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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Typ, der sie ihm verkaufte, zwar noch ein Teenager, aber absolut nicht auf den Kopf gefallen, sehr richtig sagte: «Die ist schlicht. Was soll man mehr sagen? Schlicht. Teuer. Gold.»
    In einem Touristenrestaurant bestellte er sich ein Steak und ließ die Hälfte stehen. Er stellte fest, daß ihm Janets vegetarische Küche besser schmeckte. Das Problem dabei war nur, daß er nie richtig satt wurde und diesen Heißhunger auf Fleisch hatte. Als er dann aber Fleisch vor sich stehen hatte, wurde ihm schlecht. Er probierte noch ein Stück von dem Steak, schob es aber nur im Mund von einer Seite auf die andere. Er spuckte es wieder auf die Gabel und legte es auf den Tellerrand. Als die Kellnerin kam, um seinen Teller abzuräumen, und ihn fragte, ob er fertig sei, dabei einen kritischen Blick auf die Überreste des Steaks warf, antwortete Norman: «Ja. Ich hätt’s gegessen. Aber es enthält mehr gesättigte Fettsäuren, als ich gewohnt bin.» Sie glotzte ihn daraufhin ziemlich lange an, also buchstabierte er es ihr: «Zu Hause essen wir ausschließlich mehrfach ungesättigte Fettsäuren.»
    Ein Teenie am Nachbartisch beobachtete ihn, stieß ihre Freundin an und tuschelte mit ihr. Die Freundin warf Norman einen verstohlenen Blick zu. Er ließ seine Kettchen rasseln und fragte sich, wie es wohl wäre, wenn er die zwei irgendwo in einen Keller sperrte und sie als Sexsklavinnen benutzte. Die zwei da und dazu noch Wischwusch, und mit der Zeit könnte er sich noch ein paar weitere zulegen. Er würde den Keller wie so einen arabischen Harem einrichten, mit Zentralheizung, Teppichen, heißen Duschen und allem. Und wenn er dort war, dann würde er sich wie ein König in Roben kleiden. Würde dafür sorgen, daß die Pissnelken ihn anbeteten.
    Er wartete, bis die Teenies gegangen waren, dann folgte er ihnen durch die Stadt. Sie sahen sich immer wieder verstohlen um, ob er noch da war. Sie tuschelten und stießen sich in die Rippen und kicherten. Als sie ins Boots gingen, schlenderte er weiter. Ließ sie laufen.
    Er fand ein Geschäft, in dem gute Seidenkrawatten angeboten wurden, und kaufte eine mit zwei nackten Frauen darauf. Eine Schwarze und eine Weiße. Er nannte sie Tina und Janet. Der Verkäuferin sagte er, die Tüte könne sie sich schenken. Er würde den Schlips sofort umbinden.
    Dann ging er zu Wischwuschs Haus, setzte sich gegenüber unterhalb der Stadtmauer ins Gras und wartete.
    Wenn er jetzt tatsächlich Aids hatte, weil diese Hippiefrau ihn gebissen hatte, dann war’s ihm auch egal. Im Knast hatte praktisch jeder Aids, und denen schadete es auch nichts. Wenn man hetero war und Aids hatte, war’s nicht das gleiche, als wär man schwul und hätte Aids. Es gab da unterschiedliche Arten. Hetero-Aids und Schwuchtel-Aids. Und wenn man Hetero-Aids hatte, würd’s die ersten fünfzehn Jahre oder so nicht ausbrechen, was bedeutete, er war dann fünfzig. Und so wie Norman die Sache sah, konnte man genausogut tot sein, wenn man fünfzig war.
    Andererseits war’s auch nicht das Ende der Welt, wenn man Aids hatte. Es hatte durchaus seine Vorzüge, denn es war ungefähr so, als würde man mit einer versteckten Waffe rumlaufen. Man konnte es zurücklassen, wohin man auch ging. Und es würde sich hinter einem ausbreiten wie das Kielwasser eines Schiffes. Es war perfekt. Kein Mensch konnte sehen, wie es passierte. Aber man konnte die Welt verändern.
    Perfekt. Schlicht. Teuer.
     
    Wischwusch ging mit einer alten Frau ins Haus. Ihr Gang hatte sich in Normans Schädel eingebrannt. Er könnte hundert werden, mal abgesehen von der Sache mit Aids, und er würde diesen Gang nicht vergessen. Wischwusch, wischwusch. Es gibt gewisse Dinge, die ein Mann nie vergißt. Prägende Erfahrungen bleiben einem bis in alle Ewigkeit. Der erste Kuß, der erste Mord, Rock ’n’ Roll und der Kater nach zuviel Cider. Rauszukommen und die Gefängnistür hinter sich zufallen hören. Ja, das alles, und Wischwuschs Gang.
    Er hatte keine Ahnung, wer diese Alte war. Er hatte sich vorgestellt, daß Wischwusch allein wohnte, und er lächelte leise in sich hinein und steckte sich eine Zigarette an, schirmte die Flamme seines goldenen Feuerzeugs gegen eine winzige Brise ab. Es war ein frommer Wunsch, daß sie allein lebte. Er hatte gehofft, daß sie allein lebte, denn dann wär’s eine einfache Kiste, irgendwann nachts dort einzusteigen und mit ihr zu spielen, wie eine Katze mit einer Maus spielt. Jetzt wußte er, daß es keine einfache Kiste sein würde. Er

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