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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dort eine Zigarette und zeigten das für Angehörige der Nachtwache charakteristische Verhalten: Sie versuchten, es warm und trocken zu haben, ohne in irgendwelche Schwierigkeiten zu geraten.
    Nur sie sahen den Irren, der durch die Pfützen tanzte, sich mehrmals um die eigene Achse drehte, an einem Abflußrohr pirouettierte, fröhlich die Hacken aneinanderklopfte und hinter einer Ecke verschwand.
    Feldwebel Colon reichte seinem Kollegen den nassen Zigarettenstummel.
    »War das nicht Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper?« fragte er schließlich.
    »Ja«, bestätigte Nobby.
    »Schien glücklich zu sein, oder?«
    »Ist vermutlich übergeschnappt«, spekulierte Nobbs. »So im Regen zu singen…«
     
    Wumm… wumm.
    Der Erzkanzler brachte gerade sein Drachenzuchtbuch auf den neuesten Stand und genehmigte sich einen Schlaftrunk vor dem Kamin. Jetzt sah er auf.
    Wumm… wumm… wumm…
    »Beidengöttern!« brummte er und schritt zu dem großen Topf. Das Ding zitterte von einer Seite zur anderen, als bebte das ganze Gebäude.
    Ridcully beobachtete es fasziniert.
    Wumm… wummwumm wummWUMM.
    Der Apparat verharrte und verstummte.
    »Seltsam«, murmelte der Erzkanzler. »Um nicht zu sagen: sonderbar.«
    Plib.
    Auf der anderen Seite des Zimmers zersplitterte die Karaffe mit dem Brandy.
    Ridcully der Braune holte tief Luft.
    » Quäää stor!«
     
    Sandfliegen weckten Victor. Es war bereits recht warm – ein neuer sonniger Tag begann.
    Er watete ins seichte Wasser, um sich zu waschen und die Benommenheit des Schlafs abzustreifen.
    Mal sehen …, dachte Tugelbend. Er hatte noch die zwei Dollar Honorar von gestern, außerdem einige Cents. Was ihm die Möglichkeit gab, eine Zeitlang in Holy Wood zu bleiben – vorausgesetzt, er schlief am Strand. Borgels Eintopf war zwar alles andere als schmackhaft, dafür aber billig… Victor runzelte die Stirn. Wenn er dort aß, ließen sich peinliche Begegnungen mit Ginger wohl kaum vermeiden.
    Er trat noch einen Schritt vor. Und verlor den Boden unter den Füßen.
    Er war noch nie zuvor im Meer geschwommen. Halb ertrunken kehrte er an die Oberfläche zurück und trat verzweifelt Wasser. Die Entfernung zum Strand betrug nur wenige Meter.
    Victor kam wieder zu Atem und kraulte in aller Ruhe, bis sich die Wellen hinter ihm brachen. Das Wasser war kristallklar, und er sah, wie sich der Grund abrupt – er tauchte kurz auf, um Luft zu holen – in ein mattes Blau hinabneigte. Jenseits der Schwärme aus glitzernden Fischen beobachtete er die vagen Konturen von grauweißen, rechteckigen Felsen auf dem Sand.
    Er tauchte erneut, drang so weit nach unten vor, daß es in seinen Ohren dröhnte. Ein großer Hummer winkte ihm mit langen Fühlern zu, glitt von einem Stein und verschwand in der Tiefe.
    Wenige Sekunden später durchstieß Victors Kopf die Wasseroberfläche, und mit kräftigen Schwimmzügen hielt er aufs Ufer zu.
    Nun, wenn er keinen neuen Job bei den beweglichen Bildern fand… Ein Fischer brauchte hier gewiß nicht zu verhungern, das stand fest.
    Ein Strandgutsammler mußte ebenfalls nicht befürchten, arbeitslos zu werden. Vor den Dünen hatte sich genug vom Wind getrocknetes Feuerholz angesammelt, um die Kamine von Ankh-Morpork für viele Jahre mit Nachschub zu versorgen. In Holy Wood züngelten Flammen nur unter Kochtöpfen oder in Lagerfeuern.
    In Lagerfeuern… Als Victor den Strand erreichte, bemerkte er eine Stelle, an der das Treibholz nicht nur herumlag, sondern einen geordneten Haufen bildete. Etwas weiter entfernt formten Steine eine Feuerstelle.
    Sand bedeckte sie zum größten Teil. Vielleicht hatte hier jemand anders gelebt und auf seine Chance bei den beweglichen Bildern gewartet. Als Victor genauer hinah… Die Holzstücke hinter den Steinen erweckten den Eindruck, als seien sie sorgfältig aufeinandergestapelt worden. Wenn man sie vom Meer aus beobachtete, mochte es den Anschein haben, daß einige Balken zu einer Art Tor angeordnet waren.
    Vielleicht wohnen hier noch immer Leute, überlegte Victor hoffnungsvoll. Vielleicht haben sie etwas zu trinken.
    Es war tatsächlich noch jemand an diesem Ort, der brauchte aber schon seit Monaten nichts mehr zu trinken.
     
    Acht Uhr morgens. Donnerndes Klopfen weckte Bezam Planter, dem das Odium gehörte, eins der vielen Kinos, die in Ankh-Morpork wie Pilze aus dem Boden schossen.
    Er hatte eine schlechte Nacht hinter sich. Die Bürger der Stadt liebten das Neue. Das Problem war nur: Sie liebten es nicht lange genug. Eine Woche

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