Voll erwischt
auf den Schreibtisch. Er lachte. «Jazzy, aber nicht funky. Sie verstehen, was ich meine? Tina Turner, die kann echt funky sein.»
«Ach, ja?» erwiderte Sam.
«Alle Nigger können funky sein», fuhr Norman fort. «Besonders die Frauen. Die Typen auch, die bewegen sich auch voll gut. Sie verstehen, was ich meine? Aber Tina, Scheiße, daß ist mal ’ne Klassefrau. Jeder einzelne Zentimeter.»
Sam seufzte tief. «Ja», sagte er. Dann gab er sich noch mehr Mühe. «Ich weiß, was Sie meinen.»
«Ich hab da dieses Foto», erzählte Norman. «Tina in einem Kleid ganz aus Pailletten. Tja, eigentlich ist’s ja nicht mal ein Kleid, eher so was wie ein paar Pailletten. Was weiß ich, schon möglich, daß die auf ihre Haut geklebt sind. Sehen Sie sich mal an, wie die sich in dem Fummel bewegt, Mann.» Er kramte in seiner Tasche, zog ein Cassettencover heraus und schob es über den Schreibtisch. «Weiden Sie da dran mal Ihre Augen.»
Sam klappte das Cover auseinander und weidete seine Augen an Tina Turner, die mit gespreizten Beinen und auf hochhackigen Schuhen dastand. Abgesehen von den Pailletten war sie nackt und von oben bis unten eingeölt; die Arme streckte sie hoch über den Kopf. Ihre Brüste waren fast nackt, nur die Nippel wurden von der einen oder anderen Paillette verdeckt. Er schob es Norman zurück. «Rasiert sich unter den Armen», war sein Kommentar.
Norman warf einen Blick auf das Foto. «Ja», sagte er, und dann, mehr zu sich selbst: «Ein echtes Rasseweib. Solche sieht man nicht oft.» Und mit einem Blick zu Sam: «Wissen Sie, was ich mit der gern mal tun würde?»
Sam schüttelte den Kopf. «Aber ich hab so das Gefühl, Sie werden’s mir so oder so sagen.»
Norman lachte laut. «He», sagte er. «Sie sind knochentrocken, wissen Sie das? Sie haben echt Humor.»
«Das behaupten Sie», kommentierte Sam.
«Nein, echt wahr.» Norman unterbrach sich und fixierte Sam dann wieder über den Schreibtisch. «He, Sie machen’s ja schon wieder. Nehmen mich auf den Arm, Mann. Sie sind ausgebufft.»;
Sam lächelte ihn an und wünschte sich, er würde endlich verschwinden. «Man muß Kunden stets glücklich machen», sagte er. Er stand auf und nahm die Hundert vom Schreibtisch. «Ich erwarte jeden Augenblick einen anderen Klienten», sagte er. «Wenn das dann alles wäre...»
«Okay, okay», sagte Norman und erhob sich. Er ging zur Tür, machte sie auf und blieb immer noch quatschend draußen auf dem Gang stehen. Als er die Tür öffnete, verließ Barney seinen Korb und lief vor ihm hinaus. «Ich ruf in ein paar Tagen an und hör mal nach, wie Sie weiterkommen», fuhr Norman fort. Dann sagte er: «Scheiße, ich hab den Hund rausgelassen.»
«Keine Panik», meinte Sam. «Der kommt nicht weit. Ich werde ihn holen.»
«Immer cool bleiben», sagte Norman noch, als er ging.
Sam gab dem Kerl eine Minute, um zu verschwinden, dann verließ er das Büro, um Barney zu suchen. Er ging die Treppe hinunter auf den Platz und versuchte, diesen kleinen Pfiff hinzukriegen, den Geordie immer machte, wenn Barney ihm folgen sollte. Als Sam aus dem Eingang trat, sah er Norman zur nächsten Straßenecke gehen, wobei er diesen charakteristischen stolzierenden Gang drauf hatte und gleichzeitig alle Frauen angaffte, als hätten sie Paillettenfummel an. Von Barney war weit und breit nichts zu sehen, aber Geordie und Gus kamen gerade vom Betty’s über den Platz.
«Viel zu tun, Chef?» fragte Geordie.
«Nicht besonders», antwortete Sam. «Da vorne der Typ in Blau.» Er zeigte auf Norman, der inzwischen nur noch wenige Schritte von der Ecke entfernt war. «Nennt sich Norman Brown und will nicht, daß wir wissen, wo er wohnt.»
«Sag nichts mehr», sagte Geordie.
Gus nickte, und die zwei hängten sich an Norman, der inzwischen verschwunden war.
Sam kehrte nach oben zurück und fand Barney in den Armen der Frau in dem gelben Kleid. Sie stand in seinem Vorzimmer, und als Sam die Tür aufmachte, drehte sie sich um und sagte: «Oh, hallo. Gehört der kleine Bursche hier Ihnen?»
«Ja», sagte Sam. «Also eigentlich gehört er mir nicht richtig. Ich bin im Moment nur sein Aufpasser. Wobei ich meine Sache allerdings nicht besonders gut mache.» Aus einiger Entfernung sah sie hübsch aus, aus der Nähe war sie ein echter Volltreffer. Vielleicht etwas älter, als er zuerst gedacht hatte, Mitte bis Ende Dreißig. Sie ging auf die Vierzig zu, wenn auch auf ausgesprochen elegante Weise. Sie war so groß wie Sam, und das mit flachen
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