Voll erwischt

auf den Drehstuhl, legte die Beine auf den Schreibtisch und schaute sich im Zimmer um. Unter dem Fenster hinter ihm befand sich ein Heizkörper. An der gegenüberliegenden Wand waren die Tür und ein Aktenschrank. Der Aktenschrank war abgeschlossen, und in der mittleren Schublade lag eine kleine Pistole und Munition, außerdem eine leere Flasche Whisky. Die Pistole war für Notfälle. Die leere Flasche Whisky lag dort als Symbol für die volle Flasche Whisky, die alle Privatdetektive stets in ihren Aktenschränken aufbewahren. Alle Privatdetektive mit Ausnahme von diesem einen, der nicht damit klarkam.
    An der Wand auf der rechten Seite befanden sich eine Spüle und ein kleines Abtropfbecken, Platz für einen Teekessel und ein paar Tassen. Dann gab es noch eine Tür zu Celias Zimmer. Rechts davon stand ein leeres Bücherregal, denn Sam hatte zu Hause einige Bücher, die er morgen herbringen wollte.
    Links von ihm standen zwei weitere Schreibtische, einer für Geordie und einer für Gus, sowie ein Regalelement, das neben einer Stereoanlage einen Stapel Kassetten beherbergte, damit sie was zur Unterhaltung hatten, wenn sie nicht gerade Fälle aufklärten oder Bücher lasen. Außerdem stand da noch ein zusätzlicher Stuhl.
    Ein weiterer Stuhl stand vor Sams Schreibtisch. Für Klienten. Bislang jedoch hatte noch niemand darauf gesessen.
    Das Fenster hinter ihm war mit einer Folie beklebt worden, so daß man vom Platz unten den Firmennamen lesen konnte. Sam erhob sich aus seinem Drehstuhl und ging um den Schreibtisch herum. Er setzte sich auf den Besucherstuhl und schaute auf sein Hemd hinab. Er mußte den Stuhl eine Idee verschieben, bis er den gewünschten Effekt erzielte. Dann lächelte er. Der Schatten des Schriftzuges fiel jetzt genau auf seine Brust und verkündete:
     
    Sam Turner
    Ermittlungen
     
    Sam trug ein kurzärmeliges grünes Baumwollhemd mit Button-down-Kragen und eine weit geschnittene Gabardinehose mit Metallknöpfen auf den Taschen. Ihm war zu heiß. Er stand auf und ging zur Eingangstür, die auf ein kleines Vorzimmer führte. Wenn die Kundschaft Schlange stand, um hineingerufen zu werden, konnten die Leute wenigstens irgendwo warten. Bislang gab es dort zwar noch keine Sitzgelegenheiten, doch dem Lärm nach zu urteilen, der gerade aus dem Treppenhaus heraufdrang, würden schon bald zwei Sessel eintreffen.
    Die Pubs wirkten bei diesem Wetter noch einladender. Aber das war nur ein Streich, den einem das Unterwußtsein und der Alk spielten. Er stieß ein Lachen aus. Das war der Streich, den der Alk spielte. Es würde tatsächlich jemand auf dem Boden einer Flasche sein, allerdings müßte man mehr Flaschen austrinken, als man vertragen konnte, bevor man herausfand, wer es war. Und wenn man dann entdeckte, wer es war, würde man sich an all die anderen Male erinnern, die man sich bis zur Besinnungslosigkeit hatte volllaufen lassen.
    Aber er würde die Finger davonlassen. Immer eins nach dem anderen.
    Sam kehrte in sein Büro zurück und schob New Morning in das Tapedeck, denn genauso fühlte es sich an. Dann ging er zu Celias Tür hinüber. Er öffnete sie und steckte den Kopf ins Nebenzimmer. «Wie geht’s?» fragte er.
    «Oh, Sam», sagte Celia. «Mir geht’s gut. Meinte schon, Sie da draußen gehört zu haben.» Celia hatte mit ihrem Schreibtisch einen Kompromiß geschlossen, hatte ihn rechtwinklig zum Fenster aufgestellt, so daß sie hinausschauen konnte oder auch nicht, je nachdem, wonach ihr war. Celia Allison war Sams Sekretärin, achtundsechzig Jahre alt und noch gut in Schuß. Wenn Sam mit Typen redete, die ihm erklärten, ihre Sekretärin sei eine Perle, sagte Sam nur: «Verdammt, meine ist eine Goldmine.»
    Sie trug ein marineblaues, durchgeknöpftes Top mit kurzen Ärmeln und einen dazu passenden getupften Faltenrock. Ihre flachen Schuhe waren spitz und ebenfalls marineblau. Am linken Handgelenk trug sie einen russischen Armreif aus dreifarbigem Gold. Winzige Falten auf den Handgelenken und sehnige Venen auf ihren Handrücken.
    Ihr Zimmer war etwas kleiner als Sams. Sie hatte einen neuen Computerarbeitsplatz mit einem modernen System darauf. Mehrfrequenzmonitor auf kipp- und drehbarem Ständer. Laserdrucker. Scanner. Eine kleine Maus auf einem Mousepad, mit der Sam bislang noch nicht zurechtkam. Immer wenn er das kleine Gerät benutzte, verschwand der Mauszeiger sofort vom Bildschirm. Aber Celia kam damit klar.
    Außerdem stand auf dem Schreibtisch eine Fax-Telefon-Kombination sowie eine