Voll Speed: Roman (German Edition)
die das vorige Tage in diesem Film gemacht haben, der bei uns im Kino lief.«
Ich weiß nicht, welchen Film Rocky meinen könnte.
»Du hast Fitzcarraldo gesehen?«, wundert sich Rufus.
Rocky wirkt verlegen. »Roxane wollte den unbedingt gucken.«
»Die Idee ist gut«, wirft Phil ein. »Die Kanalisation verläuft gleich neben dem Landwehrkanal. Es würde mich sehr wundern, wenn wir nicht irgendwo einen Zugang fänden. Und ganz nebenbei hat sich dann auch das Problem mit Opa Reinhardt erledigt.«
Rufus nickt. »Klingt gut. Dann mache ich dir jetzt noch rasch eine Liste mit allem, was ich sonst noch so brauche.«
Phil seufzt. »Wird es wieder teuer?«
»Ja, aber am teuersten wird es, wenn wir die Schlacht verlieren«, erwidert Rufus sonnig.
Die USS Intrepid ist ein erhabener Anblick. Als sie in der späten Abendsonne am Ufer des Landwehrkanals anlegt, haben wir bereits alles für die bevorstehende Nacht organisiert: Es existiert ein Versorgungsschacht unter der Nordmauer, der ins Gehege der afrikanischen Wildhunde führt. Mit denen können wir ganz gut, weshalb sie uns erlaubt haben, hinter ihrer Hütte ein Lager einzurichten. Dort wartet jetzt allerlei Technikkram darauf, in unseren Flugzeugträger eingebaut zu werden.
Zunächst aber überreicht Phil Rufus die Fernbedienung für das Schlachtschiff. »Denkt daran, ich brauche es einigermaßen heil wieder zurück.«
»Keine Sorge, wenn mein Plan aufgeht, dann wird das Schiff keinen Kratzer abbekommen«, verspricht Rufus und zieht ein Stück Papier aus seiner Umhängetasche. »Ich habe mir überlegt, dass es diesen Einsatz unter dem Namen ESS Chester antreten wird, zu Ehren unseres legendären Gründervaters.« Er hält das Papier hoch. »Hier ist die Vorlage. Wer will lackieren?«
Rocky hebt artig den Vorderlauf und bekommt von Rufus das Papier in die Hand gedrückt.
»Und wofür steht ESS?«, will ich wissen.
»Erdmännchen. Schlacht. Schiff«, erklärt Rufus. Dann hebelt er mit seinen Krallen den Kasten der Fernbedienung auf, was Phil erschrocken zusammenzucken lässt. Ungerührt studiert Rufus das Kabelgewirr im Inneren des Kastens. »Wenn ich hier ein paar Sachen optimiere, ist das aber okay, oder?«, will er wissen.
Phil nickt irritiert. »Ähm … klar. Ich glaube, ich lass euch jetzt einfach mal machen. Schickt mir doch ’ne SMS, wenn ihr meine Hilfe braucht.«
»Geht klar«, sagt Rufus und macht sich an die Arbeit.
Während Rocky und Rufus sich darum kümmern, aus der USS Intrepid die ESS Chester zu machen, ist es mein Job, dem Clan Bericht zu erstatten. Im Laufe des Tages ist das gesamte Gehege evakuiert worden. Jetzt hocken alle im beengten Steinhaus, wo sie sich vor Rattenangriffen sicher wähnen, und lauschen Pas immer seltsameren Horrorgeschichten aus Afrika. Ich muss regelmäßig berichten, welche Fortschritte Rocky, Rufus und ich bei der Sicherung des Geheges erzielen. Alle im Clan sind dermaßen paralysiert, dass niemand die Idee des frühzeitigen Umzuges ins Winterquartier in Frage gestellt hat.
Der einzige Zugang zum Steinhaus befindet sich am äußeren Rand des Geheges. Wir könnten auch ständig im Steinhaus wohnen, wenn wir wollten. Bis heute war das aber kein Thema. Das Steinhaus ist eng und stickig, außerdem ist man den Zoobesuchern, die uns von der anderen Seite durch eine Glasscheibe beobachten können, viel näher als im Gehege. Und weil das nervt, nutzen wir das Steinhaus nur dann, wenn es überhaupt nicht anders geht.
Der Zugang ist mit einem alten Kochtopfdeckel verschlossen, der drinnen mit einem Querholz blockiert ist. Eine Idee von Rufus.
»Hallo! Ich bin’s«, rufe ich.
»Passwort!«, erwidert Konrad.
»Mach auf, Konrad! Ich bin’s! Ray!«
»Passwort!«, beharrt Konrad.
»Wenn Rocky erfährt, dass du mich nicht reingelassen hast, wird er dich grün und blau prügeln.«
Stille. Dann hört man, wie drinnen das Querholz entfernt wird.
Ich tische dem versammelten Clan auf, dass Rocky, Rufus und ich auf die Idee gekommen sind, ein Frühwarnsystem zu installieren. »Künftig wird hier im Steinhaus Alarm ausgelöst, sobald sich eine Ratte dem Gehege nähert. Dann haben wir genug Zeit, um den Eingang zum Steinhaus zu sichern.«
»Sehr gut!«, ruft Pa und hustet trocken. »Aber was ist mit Angriffen von Savannenadlern?«
Da das Steinhaus über ein massives Dach verfügt, erübrigt sich die Frage eigentlich. Aber außer mir scheint das gerade niemandem aufzufallen.
»Wir arbeiten an einer radargestützten
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