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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Begabungen zu entfalten.«
    Ginger holte tief Luft. »Denk doch nur mal an die Leute, die niemals erfahren, was sie hätten sein können. Alle diese vergeudeten Chancen. Nun, Holy Wood ist meine Chance, mehr zu werden als ich bin, verstehst du?«
    Victor verstand kein Wort. »Ja«, log er. Magie für einfache Leute, so hatte es Silberfisch genannt. Ein Mann drehte eine Kurbel, und alles veränderte sich.
    »Es ist eine Chance für uns alle«, fuhr Ginger fort. »Für Leute, die keine Zauberer, Könige oder Helden sind. Holy Wood ist wie ein riesiger Topf mit blubbernder Erbsensuppe, nur, daß in diesem Fall ganz andere Ingredienzen darin schwimmen. Plötzlich bieten sich uns völlig neue Möglichkeiten. Wußtest du, daß Theater keine Frauen als Schauspieler zulassen? In Holy Wood existieren keine derartigen Beschränkungen. Trolle brauchen sich hier nicht damit zu begnügen, dauernd Keulen zu schwingen. Und die Kurbeldreher… Womit haben sie sich beschäftigt, bevor sie Kurbeln drehten?«
    Ginger deutete zu der Stelle des Horizonts, wo sich Ankh-Morpork durch einen matten Lichtschein offenbarte.
    »Inzwischen versucht man, den beweglichen Bildern Ton hinzuzufügen«, sagte sie. »Irgendwo dort draußen sind Leute, die ausgezeichnete, äh, bewegliche Ton bilder produzieren werden. Vielleicht wissen sie noch nichts davon, aber sie sind irgendwo dort draußen. Ich spüre es. Ja, sie sind dort draußen.«
    Ein goldener Glanz ging von ihren Augen aus. Vielleicht liegt es nur am Sonnenuntergang, dachte Victor. Oder…
    »Holy Wood hilft Hunderten von Personen herauszufinden, was sie wirklich sein möchten«, sagte Ginger. »Und Tausende bekommen Gelegenheit, für einen Moment sich selbst zu vergessen. Die ganze Welt wird aus den Angeln gehoben!«
    »Ja«, bestätigte Victor. »Und genau das beunruhigt mich. Weil wir nur die Werkzeuge dabei sind. Du glaubst, wir benutzen Holy Wood, aber in Wirklichkeit werden wir von Holy Wood benutzt. Wir alle.«
    »Wie? Warum?«
    »Ich weiß es nicht, aber…«
    »Die Zauberei, zum Beispiel«, sagte Ginger, und Empörung vibrierte in ihrer Stimme. »Hat sie uns jemals geholfen?«
    »Ich glaube, sie hält die Welt zusammen…«, begann Victor.
    »Oh, die Zauberer sind gut, wenn es darum geht, magische Flammen entstehen zu lassen, aber hat uns ihre Magie jemals mit Brot versorgt?« Ginger war nicht in der Stimmung, jemandem zuzuhören.
    »Nicht für sehr lange«, erwiderte Victor hilflos.
    »Was soll das heißen?«
    »Etwas Wirkliches wie ein Laib Brot enthält viel… nun, ich glaube, man nennt es Energie?« erklärte Tugelbend. »Man braucht enorm viel Kraft, um soviel Energie zu beschwören. Nur ein sehr begabter Zauberer ist imstande, Brot zu schaffen, das in dieser Welt länger als nur für einen kleinen Sekundenbruchteil existiert. Aber eigentlich hat die Magie ganz andere Aufgaben, weißt du«, fügte er rasch hinzu. »Weil diese Welt…«
    »Wen kümmert’s?« fragte Ginger. »Holy Wood erfüllt die Träume gewöhnlicher Leute. Leinwandmagie.«
    »Was ist los mit dir? Gestern abend…«
    »Das war gestern abend«, sagte die junge Frau ungeduldig. »Verstehst du denn nicht? Wir können etwas erreichen. Wir können etwas werden. Weil es Holy Wood gibt. Die Welt liegt…«
    »Im Meer«, murmelte Victor.
    Ginger winkte verärgert. »Zu unseren Füßen«, berichtigte sie. »Sie liegt zu unseren Füßen. Ich meine…«
    »Ich weiß, was du meinst. Aber ich denke dabei ans Meer. Und an die Hummer darin.« Und an die versunkene Stadt, dachte er.
     
    »Quäää stor!«
    In meinem Alter sollte ich nicht mehr so schnell laufen, dachte der Quästor, als er durch den langen Flur zum Arbeitszimmer des Erzkanzlers hastete. Warum interessiert er sich so sehr für das blöde Ding? Verdammter Topf!
    »Bin unterwegs, Herr«, flötete er.
    Uralte Dokumente lagen auf Ridcullys Schreibtisch.
    Wenn ein Zauberer starb, so verstaute man seine Papiere in einem entlegenen Bereich der Bibliothek. Zahllose Regale erstreckten sich in die dunkle Ferne, gefüllt mit langsam vermodernden Schriftrollen, die von geheimnisvollen Käfern und Trockenfäule wimmelten. Die Zauberer wiesen immer wieder darauf hin, daß dort wahre Schätze für Forscher lagerten, aber aus irgendeinem Grund fand nie jemand die Zeit, die Kostbarkeiten zu erforschen.
    Der Quästor ärgerte sich darüber, daß er selbst in dem Zeug herumkramen mußte. Er hatte vergeblich nach dem Bibliothekar gesucht – seit einigen Tagen schien der Affe

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