Voll Speed: Roman (German Edition)
»Dann pass mal schön auf, dass du nicht vor Aufregung in die Tasche deines Kompagnons pinkelst, wenn wir Profis bei der Arbeit sind.« Er bleckt seine Zähne.
Wieder das rasche Atmen seines Kollegen. Diesmal ist es offensichtlich, dass er mich auslacht.
»Vielleicht solltest du dich lieber in einer Plastiktüte herumtragen lassen. Die kann man einfach wegwerfen, falls du nicht an dich halten kannst«, setzt der Spürhund nach.
Das war wohl nichts mit einem kollegialen Plausch. Schon will ich mich geknickt auf die andere Seite meiner Tasche verziehen, da fällt mir ein, dass ich es überhaupt nicht nötig habe, mich von zwei arroganten Hunden beleidigen zu lassen. Nur weil die beiden Beamtenstatus haben, sind sie ja nicht gleich was Besseres.
»Eine Frage habe ich noch«, sage ich und spiele den Unterwürfigen.
»Aber klar. Frag ruhig, kleiner Erdmann!«, entgegnet der Wortführer. »Du sollst ja schließlich was lernen.«
Noch einmal das Schnappatmungslachen seines Kollegen.
»Ich würde gern wissen, ob es auch weibliche Spürhunde gibt. Oder seid ihr alle schwul?«
Der Rottweiler springt auf. »Ich geb dir gleich schwul!«, bellt er.
»Aus!«, ruft einer der Polizisten. »Mach Platz, Fips!«
Der Hund sinkt augenblicklich zu Boden.
Jetzt bin ich es, der lachen muss. »Du heißt Fips?«, frage ich. »Is’ ja doll. Klingt, als wärst du auf der Polizeischule die heißeste Braut von allen gewesen.«
Fips grunzt leise. »Ich zieh dir das Fell über die Ohren, wenn ich dich erwische«, stößt er zwischen den Zähnen hervor.
»Für jemand, der ’nen Maulkorb trägt und Fips heißt, hast du ’ne ganz schön große Klappe«, erwidere ich und stelle zufrieden fest, dass Fips’ Kumpel diesmal das Lachen im Halse steckengeblieben ist.
Ich wende mich wieder zur anderen Seite der Tasche, wo Ernie gerade mit seinem Briefing für Phil fertig ist. Der Kommissar zieht ein Funkgerät hervor. »Okay. An alle! Es geht los!«
Den Empfangsbereich der Klinik bewachen zwei ballonbusige Blondinen mit Krankenschwesternhäubchen. Die beiden Chicas stehen hinter einem Edelholztresen und entscheiden darüber, wer Schmidtbauers Allerheiligstes durch die elektronisch gesicherte Panzerglastür betreten darf und wer nicht. Man legt hier offenbar nicht nur Wert auf Diskretion, sondern auch auf Sicherheit.
Als die Damen uns trotz unseres Durchsuchungsbefehls nicht eintreten lassen wollen, stellt Ernie sie kurzerhand vor die Alternative, eine Nacht im Knast zu verbringen. Kurz danach öffnet sich mit einem Summen das Tor zu Schmidtbauers Reich.
Der inzwischen alarmierte Professor kommt uns bereits entgegengelaufen. Er ist sichtlich aufgebracht, versucht aber, die Fassung zu bewahren. »Meine Herren, ich bitte Sie! Das hier ist eine Klinik. Da können Sie doch nicht einfach so mit Ihren Hunden hereinspazieren.«
Beim Näherkommen entpuppt sich der Fachmann in Sachen Schönheit als erstaunlich hässlicher Kerl. Schmidtbauer hat schütteres Haar, leicht hängende Wangen und ein fliehendes Kinn. Seine Haut ist sonnenbankgebräunt, was frisch und gesund aussehen soll. Tatsächlich verstärkt die künstlich wirkende Gesichtsfarbe den Eindruck, dass Schmidtbauer seine besten Jahre längst hinter sich hat.
»Wir haben einen Durchsuchungsbefehl«, erklärt Ernie. »Ihre Patienten bleiben unbehelligt. Zumindest vorerst.« Er reicht dem Professor das amtliche Papier. »Wir interessieren uns zunächst einmal nur für Ihr Labor.«
Schmidtbauers Unterlippe bebt vor Wut. »Und darf ich fragen, was Sie dort zu finden hoffen?«
»Illegale Substanzen«, entgegnet Ernie ungerührt.
Schmidtbauer zuckt mit den Schultern. »Zum Beispiel?«
»Magenta, zum Beispiel«, ergänzt Phil gelassen.
Wieder zuckt der Professor mit den Schultern. »Magenta? Nie gehört. Was soll das sein?« Entweder spielt Schmidtbauer verdammt gut, oder er hat wirklich keine Ahnung.
»Also gut. Ich bräuchte aber ein paar Minuten, um meine Termine zu verschieben und die Mitarbeiter zu informieren«, verkündet der Professor schließlich geschäftig und will sich sogleich vom Acker machen.
Ernie schüttelt den Kopf. »Leider muss ich darauf bestehen, dass Sie uns ins Labor begleiten. Und zwar sofort. Wir wollen doch nicht, dass in der Zwischenzeit etwas aus dem Labor verschwindet, nicht wahr?«
Schmidtbauer sieht für einen Moment so aus, als würde er Wandlitz gleich an die Gurgel gehen. »Was bilden Sie sich eigentlich ein? Ich bin ein angesehener Mediziner, der sich
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