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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ihm machen. Sagt ihm das, wenn er euch über den Weg läuft. Oh, und noch etwas, Fruntkin. Das Steak bitte blutig.«
    Er schritt zur Tür.
    Kurz darauf erklangen Dutzende von Stimmen gleichzeitig.
    »Victor soll zu einem Star werden? Warum denn?«
    »Ich wußte gar nicht, daß man Leute zu Staren machen kann. Ich dachte immer, die fliegen in der Luft herum…«
    »Ich glaube, Schnapper plant eine Verwandlung. Er will Victor in einen Star verwandeln.«
    »Und wie verwandelt man jemanden in einen Star?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht soll Victor zusammengepreßt werden, und er wird geteert und gefedert.«
    »Meine Güte!«
    »Schrecklich, nicht wahr? Und das übernimmt vermutlich der Troll…«
     
    Victor beobachtete den Hund.
    Er kann unmöglich gesprochen haben, dachte er. Hunde sprechen nicht. Meine Phantasie spielt mir einen Streich. Schon wieder.
    »Ich frage mich, wie du heißt«, murmelte er und streichelte den Kopf des Tiers.
    »Gaspode«, sagte Gaspode.
    Victors Hand erstarrte auf dem schmutzigen Fell.
    »Zwei Cents«, klagte das Geschöpf. »Außer mir gibt es keinen verdammten anderen Hund, der eine Harmonika spielen kann, und du wirfst nur zwei lausige Cents in den Hut.«
    Es muß die Sonne sein, überlegte Victor. Ich habe keinen Hut getragen. Gleich wache ich auf und spüre einen kalten Umschlag an der Stirn.
    »Nun, du hast nicht besonders gut gespielt«, erwiderte er und spürte, wie sich seine Lippen zu einem irren Lächeln verzogen. »Man konnte gar keine Melodie erkennen.«
    »Man soll auch gar keine verdammte Melodie erkennen«, sagte Gaspode. Mit einem Ruck sank er auf den Boden, hob das Hinterbein und kratzte sich hingebungsvoll am Ohr. »Immerhin bin ich ein Hund. Von einem verdammten Menschen erwartet man, daß er verdammt erstaunt ist, wenn ich der verdammten Harmonika auch nur einen verdammten Ton entlocken kann.«
    Wie soll ich es sagen? dachte Victor. Sagt man einfach: Entschuldige, du scheinst sehr talen… Nein, wahrscheinlich nicht.
    »Äh«, sagte er. He, du kannst ziemlich gut sprechen, dafür daß du ein Hu… Nein.
    »Flöhe«, erklärte Gaspode, als er Ohr und Bein wechselte. »Eine wahre Plage.«
    »Oh.«
    »Und dann diese Trolle. Kann sie nicht ausstehen. Riechen schlecht. Wenn man versucht, sie zu beißen, spuckt man plötzlich Zähne, noch dazu die eigenen. Ich finde so etwas unnatürlich.«
    Da wir gerade bei natürlichen und unnatürlichen Dingen sind: Mir fällt auf, daß du…
    »Ein blöder Ort, dieser Ort«, fuhr Gaspode fort.
    Du bist ein sprechender Hund.
    »Du fragst dich vermutlich, wieso ich sprechen kann?« Zum zweiten Mal bedachte Gaspode Victor mit einem durchdringenden Blick.
    »Daran habe ich überhaupt nicht gedacht«, behauptete Tugelbend.
    »Ich auch nicht«, sagte Gaspode. »Bis vor einigen Wochen. Jahrelang kam mir kein einziges Wort über die Lippen. Habe in der großen Stadt für einen Burschen gearbeitet. Kunststücke und so. Einen Ball auf der Schnauze balancieren. Auf den Hinterbeinen trippeln. Durch Ringe springen. Nachher mit einem Hut im Maul herumlaufen. Du weißt schon. Showbusineß. Dann streichelt mir eine Frau über den Kopf und sagt: ›Oh, was für ein lieber kleiner Hund, sieht aus, als könnte er jedes Wort verstehen.‹ Und ich denke: ›Ho, ho, na klar verstehe ich jedes Wort, Verehrteste, ist doch gar nicht schwer.‹ Und dann merke ich, daß ich die Worte höre, und daß sie aus meinem eigenen Mund kommen. Tja, ich schnappe mir den Hut, nehme die Pfoten in die Pfoten und verschwinde, während die Menschen noch verblüfft die Augen verdrehen.«
    »Warum?« erkundigte sich Victor.
    Gaspode verdrehte jetzt selbst die Augen. »Was glaubst du wohl, was für ein Leben einen sprechenden Hund erwartet, hm? Ich hätte mein verdammtes Maul halten sollen.«
    »Aber du sprichst mit mir«, stellte Tugelbend fest.
    Gaspode musterte ihn listig.
    »Ja, aber wenn du irgend jemandem was verrätst…« Eine bedeutungsvolle Pause folgte. »Wie dem auch sei: Du bist in Ordnung. Ich hab’s sofort gespürt.«
    »Worauf willst du hinaus?« fragte Victor.
    »Du glaubst, kaum mehr die Kontrolle über dich selbst zu haben, nicht wahr?« entgegnete der Hund. »Du hast das Gefühl, etwas anderes bestimmt dein Denken, oder?«
    »Meine Güte!«
    »Das gibt dir eine Art gehetzten Blick«, sagte Gaspode. Er schnappte sich den Hut mit dem Maul. »Zwei Cents«, meinte er undeutlich. »Ich meine, es ist nicht so, daß ich es irgendwie ausgeben könnte, aber… zwei Cents.«

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