Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Stück.
    »Ich wollte nur ein Bier trinken«, klagte er benommen. »Was ist daran so schlimm?«
     
    Der Bibliothekar hockte auf dem Kuppeldach der Bibliothek und beobachtete, wie ein interessiertes Publikum durch die Straßen eilte, als sich die riesige Gestalt näherte.
    Überrascht stellte er fest, daß dem Wesen ein flimmerndes Pferd folgte, dessen Hufe auf den Kopfsteinen gar keine Geräusche verursachten.
    Und da hinter donnerte ein mit drei Rädern ausgestatteter Rollstuhl, der sich in der Kurve gefährlich weit zur Seite neigte. Funken stoben von seinen Achsen. Zauberer klammerten sich daran fest und schrien aus vollem Hals. Gelegentlich verlor einer von ihnen den Halt und mußte rennen, um zu dem quietschenden Gefährt aufzuholen und wieder an Bord zu springen.
    Drei von ihnen hatten es nicht geschafft. Besser gesagt: Einem von ihnen war es gelungen, sich an einem Teil des hin und her flatternden Verdecks festzuhalten, und die beiden anderen gruben ihre Finger tief in den Saum seines Umhangs. Wenn der Rollstuhl durch eine Kurve sauste, schwang hinter ihm ein Schweif »Whaaaah!« rufender Zauberer zur Seite.
    Der Bibliothekar bemerkte auch einige Zivilisten, und sie schienen bestrebt zu sein, noch lauter zu schreien als die Zauberer.
    In seinem langen Leben hatte er viele seltsame Dinge gesehen, und dieser Anblick kam zweifellos an siebenundfünfzigster Stelle. 27
    Die Stimmen erreichten ihn sogar auf dem hohen Dach der Bibliothek.

»… immer die Kurbel drehen! Es klappt nur, wenn du immerzu die Kurbel drehst! Es ist die Magie von Holy Wood! Victor sorgt dafür, daß sie auch in der wirklichen Welt funktioniert!« Diese Worte stammten von einer jungen Frau.
    »Na schön, aber die Kobolde werden sauer, wenn…« Die Stimme eines Mannes, der sich erheblichem Streß ausgesetzt sah.
    »Die Kobolde sind mir völlig schnurz!«
    »Wie ist es ihm gelungen, ein Pferd zu erschaffen?« Der Bibliothekar erkannte das Wimmern des Dekans. »Das ist äußerst komplexe Magie! Nur ein Zauberer der achten Stufe…«
    »Es handelt sich nicht um ein echtes Pferd, sondern um ein Roß aus den beweglichen Bildern.« Erneut die junge Frau. »He, du wirst langsamer!«
    »Nein, das stimmt nicht! Sieh nur! Ich drehe die Kurbel! Ich drehe die Kurbel!«
    »Er kann unmöglich auf einem Pferd reiten, das eigentlich gar nicht existiert!«
    »Das glaubst du? Obwohl du Magier bist?«
    »Ich bin ein Zauberer.«
    »Nun, was auch immer. Diese Art von Magie ist euch fremd.«
    Der Bibliothekar nickte und hörte nicht mehr zu. Etwas anderes erforderte seine Aufmerksamkeit.
    Das Ding hatte jetzt fast den Kunstturm erreicht, und sicher wandte es sich gleich der Bibliothek zu. Solche Wesen versuchten immer, zur nächsten Quelle von Magie zu gelangen. Weil sie thaumaturgische Kraft benötigten.
    In einem staubigen Lagerraum hatte der Bibliothekar einen langen eisernen Spieß gefunden. Er hielt ihn nun mit einem Fuß, während er das am Wetterhahn festgebundene Seil löste. Es reichte bis zum oberen Teil des Kunstturms – der Affe hatte die ganze Nacht damit verbracht, diese Vorbereitungen zu treffen.
    Er sah auf die Stadt hinab, klopfte sich dann an die Brust und brüllte:
    »AaaaAAAaaaAAA – hngh, hngh.«
    Vielleicht ist es nicht unbedingt notwendig, sich an die eigene Brust zu hämmern, dachte er, als er darauf wartete, daß die blitzenden Lichter verblaßten und das Rauschen in den Ohren nachließ.
    Er nahm den Spieß in die eine Hand, das Seil in die andere – und sprang.
    Um auf eine möglichst anschauliche Weise zu beschreiben, wie der Bibliothekar über die Gebäude der Unsichtbaren Universität hinwegschwang, sollen hier die dabei entstehenden Geräusche erwähnt werden.
    Zunächst einmal: »AaaAAAaaaAAAaaa.« Nun, das war nicht anders zu erwarten. Dieser Ruf bezog sich auf den ersten Teil des Weges durch die Luft, als alles nach Plan zu laufen schien.
    Dann: »Aaaarghhh.« Einen solchen Schrei stieß der Bibliothekar aus, als er das Ding um mehrere Meter verfehlte und sich folgender Erkenntnis stellte: Wenn man ein Seil an einem sehr hohen sowie ausgesprochen massiven Turm festgebunden hat und ihm entgegenfliegt, so ist es keine besonders gute Idee, unterwegs etwas zu verfehlen. Darüber hinaus bleibt nur wenig Zeit, Reue zu empfinden.
    Das Seil trug den Orang-Utan zum Kunstturm, und dort ertönte ein spezielles Geräusch. Es hörte sich genau so an, als klatsche ein mit Butter gefüllter Gummisack an festen Stein. Eine kurze Pause schloß

Weitere Kostenlose Bücher