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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Hand.
    »Platz für den jungen Mann!« rief der Pfeifenraucher gebieterisch.
    »Sie halten uns für Delores De Syn und Victor Maraschino«, stöhnte Ginger. »Alle warten einfach nur ab, weil sie glauben, daß du ein Held bist! Und wir können überhaupt nichts gegen das Ding unternehmen! Es ist größer als wir beide zusammen!«
    Victor starrte aufs feuchte Kopfsteinpflaster. Ich weiß, wie man Magie beschwört, dachte er. Aber gewöhnliche Zauberei nützt nichts gegen die Kerkerdimensionen. Außerdem: Wahre Helden verplempern ihre Zeit nicht damit, in einer Menge zu stehen und sich von ihren Verehrern bejubeln zu lassen. Sie sind vielmehr damit beschäftigt, Heldentaten zu vollbringen. Wahre Helden gleichen dem armen Gaspode. Man bemerkt sie erst nachher. Das ist die Wirklichkeit.
    Zögernd hob er den Kopf.
    Oder ist dies die Wirklichkeit?
    Die Luft knisterte. Es gab auch noch eine andere Art von Magie, und sie zuckte wie ein gerissener Streifen hin und her. Wenn es ihm gelang, sie zu packen…
    Die Wirklichkeit mußte nicht unbedingt wirklich sein. Unter gewissen Umständen genügte es, wenn die Leute an etwas glaubten…
    »Tritt zurück«, flüsterte Victor.
    »Was hast du vor?« fragte Ginger.
    »Ich versuche jetzt, die Magie von Holy Wood zu verwenden.«
    »Holy Wood besitzt gar keine Magie!«
    »Vielleicht doch. Eine andere Art von Magie. Wir haben sie gespürt. Magie ist dort, wo man sie findet.«
    Victor holte mehrmals tief Luft und ließ seine Gedanken treiben. Das war das Geheimnis: Man schlüpfte einfach in eine Rolle, ohne darüber nachzudenken. Man empfing Anweisungen und führte sie aus. Es war nur ein Job. Man sah das Auge des Bilderkastens, und daraufhin veränderte sich die Welt – eine Welt, die nur aus dem Flackern auf einer Leinwand bestand.
    Das Geheimnis: Flimmern und Flackern.
    Gewöhnliche Magie bewegte die Dinge nur und konnte nichts erschaffen, das länger als höchstens eine Sekunde existierte. So etwas erforderte zuviel Energie.
    Aber Holy Wood erschuf immer wieder etwas, viele Male innerhalb einer einzigen Sekunde. Holy Woods Dinge brauchten nicht lange zu existieren, nur lange genug.
    Doch wenn jene Magie funktionieren sollte, mußte man die Regeln von Holy Wood beachten…
    Er streckte eine ruhige Hand gen Himmel.
    »Licht!«
    Blitze zuckten und erhellten die ganze Stadt…
    »Bilderkasten!«
    Gaffer drehte energisch die Kurbel.
    »Action!«
    Niemand sah, woher das Pferd kam. Plötzlich war es einfach da und galoppierte über die Menge hinweg: ein weißes Roß mit eindrucksvoll silberbeschlagenem Zaumzeug. Victor schwang sich in den Sattel, und es bäumte sich auf, trat mit den Vorderläufen. Er zog ein Schwert, das bis eben nicht existiert hatte.
    Schwert und Pferd flackerten kaum merklich.
    Victor lächelte, und Licht reflektierte an einem Zahn. Ping. Ein kurzes Aufleuchten, aber ohne Ton. Ton gab es noch nicht bei den beweglichen Bildern.
    Daran glauben. Darauf kam es an. Man durfte nicht aufhören, daran zu glauben. Augen und Gehirn einen Streich spielen…
    An jubelnden Zuschauern vorbei ritt er zur Universität, zum Schauplatz der großen Szene.
    Gaffer entspannte sich. Ginger tippte ihm auf die Schulter.
    »Wenn du aufhörst, die Kurbel zu drehen, breche ich dir das verdammte Genick«, sagte sie freundlich.
    »Aber er ist schon so weit entfernt, daß man ihn kaum mehr sieht!«
    Ginger zerrte ihn zu Windle Poons’ Rollstuhl und warf dem Greis darin ein Lächeln zu, das das Schmalz in seinen Ohren verdampfen ließ.
    »Entschuldige bitte«, sagte sie mit einer Stimme, die bei den anderen Zauberern dafür sorgte, daß sich die Zehennägel aufrollten. »Könnten wir uns deinen Rollstuhl ausleihen?«
    »He-heh! Na klar, Teuerste! Aufsteigen und ab geht’s!«
     
    … Wumm… wumm…
    Ponder Stibbons wußte natürlich von der Vase. Alle Studenten hatten sie sich angesehen.
    Er achtete nicht auf das Gefäß, als er durch den Flur schlich, einmal mehr in der Absicht, sich einen Abend in Freiheit zu genehmigen.
    … Wumm wumm WUMM WUMM WUMMMM wummm.
    Jetzt brauchte er nur noch den Kreuzgang hinter sich zu bringen und…
    PLIB.
    Alle acht tönernen Elefanten spuckten Bleikugeln. Der Resograph explodierte und verwandelte die Decke in etwas, das einem Pfefferstreuer ähnelte.
    Nach einer Weile stand Ponder langsam und vorsichtig auf. Sein Hut war nur noch eine Sammlung von Löchern, die einige dünne Stoffstreifen zusammenhielten. Dem rechten Ohr des jungen Zauberers fehlte ein kleines

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