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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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die Bullen hätten ihn aufgestöbert, mit einem bewaffneten Einsatzkommando kurz vor dem Zugriff. Er verhielt sich völlig still, atmete kaum noch.
    «Das is ’n Café», sagte eine der Stimmen, flüsterte jetzt nicht mehr. Eine hohe Stimme, hätte eine Frauenstimme sein können, war’s aber nicht. Mußten Kids sein. Das war eine Knabenstimme. Ein kleiner Junge, so jung, daß er noch nicht in den Stimmbruch gekommen war. Norman rührte sich nicht. Mit etwas Glück würden sie wieder verschwinden.
    «Damit macht man Kaffee», sagte eine zweite Stimme. «Geil. Wir könnten das hier als Versteck benutzen. Sieh dir nur all den alten Krempel an.» Noch einer, der wie der erste den Stimmbruch noch vor sich hatte.
    O mein Gott, schlagt hier bloß nicht eure Zelte auf. Geht und spielt am Strand. Baut Sandburgen, macht das, was ihr sonst so macht. Das Problem mit den Kids heutzutage war, daß sie keinerlei Respekt mehr vor Privateigentum kannten.
    Da waren nur zwei Stimmen. Nicht mehr. Einer der beiden sprang auf die Theke und hüpfte darauf herum. Scheiße, als würde Norman in einer Trommel stecken. Dann sprang der Junge auf die nackten Bodendielen, und der andere sprang auf die Theke und veranstaltete den gleichen Tanz.
    Norman wollte aufstehen und sich die kleinen Dreckskerle vorknöpfen, um ihnen eine Scheißangst einzujagen.
    «Da drüben ist ein Schrank», sagte die erste Stimme.
    «Wo? Laß mich auch mal sehen.»
    «Unter der Theke.»
    Die Tür am anderen Ende der Theke wurde ungefähr einen halben Meter weit aufgezogen. Norman sah Licht.
    «Ist irgendwas drin?»
    «Kann nichts erkennen. Zu dunkel.»
    Dann tauchten ein Kopf und eine Hand durch die Schranktür auf. Norman hielt die Luft an.
    «Da ist was», sagte die Stimme. «Fühlt sich an wie ’ne Decke.»
    «Sonst noch was? Geld vielleicht?»
    «Nein. Da ist was drin eingewickelt. Fühlt sich an wie ein... wie ein... Fuß.»
    «Jesus. Das hat mir gerade noch gefehlt», sagte Norman.
    Die Kids gerieten in Panik und waren aus der Hütte, bevor Norman aus dem Schlafsack und unter der Theke rauskriechen konnte. Als er schließlich vor der Hütte war, standen die beiden Jungs bereits zwanzig Meter entfernt am Kliff, unschlüssig, ob sie weiter nach oben klettern oder wieder zurückkehren und sich ansehen sollten, wer zu dem Fuß gehörte.
    «Kommt zurück», brüllte Norman. «Ich tu euch nichts.» Er mußte sich etwas einfallen lassen; aber Jungs wie die konnte er bequatschen, alles zu tun, was immer er wollte. Sie waren zwölf, vielleicht auch dreizehn Jahre alt. Ein kleiner Blonder und ein Dunkelhaariger, etwas größer als sein Kumpel. Langsam kletterten sie das Kliff herunter, der Dunkelhaarige voran. Norman beobachtete sie und wartete. Beide trugen Shorts und T-Shirt.
    «Mensch, wir dachten schon, Sie wären ein Gespenst», sagte der Dunkelhaarige.
    «Oder ein Toter», sagte der Blonde. «Ich hab gedacht, Sie wären ’ne Leiche.»
    Norman lachte und kehrte in die Hütte zurück. Die beiden Jungs folgten ihm. Er griff unter die Theke nach seiner Tasche und riß eine Dose Bier auf, trank einen Schluck und reichte sie dem größeren der beiden weiter, der offensichtlich der Anführer war. Dann klopfte er eine Zigarette aus seinem Päckchen und reichte es den Jungs. Sie bedienten sich, Norman riß ein Streichholz an und gab allen Feuer.
    Er tauchte wieder in sein Schlafzimmer ab und kramte eine Plastiktüte heraus, die er auf der Theke auskippte. Eine Million Zehnpence- und Fünfzigpencemünzen schwappten über die Holzplatte, einige rollten auf den Boden.
    «Mensch», sagte der kleine blonde Junge. «Das ist ja ein Vermögen.»
    Beide Augenpaare strahlten beim Anblick des Geldes. «Wo haben Sie denn das her?» fragte der Dunkelhaarige.
    «Ich könnte’s euch verraten», antwortete Norman. «Aber ich weiß nicht, ob ihr ein Geheimnis für euch behalten könnt.»
    « Oh, wir können !» sagten beide wie aus einem Mund. Und nur ein Narr hätte daran gezweifelt. Scheiße, was immer es war, sie würden es keinem Menschen erzählen. Niemals.
    Norman ließ die Bierdose wieder kreisen. «Hab eine Telefonzelle geknackt», sagte er. «Letzte Nacht.»
    «Geil», meinte der kleinere.
    «Ja», sagte sein Freund. «Wie haben Sie das gemacht?»
    «Mit ’nem Büchsenöffner», antwortete Norman, nahm dem Blonden das Bier ab und trank einen Schluck.
    «Wieso schlafen Sie hier?» wollte der Dunkelhaarige wissen.
    «Ich bin auf der Flucht», erzählte Norman. «Die Polizei sucht

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