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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Ließ sie dort, wie sie jetzt auf dem Bett kniete und aussah, als wollte sie gleich beten. Er füllte den Kessel mit Wasser und stellte ihn auf die Herdplatte. Dann kehrte er ins Schlafzimmer zurück, trat Orchid aus dem Weg. Er legte einen kleinen Revolver aufs Bett. «Ich bin jetzt mal für ein paar Tage weg», sagte er. «Muß mich in den Midlands mit ein paar Leuten treffen. Geschäftlich.»
    «Was ist das?» fragte sie und nahm die Kanone in die Hand. Es war eine glatte, kleine Stupsnase.
    «Vorsicht», sagte er. «Sie ist geladen. Mit Dumdums.»
    Janet drehte die Waffe in der Hand. Mit großen Augen sah sie Norman an. «Ist das eine...?»
    «Ja», sagte er. «Eine Charter Arms Undercover .38er Special. Ist ein Geschenk für dich. Damit ich weiß, daß dir nichts passieren kann, solange ich weg bin.»
    «Wann fährst du denn? Heute?»
    «Nein. Morgen. Wirst du ein braves Mädchen sein?»
    «Was soll das denn wieder heißen?» Sie warf die Kanone aufs Bett.
    «Das soll heißen, Janet, wirst du auch ein braves Mädchen sein?»
    «Ich weiß, was das heißt, Norman. Es bedeutet, ich bin so sexbesessen, ich bin so geil und mannstoll, daß ich losziehe und mir einen Schwanz suche, sobald du aus der Tür bist. Genau das soli’s heißen.»
    Norman zuckte die Achseln und ging zurück in die Küche. «Himmel», stöhnte er und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. «Herr im Himmel.» Wer konnte die Frauen verstehen? Da sagt man was, nur eine Kleinigkeit. Man denkt sich überhaupt nichts dabei. Ist einfach so was wie guten Tag zu sagen. Und was erntet man dafür? Einen Haufen Müll. Als hätte man einen Vulkan zum Ausbruch gebracht oder so. Wegen nichts. Du machst überhaupt nichts. Es spielt keine Rolle. Du mußt wohl ein Hormon angesprochen haben oder so. Ein ganzes Lagerhaus voller Hormone. Ist ja fast so, als hätten die ihre Hormone zu Pyramiden aufgestapelt wie die Dosen mit Bohnen im Supermarkt. Du schiebst nichts Böses ahnend deinen Einkaufswagen durch die Gänge, und du willst nicht mal Bohnen. Du magst überhaupt keine Bohnen. Aber eins von den Rädern des Einkaufswagens kickt eine der Dosen aus der untersten Reihe der Pyramide weg. Und ehe du dich versiehst, kracht das ganze Ding zusammen und fliegt dir um die Ohren.
    Du wirst erschlagen.
    Und dabei bist du ja überhaupt nur da reingegangen, um ein Päckchen Zigaretten zu kaufen.
    Für jemand anderen. Die Zigaretten waren nicht mal für dich.
    Du hast nur jemandem einen Gefallen getan.
     

Kapitel 26
     
    Marie begann Gus’ Siebensachen zusammenzupacken. Es mußten mindestens dreihundert Hefte Elektronik im Alltag und Dutzende Lehrbücher über Computertechnik gewesen sein, außerdem halb fertiggestellte Bausätze und, unter dem Bett, vier Pappschachteln mit verschiedenen Siliziumchips und ausrangierten gedruckten Schaltungen. Das alles stellte sie für die Müllabfuhr nach draußen.
    Geordie kam vorbei, als sie gerade Gus’ Garderobe durchging. Er probierte ein paar Hemden an, doch sie waren ihm mindestens zwei Nummern zu groß, also packte er sie in einen Koffer und bot sich an, alles zum Secondhandladen der Krebsstiftung zu bringen.
    «BHS», sagte sie.
    «Häh?»
    «Bring’s zur Britischen Herz-Stiftung», sagte sie. «In ihren Laden. Lieber wär’s mir, wenn du’s denen bringst.»
    « Oh, ja, okay», sagte er. Doch in der Tür verharrte er unschlüssig. Kam wieder ins Haus und blieb am Fußende der Treppe stehen. «Er war ein guter Mann. Gus», sagte er. «Er hat nicht gerade viel über seine Gefühle geredet, aber ich glaube, er hat viel über alles nachgedacht. Ich weiß nicht, ob du glaubst, daß er dich geliebt hat, aber ich glaube, er hat.»
    Geordie drehte Däumchen, starrte auf seine Reeboks, warf Marie einen kurzen Blick zu. Er sah billig aus, und was er zu sagen hatte, klang billig, und doch spürte Marie, wie sich eine Träne einen schmalen Kanal über ihre Wange grub. Ihr Blick verschleierte sich, und als sie wieder aufschaute, standen zwei Geordies vor ihr, beide leicht unscharf, Stereobilder mit ausgebreiteten Armen in einer Pose, die sie mit Jesus assoziierte. Ein Bildchen, das sie vor zwanzig Jahren in der Sonntagsschule bekommen hatte, und der Text unter dem Bild des Mannes lautete: Lasset die Kindlein...
    Sie ließ Gus’ Kleidungsstücke fallen, überbrückte die kurze Kluft zwischen sich und Geordie und ließ sich von ihm in die Arme schließen. Sein Körper war fest und kantig, ein krasser Kontrast zu ihren eigenen weichen und

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