Voll Speed: Roman (German Edition)
bislang nicht das Geringste hat zuschulden kommen lassen. Und Sie behandeln mich wie einen Schwerverbrecher. Ich hoffe, Sie wissen, was Sie da tun, Herr …« Der Professor macht ein fragendes Gesicht.
»Wandlitz. Kommissar Ernst Wandlitz«, vollendet Ernie.
Schmidtbauer strafft sich. Er hat offenbar beschlossen, sich keine Blöße zu geben und die Situation möglichst souverän zu meistern. »Dann wollen wir mal hoffen, dass Sie Ihren Titel noch eine Weile führen dürfen, Kommissar Wandlitz. Es sollen ja schon ganz andere Leute von der Karriereleiter gefallen sein, weil ihre vorschnellen Anschuldigungen sich als völlig haltlos erwiesen haben.«
Ernie lässt die Provokation schweigend an sich abperlen. Trotzdem tauscht er mit Phil einen kurzen Blick.
Schmidtbauer registriert die Anspannung und lächelt zufrieden. »Darf ich bitten, meine Herren? Hier entlang.«
Eine halbe Stunde später haben Ernies Leute Schmidtbauers Labor auf den Kopf gestellt. Das Ergebnis ist ernüchternd. Die weißgekachelten Räume im Kellergeschoss der Klinik entsprechen nicht nur sämtlichen gesetzlichen Bestimmungen, sie sind auch in einem derart vorbildlichen Zustand, dass dem Spurensicherungsexperten der Polizei rausrutscht, er hätte auch gern einen so perfekten Arbeitsplatz.
Schmidtbauer, inzwischen die Ruhe selbst, grinst überheblich.
Obwohl ich schwören könnte, dass ein kaum merklicher Hauch von Magenta in der Luft liegt, finden die Hunde und die Spurensicherung nicht einen Krümel des Dopingmittels. Überhaupt ist unter den zumeist harmlosen Ingredienzien von Schmidtbauers Hausmitteln kein einziger Stoff, der nicht korrekt erworben und registriert worden wäre.
Als Ernie von seinen Außenposten obendrein erfährt, dass niemand den Versuch gemacht hat, die Klinik zu verlassen, schon gar nicht mit einer illegalen Substanz im Gepäck, wird der Kommissar zuerst blass und dann etwas unruhig.
»Soll ich Ihnen vielleicht ein Vitaminpräparat kommen lassen? Oder einen frisch gepressten Saft?«, fragt Schmidtbauer.
Ernie schüttelt matt seinen Seekuhkopf.
»Mittelfristig sollten Sie ein paar Kilo abnehmen«, rät der Professor. »Ab einem Body-Mass-Index von 40 sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes praktisch vorprogrammiert.« Er grinst. »Aber wahrscheinlich erledigt sich das Problem von selbst, sobald Sie wieder Strafzettel verteilen müssen. Tägliche Bewegung ist das beste Mittel gegen Fettsucht.«
Ernie zeigt keine Reaktion, sondern zieht sein Funkgerät hervor. »An alle! Wir durchsuchen jetzt die gesamte Klinik. Ich will, dass keine Ecke und keine Bodenritze ausgelassen werden. Das gilt auch für die Krankenzimmer. Zur Not müssen die Patienten auf dem Flur warten, während die Zimmer durchsucht werden. Meldet euch bitte, falls es Probleme gibt.«
»Machen Sie die Sache nicht schlimmer, als sie es ohnehin schon ist«, stößt Schmidtbauer wütend zwischen den Zähnen hervor.
»Wieso? Ich kann doch nur gewinnen«, erwidert Ernie gelassen. »Entweder man befördert mich, weil ich Sie drangekriegt habe, oder ich werde rank und schlank, weil ich wieder Strafzettel verteilen muss.«
Es dämmert bereits, als die Durchsuchung der Klinik abgeschlossen ist. Wieder treffen wir uns unter den Bäumen am Seeufer. Ernie und Phil stehen am Volvo und blicken auf das idyllisch in der Dämmerung versinkende Gewässer. Im Hintergrund wartet der Einsatzwagen mit Ernies müden Kollegen. Ich hocke immer noch in Phils Umhängetasche, die gerade auf der Motorhaube steht.
»Das Zeug muss einfach da sein«, sagt Phil. Diesen Satz hat er jetzt schon mehrmals wiederholt. Er klingt wie eine Beschwörung. »Wir haben nur nicht richtig gesucht. Das ist die einzige Erklärung.«
»Hör endlich auf, Phil!«, erwidert Ernie gereizt. »Falls Schmidtbauer tatsächlich jemals Magenta hergestellt und vertrieben hat, dann ist er inzwischen raus aus dem Geschäft. Sonst hätten wir Spuren gefunden.« Mit einem Seufzen fügt Ernie hinzu: »Irgendwelche verdammten Spuren.«
»Aber wer hat dann Kuritz das Magenta für den Europameisterschaftskampf besorgt?«, fragt Phil.
Ernie zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht waren es Restbestände.«
Ein kurzes Schweigen.
»Das Zeug muss einfach da sein. Wir haben nur nicht richtig gesucht.«
»Verdammt, Phil!«, platzt Ernie der Kragen. »Wenn du jetzt noch einmal sagst, dass wir nicht richtig gesucht haben, dann vergesse ich mich. Meine Männer haben die ganze verdammte Klinik auf den
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