablehnen, oder?«
Ich schüttele den Kopf, auch wenn ich weiß, dass er es nicht sehen kann.
»Wie dein Schulberater gesagt hat, bist du auch wegen Abschreiben ermahnt worden, und jetzt haben sie deine Akte durchgesehen und glauben, dass du vielleicht eine Therapie machen solltest. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich jetzt fühle?«
Ich bemühe mich redlich, eine ernste Miene zu wahren.
»Ich weiß nicht. Beschämt? Dad, bitte –«
»Du weißt es nicht? Ich habe dir alles gegeben. Ich habe deine vielen Partys ertragen, und die zahlreichen Mädchen, mit denen du schläfst, und dass du betrunken Auto fährst ...«
Ich halte den Hörer auf Distanz. Diesen Teil kenne ich schon, und deswegen denke ich ihn mir, bis ich ziemlich sicher bin, dass Dad am Ende seiner Standpauke angekommen ist. Dann lege ich den Hörer wieder ans Ohr.
»Du hast recht«, sage ich. »Ich weiß, dass du recht hast. Es tut mir leid, dass sie dich im Büro angerufen haben, aber wenn du mir nur eine Chance gibst, werde ich mich bessern. Ich habe hier lauter neue Freunde. Intelligente Freunde. Und ich werde mich für irgendeinen Zusatzkurs in der Schule anmelden. Vielleicht einer AG beitreten.«
Dad seufzt. »Ich glaube kaum, dass du in eine AG aufgenommen wirst.«
Die Bemerkung tut zwar weh, aber ich ignoriere sie.
»Ich verspreche es, Dad. Ich bin dabei, mich zu bessern.«
Eine lange Schweigepause entsteht. Dann atmet Dad hörbar langsam aus.
»Sag mir eines. Hat deine Mutter dir gesagt, du sollst Peter anrufen?«, fragt er.
Die Frage kommt völlig unerwartet, und ich würde ihn gerne fragen, was das mit dem anderen zu tun hat, aber ich lasse es.
»Nein«, sage ich. »Mom wusste gar nichts davon. Ich war derjenige, der Pete anrufen wollte.«
Dad lacht müde. »Du verteidigst sie immer«, sagt er und machteine Pause. »Nun ja, ganz offensichtlich hat sich das Ganze als ein Desaster entpuppt, und wenn du mich gefragt
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