Voll erwischt
Haustürschloß. Diesmal sagte er nichts, brüllte nicht den Namen seiner Frau heraus. Und als er zur Wohnzimmertür kam, blieb er auch nicht im Eingang stehen. Er kam schnurstracks herein, blieb ein, zwei Meter vor Norman stehen und sagte: « Erledigt. Die Koffer sind im Auto. Das hier ist unser gesamtes Geld.» Er reichte Norman einen Umschlag, dessen Inhalt sich wie ein weiterer Tausender anfühlte.
«Hier haben Sie kein Geld?» fragte Norman und stemmte sich aus dem Sessel hoch.
Der Typ schüttelte den Kopf. «Nein», sagte er. «Sie haben jetzt alles.»
Norman schüttelte den Kopf. «Das ist irgendwie nicht richtig», sagte er, «mir solche Lügengeschichten aufzutischen. So was könnte Sie mal in ernste Schwierigkeiten bringen.»
Der Typ ließ den Kopf hängen, wußte, daß er erwischt worden war. Sah aus wie ein Schuljunge vor dem Direktor.
Norman wartete einige Sekunden, nur um sicherzugehen, daß der Typ nicht noch woanders im Haus Geld gebunkert hatte.
«Die Kohle oben haben wir gefunden», sagte Norman. «Die Geldkassette, die Sie vor dem Finanzamt versteckt haben. Ziemlich ungezogen.»
«Okay, Sie haben alles», sagte der Mann. «Kann ich jetzt meine Frau zurückbekommen?»
«Vorher will ich aber noch einen Blick in den Wagen werfen», erwiderte Norman. «Wir wissen ja jetzt, daß Sie nicht immer die Wahrheit sagen.» Norman ging an dem Mann vorbei, nahm ihm den Schlüssel des Benz aus der Hand und verließ das Haus. Er ging zu dem Benz und öffnete den Kofferraum. Er nahm eine Handfeuerwaffe und einen Schalldämpfer aus dem ersten Koffer und lud die Waffen durch, als er den Weg zur Haustür zurückkehrte.
Als Norman den Raum betrat, hatte der Mann sich nicht von der Stelle gerührt. Er starrte auf den Fernseher, auf die Bilder ohne Ton. Er drehte sich nicht um, stand einfach nur da und verfolgte die Bilder.
«Mal abgesehen von dieser kleinen Flunkerei», sagte Norman, «haben Sie Ihre Sache sehr gut gemacht. Deshalb werden wir Sie nicht bestrafen, Ihre Frau ist oben.»
Der Mann registrierte es nicht sofort. Er stand noch ungefähr fünfzehn Sekunden da und starrte weiter auf die stummen Bilder. Dann schüttelte er den Kopf und ging zur Treppe. Norman folgte ihm.
Der Mann nahm zwei Stufen auf einmal. Auf halber Höhe rief er: «Helen? Bist du da?» Er ging ins Schlafzimmer und kam wieder heraus, als Norman das Kopfende der Treppe erreichte. «Wo ist sie?» fragte er und ging weiter in sein Büro. Dann stand er in der Bürotür und fing wieder mit dieser Nickerei an. «Du Dreckskerl», fauchte er Norman an. « Sie ist nicht hier!» Seine Knie gaben nach, und Norman dachte schon, er würde jeden Augenblick losheulen. «Sie ist im Kleiderschrank», sagte Norman.
Der Mann drängte sich an Norman vorbei, kehrte ins Schlafzimmer zurück und ging zum Kleiderschrank, den er sofort aufriß. «O mein Gott», stieß er hervor und sank auf die Knie. «Helen, ist mit dir alles in Ordnung?» Er fing an, seine gefesselte Frau aus dem Schrank zu ziehen. Zerrte an der Leine, zog sie mit dem Kopf voran heraus. Ein paar Schuhe fielen ebenfalls heraus.
Wieder der Gestank von Pisse. Fast nicht zu ertragen, und doch schien der Typ nichts zu bemerken.
Norman legte die Kanone an den Hinterkopf des Mannes, berührte ganz leicht den Abzug und verpaßte ihm eine Kugel. Der Mann sackte nach vorn über seine Frau, und da lagen sie dann in einem Haufen Schuhe, halb in und halb vor dem Kleiderschrank.
Norman streckte eine Hand aus und zog den Mann von seiner Frau, damit er ihr die gleiche Behandlung verpassen konnte. Doch das war nicht mehr nötig. Sie war bereits tot, mußte wohl erstickt sein. Norman zuckte die Achseln. Deshalb hatte er nicht gehört, wie sie sich im Schrank abkämpfte oder um sich trat. Und er fand, sie sei ein braves Mädchen gewesen.
Norman drückte dem Mann die Kanone in die rechte Hand und bog seinen Zeigefinger um den Abzug, damit es aussah, als hätte er zuerst seine Frau umgebracht und sich anschließend selbst erschossen. Für die Bullen ein glasklarer Fall. Wenigstens eine gewisse Zeit lang. Es war schwierig, mit Handschuhen zu arbeiten, aber er schaffte es dennoch. Scheiße, wenn sie irgendwo im Haus Normans Abdrücke fanden, würden sie sofort die ganze Stadt abriegeln und das Militär kommen lassen.
Er ging die Klamotten des Mannes durch, die im Kleiderschrank hingen. Da war ein leichter, hellblauer Sommeranzug, dessen Etikett verriet, daß er in Finnland hergestellt worden war. Norman
Weitere Kostenlose Bücher