Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
daß man Kaninchen ›Niedlicher Hüpfer‹ nennt.« Tugelbend suchte mit wachsender Verzweiflung nach den richtigen Worten. »Oder, oder ›Kuschelweich‹.«
    Das Grinsen des Kaninchens gefror. Seine Ohren zuckten.
    »Jetzt hör mal gut zu, Bürschchen…«, begann es.
    »Wißt ihr…«, sagte Gaspode fröhlich, um das Gespräch in eine neue Richtung zu lenken. »Ich kenne da eine Legende, in der es heißt, die ersten beiden Menschen hätten allen Tieren Namen gegeben. Gibt einem zu denken, nicht wahr?«
    Victor holte das Buch hervor, um über seine Verlegenheit hinwegzutäuschen. Beschwörungsgesänge und Feuer anzünden. Dreimal pro Tag.
    »Der alte Mann…«, begann er.
    »Was findest du an ihm so wichtig?« fragte das Kaninchen. »Er stapfte nur ein paarmal am Tag den Hügel hoch, um komische Geräusche von sich zu geben. Man konnte die Dingsbums danach stellen.« Eine kurze Pause. »He, er kam immer zur gleichen Zeit. Viele Male am Tag.«
    »Dreimal. Drei Rituale. Beziehungsweise Vorstellungen, wie beim Theater.« Victors Zeigefinger strich über eine Seite.
    »Wir können nicht bis drei zählen«, entgegnete das Kaninchen verdrießlich. »Bei uns heißt es eins – und viele. Viele Male.« Das Tier starrte Tugelbend an. »Kuschelweich«, flüsterte es zornig.
    »Und es gab Leute, die brachten ihm Fische«, sagte Victor. »Bestimmt mußten sie viele Meilen weit reisen – immerhin gibt es keine anderen Orte in der Nähe. Ja, gewisse Leute segelten meilenweit übers Meer, um dem Alten Fische zu bringen. Obwohl es hier in der Bucht davon wimmelt. Ich bin getaucht und habe sie gesehen. Massenhaft Fische. Und geradezu riesige Hummer.«
    »Wie hast du sie genannt?« fragte Kuschelweich. Offenbar neigte das Kaninchen dazu, nachtragend zu sein. »Vielleicht Hartrücken? Oder Beiß-dich-in-den-Finger?«
    »Eins möchte ich klarstellen«, quiekte die Maus. »Zu Hause bin ich eine erstklassige Maus gewesen. Alle anderen Mäuse hatten großen Respekt vor mir. Ich verlange einen ordentlichen Namen. Wer mich Quieki nennt…« Sie sah zu Victor auf. »Wer mich Quieki nennt, riskiert einen bratpfannenförmigen Kopf. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Die Ente schnatterte fast eine Minute lang.
    »Ja, schon gut, sei endlich still«, knurrte Gaspode. »Nun, die Ente meint, es gehört alles dazu. Menschen und Trolle, die hierherkommen. Tiere, die plötzlich sprechen können. Die Ente meint, dahinter steckt etwas, das sich hier befindet.«
    »Woher will die Ente so etwas wissen?« fragte Victor.
    »He, Freundchen«, antwortete das Kaninchen, »wenn du imstande bist, übers Meer zu fliegen und auch nur den richtigen Kontinent wiederzufinden – dann bist du vielleicht berechtigt, an der Weisheit von Enten zu zweifeln.«
    »Oh«, erwiderte Victor. »Meinst du mysteriöse animalische Sinne?«
    Die Tiere starrten ihn an.
    »Wie dem auch sei…«, sagte Gaspode. »Es muß aufhören. Für euch Menschen ist das Denken und Sprechen in Ordnung. Ihr seid daran gewöhnt. Bei uns liegt der Fall anders. Ich meine, jemand sollte der Sache auf den Grund gehen…«
    Die Blicke blieben auf Victor gerichtet.
    »Nun«, brachte Tugelbend unsicher hervor, »vielleicht kann uns das Buch helfen. Die frühen Berichte sind in einer uralten, mir unbekannten Sprache verfaßt. Ich…« Er zögerte. Zauberer waren in Holy Wood nicht willkommen. Wahrscheinlich ist es keine gute Idee, die Unsichtbare Universität und mein dortiges Studium zu erwähnen, dachte Victor. Er wählte seine Worte mit großer Sorgfalt, als er fortfuhr: »Vielleicht kenne ich jemanden in Ankh-Morpork, der jene Zeichen und Symbole entziffern kann. Er ist ebenfalls ein Tier. Ein Affe.«
    »Mit mysteriösen animalischen Sinnen ausgestattet?« fragte Gaspode.
    Victor nickte. »Davon hat er jede Menge.«
    »Nun, wenn das so ist…«, sagte das Kaninchen.
    »Pscht«, zischte Gaspode. »Es kommt jemand.«
    Unten am Hügel leuchtete eine Fackel und kletterte langsam über den Hang. Die Ente schlug mit den Flügeln, startete und flog fort. Die anderen sausten ebenfalls davon. Nur der Hund blieb in aller Ruhe sitzen.
    »Willst du dich nicht verstecken?« flüsterte Victor.
    Gaspode zog eine Braue hoch.
    »Wuff?«
    Die Fackel wanderte im Zickzack an Büschen und Sträuchern vorbei, wirkte wie ein zu groß geratenes Glühwürmchen. Manchmal verharrte sie einige Sekunden lang, um dann eine völlig neue Richtung einzuschlagen. Ihr Licht war sehr hell.
    »Wer ist es?« fragte

Weitere Kostenlose Bücher