Voll gebissen
dabei? Für was für eine Hohlbirne hielt er mich? Es mochte ja sein, dass Amilia darauf ansprang – aber ich doch nicht! Entrüstet und immer noch geschockt ließ ich mich von dem Geländer gleiten.
„Ähm … mir ist gerade noch was sehr Wichtiges eingefallen. Ich muss gehen“, log ich und lächelte entschuldigend.
Gerade, als ich mich auf den Weg machen wollte, fasste Kyle m ich am Arm und hielt mich fest.
„Jetzt komm schon , Emma. Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Glaubst du etwa nicht an Liebe auf den ersten Blick?“
„Hä?“
Ach du liebe Güte! Was um alles in der Welt war in ihn gefahren? Ich war ja selbst wegen Liam schon ziemlich neben der Spur, aber das hier schoss doch wirklich den Vogel ab. Ich schüttelte vehement den Kopf.
„Nein? Soll ich dich nach Hause fahren und dann nochmal vorbeikommen?“ Kyle wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.
„Ähm … Kyle, also … du, äh … verstehst da was falsch“, stammelte ich mir einen ab, während er näherrückte.
Unbewusst trat ich einen Schritt zurück und stieß mit dem Rücken gegen das Geländer.
„Aber Emma … hab dich doch nicht so.“
U nd da war es wieder: Kyles typisches hämisches Speckbackengrinsen, wie es leibte und lebte. Kyle steckte sich seinen Finger in den Mund und leckte ihn genüsslich ab, bevor er mir damit auf die Schulter tippte. Angewidert betrachtete ich die Stelle, die nun feucht von seiner Spucke war. Wie eklig! Doch er ließ nicht locker:
„ Na? Willst du nicht aus den nassen Klamotten raus?“, schäkerte er weiter.
So! Jeder, der mich kannte wusste, dass ich mich bis zu einem gewissen Grad beherrschen konnte. Doch das war jetzt vorbei. Ich blickte in sein Gesicht, dann wieder auf die Spuckereste auf meiner Schulter und dann wieder zu ihm, der immer noch selbstgefällig grinsend vor mir stand und sich für unwiderstehlich zu halten schien. Dann brach ich in schallendes Gelächter aus.
Schlagartig verfinsterte sich Kyles Miene und er u mfasste mit beiden Armen das Geländer, so dass er mich geradezu daran festpinnte.
„Jetzt hör mir mal gut zu , Zuckerpuppe“, begann er und die Aggressivität in seiner Stimme machte mir deutlich, dass ich den Bogen überspannt hatte und nun besser gut aufpassen sollte. Also blieb ich mucksmäuschenstill vor ihm stehen und starrte ihm in seine vor Zorn verengten Augen.
Schade, dass kein Hirte in der Nähe war. Er hätte mich sicher für ein verängstigtes Lämmlein gehalten, so weit wie ich die Augen aufgerissen hatte, und er hätte mich zügig zu meiner Herde zurückgetrieben.
Kyle räusperte sich und ich schenkte ihm meine ganze Aufmerksamkeit. „Ich hab mir nicht die ganze Zeit deine blöde Heulerei über Liam angehört, nur um jetzt nicht auf meine Kosten zu kommen. Er hat mein Mädchen, also gehörst du jetzt mir“, blaffte er mich an. „Hattest du dir eigentlich die sexy Unterwäsche gekauft? Ich bin schon sehr gespannt, wie du darin für mich aussiehst.“
Ich schluckte. Hieß das etwa das, was ich vermutete? Mir wurde unwohl. Gegen ihn hatte ich nicht die geringste Chance. Was sollte ich nur tun? Nun gut, da Flüchten im Moment nicht in Frage kam (Kyle hätte mit Sicherheit erst ein Flugzeug auf den Kopf fallen müssen, bevor er das Geländer wieder losließ und den Weg freigab), beschloss ich „Angriff ist die beste Verteidigung“, straffte die Schultern und versuchte, besonders überlegen zu klingen.
„Kyle“, ermahnte ich ihn, „geh mir sofort aus dem Weg, sonst wird dir etwas Furchtbares passieren“, drohte ich.
Nun war Kyle an der Reihe, mich auszulachen. Und nachdem ich den Satz, den ich soeben gesagt hatte, in meinem Kopf nochmal Revue passieren ließ, konnte ich ihn sogar noch verstehen.
Ich meine … „Dir wird etwas ganz Furchtbares passieren“ . Wer war ich? Harry Potter? Wollte ich ihn mit einem Zauberspruch von mir schleudern?
Wenigstens hatte ich den Eindruck, dass sein Zorn verflogen war, da er immer noch herzhaft lachte. Nachdem er sich halbwegs beruhigt hatte, ergriff Kyle wieder das Wort.
„Ach , Emma, du kannst ja richtig witzig sein. Aber du brauchst dir keine Gedanken zu machen. Ich verspreche dir, es wird dir gefallen. Du musst wissen, ich bin echt gut.“
Was hatte ich mir nur dabei gedacht, mit Kyle in die Stadt zu fahren? Ich hatte doch nicht wirklich geglaubt, dass er sich geändert hatte? Wieder grinste er dämlich, leckte sich anzüglich über seine Lippen, schloss die Augen und kam mir mit gespitztem Mund
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