Voll Speed: Roman (German Edition)
Kopf gestellt, Abstellräume, Operationssäle, sogar die Spinde des Personals! Es gibt in dieser Klinik kein Magenta! Versteh das endlich!«
Wieder Schweigen. Eine Weile blicken die Männer gedankenverloren auf den See.
»Was wird jetzt mit dir?«, fragt Phil leise.
»Ich hab mich ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, um den Durchsuchungsbeschluss zu bekommen«, erwidert Ernie mit ernstem Gesicht. »Ist nicht so ganz abwegig, dass ich jetzt wieder bei der Streife lande. Zumal ich befürchte, dass Schmidtbauer ziemlich einflussreiche Freunde hat.«
Phil blickt verbittert über den See. »Ich werde das wieder geradebiegen, Ernie. Das verspreche ich dir.«
»Fahr jetzt erstmal nach Hause, nimm ein Bad und entspann dich«, entgegnet Ernie. »Und morgen denkst du in aller Ruhe darüber nach, wer dich reingelegt hat.«
»Darüber muss ich nicht nachdenken«, sagt Phil. »Und ich werde auch nicht bis morgen warten, bis ich der Witwe von Tibor Nagy einen Besuch abstatte. Das mache ich nämlich jetzt sofort.«
Ernie nickt bedächtig.
»Das Entspannungsprogramm überlasse ich dir«, fügt Phil hinzu.
»Sehe ich wie jemand aus, der gerne in der Badewanne liegt?«, fragt Ernie. »Ich entspanne mich am besten bei einem T-Bone-Steak und einem Fläschchen Rotwein. Und genau das werde ich mir jetzt gönnen.« Er grinst. »Ich will ja auch nicht gleich vom Fleisch fallen, falls ich tatsächlich wieder auf Streife gehen muss.«
Wenig später durchquert Phils Volvo die Einfahrt zum Anwesen von Piroschka Nagy. Ihre Bodyguards empfangen uns vor dem Haus. Die Kameras an der Einfahrt haben sie informiert. Beide machen einen kränklichen Eindruck. Phils gestriger Wutausbruch hat deutliche Spuren hinterlassen. Piroschkas Aufpasser haben blaue Flecken und Schürfwunden im Gesicht. Einer der beiden trägt eine Armschlinge, der andere zieht leicht ein Bein nach. Fast könnte man Mitleid mit ihnen haben.
»Warten Sie da, ich gebe drinnen Bescheid!«, ruft einer der beiden, während Phil aus seinem Wagen steigt. Der andere wirft meinem Kompagnon einen argwöhnischen Blick zu.
Wenig später befinden wir uns in Piroschkas Wohnzimmer. Phil stellt mich mitsamt Tasche auf der Wurzelholzbar ab.
»Hallo, mein Großer«, haucht Piroschka. »Freut mich, dass du so schnell Sehnsucht nach mir hattest.« Sie hält ihm ihr leeres Glas hin. »Wärst du so freundlich? Du weißt ja, was ich trinke.« Sie lässt die Zungenspitze vielsagend über ihre roten Lippen gleiten.
Phil macht keine Anstalten, ihr das Glas abzunehmen. »Ich komme gerade aus der Klinik von Schmidtbauer«, bemerkt er sachlich.
»Ach ja? Dann hast du ja etwas zu feiern«, erwidert sie lasziv. »Nimm dir doch auch einen Drink, und lass es uns beide hier ein bisschen gemütlich machen.« Immer noch hängt ihr Glas in der Luft. »Langsam wird mir übrigens der Arm schwer«, fügt sie hinzu.
»Wir haben in der Klinik rein gar nichts gefunden«, erklärt Phil.
Piroschka rutscht das Glas aus der Hand. Es verfehlt den fluffigen Riesenteppich nur um Zentimeter und zerbricht gleich daneben auf dem Granitboden. Die Miniaturexplosion befördert Hunderte Glassplitter durch den Raum.
Piroschka ist aufgesprungen, im gleichen Moment klopft es.
»Alles okay, Frau Nagy?«, fragt einer der Bodyguards.
»Ja, alles okay!«, ruft sie, dann wendet sie sich Phil zu. Ihr Gesichtsausdruck verrät, dass überhaupt nichts okay ist. »Nichts gefunden? Was soll das heißen? Ihr habt nichts gefunden?«
»Das soll heißen: Schmidtbauer ist sauber«, entgegnet Phil. »Keine Drogen, keine krummen Geschäfte. Es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, dass er Dreck am Stecken haben könnte.«
Piroschka wird blass. »Aber ihr habt ihn doch festgenommen, oder?«
Phil schüttelt den Kopf. »Weshalb? Weil er ein ehrbarer Bürger ist?«
Sie starrt ihn fassungslos an. »Er ist auf freiem Fuß?« Es scheint, als müsse sie sich die Dimension dieser Aussage erst vergegenwärtigen.
Phil nickt langsam.
»Dann werde ich jetzt sofort das Land verlassen«, erwidert Piroschka nach kurzem Nachdenken. Sie stakst an dem verdutzten Phil vorbei durch die Glassplitter in Richtung Vorhalle, wo man sie sagen hört: »Packt alles zusammen, Jungs! Wir verschwinden.«
Dann kommt sie zurück ins Wohnzimmer, mixt sich einen Drink an der Bar und kippt ihn in einem Schluck hinunter. »Das ist schade, Phil, ich hätte gern mit dir noch ein bisschen Zeit verbracht. Aber Schmidtbauer wird sich an zwei Fingern abzählen können,
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