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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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du, du bist ein ganz normales, zufriedenes Kaninchen, und im nächsten – zack! Kaninchen wollen glücklich sein. Und glückliche Kaninchen wollen Gras und Sex. Sie belasten sich nicht mit Fragen wie: ›Ist das alles? Gibt es da nicht noch etwas im Leben?‹«
    »Ja, aber wenigstens ißt du Gras«, warf Gaspode ein. »Und Gras beklagt sich nicht. Wenn man Hunger hat, will man kein verdammtes ethisches Rätsel auf seinem Teller liegen haben.«
    »Du hast Probleme…«, jammerte die Katze. »Ich esse seitdem nur noch Fisch. Man legt die Pfote auf sein Futter und hört, wie es ›Hilfe!‹ ruft – da steckt man doch in einem echten Dilemma.«
    Stille folgte. Alle sahen Victor an. Auch die Maus. Und die Ente. Die Ente wirkte besonders aggressiv – vielleicht hatte sie von Entenbraten gehört.
    »Ja«, sagte die Maus. »Nimm mich, zum Beispiel. Er dort…« – sie deutete auf den großen Kater –, »…jagt mich durch die Küche. Ich laufe hin und her, quieke, gerate in Panik… Plötzlich brodelt es in meinem Kopf, und ich sehe die Bratpfanne – verstehst du? Bis eben wußte ich gar nicht, was eine Bratpfanne ist, und jetzt halte ich den Griff in der Hand, und er kommt um die Ecke… Doing. Er taumelt und fragt: ›Wer hat mich geschlagen?‹ Und ich antworte: ›Ich.‹ Und uns wird klar, daß wir sprechen.«
    »Und richtig denken«, betonte der Kater. Er war groß und schwarz, mit weißen Pfoten und Ohren wie Zielscheiben, dazu das narbige Gesicht einer Katze, die bereits acht Leben in vollen Zügen genossen hat.
    »So ist es«, bestätigte die Maus.
    »Sag ihm, was anschließend geschah«, wandte sich Gaspode an den Kater.
    »Wir kamen hierher.«
    »Von Ankh-Morpork?« fragte Victor.
    »Ja.«
    »Das sind dreißig Meilen!«
    »Stimmt. Und glaub mir: Als Katze ist es nicht so leicht, per Anhalter zu fahren.«
    »Siehst du?« knurrte Gaspode. »Es passiert dauernd. Viele Wesen zieht es nach Holy Wood. Sie kommen hierher und ahnen nicht einmal, was sie dazu bewegt. Sie wissen nur, daß es wichtig ist, hier zu sein. Und sie verhalten sich ganz anders als sonst. Ich hab’s beobachtet. Etwas Unheimliches geht vor.«
    Die Ente schnatterte. Irgendwo versteckten sich Worte in dem lauten Quaken, aber Victor verstand sie nicht: Schnabel und Kehlkopf schienen sich gegenseitig im Weg zu sein, und deshalb drangen nur zerstückelte Silben an Tugelbends Ohren.
    Die anderen Tiere hörten voller Mitgefühl zu.
    »Was ist los, Ente?« fragte das Kaninchen.
    Gaspode übersetzte. »Sie meint, es sei wie mit dem Vogelzug. Das Gefühl, aufbrechen zu müssen.«
    »Ach?« erwiderte das Kaninchen. »Nun, ich brauchte keinen weiten Weg zurückzulegen. Hab schon immer hier im Bereich der Dünen gelebt.« Es seufzte. »Drei zufriedene Jahre und vier gräßliche Tage lang.«
    Dem jungen Mann fiel etwas ein. »Dann hast du den Alten gekannt, der am Strand gewohnt hat?«
    »Oh, ja. Der Alte. Kam häufig hierher.«
    »Was hatte es mit ihm auf sich?« fragte Victor.
    »Hör mal, Freundchen, bis vor vier Tagen bestand mein Vokabular aus zwei Verben und einem Substantiv. Wer oder was soll der Alte für mich gewesen sein? Wahrscheinlich habe ich ihn für einen Felsen mit Armen und Beinen gehalten.«
    Victor dachte an das Buch in seiner Tasche. Beschwörungen und Feuer. Was bedeutete das alles?
    »Ich weiß nicht, was hier vor sich geht«, sagte er. »Aber ich möchte es herausfinden. Nun, habt ihr Namen? Es bereitet mir Unbehagen, mit jemandem zu reden, dessen Namen ich nicht kenne.«
    Gaspode hob die Schnauze. »Nur ich. Weil ich ein Hund bin. Trage den Namen des berühmten Gaspode.«
    »Ein Kind hat mich einmal Mieze genannt«, ließ sich der Kater nachdenklich vernehmen.
    »Ich dachte, ihr hättet vielleicht Namen in eurer eigenen Sprache«, fügte Victor hinzu. »Etwa ›Mächtige Pfote‹ oder, oder ›Flinker Jäger‹. Etwas in dieser Art.«
    Er lächelte ermutigend.
    Die Geschöpfe musterten ihn verwirrt.
    »Er liest Bücher«, erläuterte Gaspode und kratzte sich energisch, bevor er fortfuhr: »Weißt du, normalerweise kümmern sich Tiere nicht um Namen und dergleichen. Ich meine, wir wissen, wer wir sind.«
    »Obwohl…«, sagte die Maus. »›Flinker Jäger‹ gefällt mir.«
    »Ich glaube, ein solcher Name eignet sich mehr für eine Katze.« Victor spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. »Mäuse heißen anders, zum Beispiel… Quieki.«
    »Quieki?« wiederholte die Maus kühl.
    Das Kaninchen grinste.
    »Und, und ich habe vermutet,

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