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Voll Speed: Roman (German Edition)

Voll Speed: Roman (German Edition)

Titel: Voll Speed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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aufgerichtet hat – damit würde ich einen Elefanten zu Fall bringen –, und dann höre ich Elsa noch sagen: »Denk einfach an gar nichts«, und das mache ich auch sofort, denke an gar nichts mehr, und dann sprengt mir mein Adrenalin oder was auch immer das Dach weg. Ich stöhne auf, blicke zum Himmel empor und sehe die Sterne leuchten wie nie zuvor. Für einen Moment denke ich, dass mir der Himmel auf den Kopf fällt. In der nächsten Sekunde weiß ich, dass dieser Preis mehr als angebracht ist für das, was Elsa hier gerade mit mir macht. Ich spüre ein wohliges Ermatten. Dann purzele ich rückwärts den Abhang hinunter.

    Der erste konkrete Gedanke formt sich, als ich mich mit letzter Kraft durch den Geheimgang zurück in unseren Bau schleppe: Ich will niemanden sehen, niemandem begegnen, keine Fragen hören, keine Antworten geben. Nur noch schlafen. Traumlos.
    »Gut, dass du da bist.«
    Rufus. Während der gesamte Clan schläft, sitzt er noch in unserem Headquarter und recherchiert auf seinem Smartphone herum, kann nicht schlafen, kriegt kein Auge zu. Ich kann mir denken, warum.
    »Wieso?«, frage ich.
    »Willst du nicht wissen, wie es Nick geht?«
    Erschöpft lehne ich mich gegen die Wand. »Doch, logisch. Wie geht’s Nick?«
    »Unverändert, würde ich sagen.«
    »Schön. Sonst noch was?«
    »Ist bei deinen Ermittlungen irgendwas rausgekommen?«, will Rufus wissen.
    Ob was rausgekommen ist? »Kann man so sagen«, erwidere ich. »Allerdings nix, äh, Konkretes.«
    Rufus scheint zu überlegen, ob er bereit ist, sich mit meiner Antwort zufriedenzugeben. »Du hast da übrigens was im Fell kleben«, er deutet auf meinen Bauch. »Bist du wo reingefallen oder so?«

Kapitel 8
    Ich schrecke aus dem Schlaf wie aus einem Albtraum. Für einen grausigen Moment weiß ich nicht, wo ich bin, keuche und schlage um mich. Dann ertaste ich den metallenen Schieber eines Reißverschlusses und fühle die wattierte Innenseite der Computertasche, die mir als Schlafstätte dient. Ich bin zu Hause, in meiner Kammer. Und – oh Gott, auch das weiß ich wieder – letzte Nacht, auf dem Rückweg von Kong, als ich bei Elsa vorbeigekommen bin, bin ich gekommen.
    Ich ziehe mich ganz in meine Umhängetasche zurück und vergrabe meinen Kopf in dem grün-gelb-roten Halstuch, das noch in der Tasche war, als ich sie damals auf den Stufen der Restaurantterrasse entdeckt habe. Die Stimmen meiner Geschwister geistern durch den Bau, ich spüre die Vibration, wenn hinter dem Zoo der ICE vorbeifährt, der Restduft von aufgewärmtem Filterkaffee sagt mir, dass Pfleger Silvio bereits da war und uns mit seinem Netto-Fraß versorgt hat.
    Ich will nicht. Will nicht aufstehen, nicht essen, mir nicht Rufus’ Erklärungen anhören und mich nicht von Rocky fragen lassen, wann es endlich Ergebnisse im Fall Nick gibt. Vor allem aber will ich mich nicht Elsas Blick stellen, zu ihrem Käfig hinübersehen und eine weitere Demütigung erleiden müssen. Nicht nach letzter Nacht. Die Scham ist bereits Demütigung genug. Oder sollte das, was letzte Nacht geschehen ist, der Beginn von etwas … Wunderbarem gewesen sein? Die Angst, erneut enttäuscht zu werden, lähmt mich wie ein Schlangenbiss. Apropos: Wie es Nick geht, will ich auch nicht wirklich wissen.
    »Ray? Wo steckst du denn?«
    Ich antworte nicht. Leck mich, Rufus. Komm später wieder. Im Frühling.
    Er drückt mit seiner Klaue auf der Tasche herum, als wolle er prüfen, ob sie reif ist. »Bist du da drin?«
    »Nein.«
    »Was ist denn mit dir? Fühlst du dich unpässlich?«
    Unpässlich. Was für ein Quacksalber. »Ja, ich fühle mich unpässlich . Und jetzt verpiss dich. Bitte.«
    »Soll ich das Phil so ausrichten – dass du dich unpässlich fühlst und indisponiert bist?«
    »Wieso Phil?«, maule ich in mein Halstuch. »Und hör auf, so geschwollen zu reden.«
    »Na, weil er draußen steht und auf dich wartet.«
    Ich ziehe mir das Halstuch vom Kopf, schlage den Deckel meiner Tasche zurück und strecke den Kopf heraus. »Phil ist draußen?«
    Rufus funzelt mir im Gesicht herum: »Er sagt, es gebe Arbeit.«
    Ich rühre abwehrend mit einer Pfote in der Luft, und Rufus klappt seine Lampe nach oben.
    »Arbeit?«, frage ich.
    Mein Schlaumeier-Bruder macht mal wieder dieses Gesicht, für das ich ihm sofort meine Klaue aufs Ohr hauen könnte, wenn er das nicht ständig selbst besorgen würde. »Wie dir möglicherweise noch in Erinnerung ist«, beginnt er seine Belehrung, »haben wir gestern Morgen eine

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