Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)
im Heidepark.«
»Aber Hansapark ist viel geiler«, informiert uns Funda.
»Wer sagt das?«, fragt Marcella.
» Galileo .«
Engagierte Gelassenheit. Es klingelt sowieso gleich.
Bin Laden in der Yucca-Palme
»Frau Freitag, Bin Laden ist nicht tot«, sagt Abdul.
Warum wundert mich das jetzt nicht?
»Oh, ist er nicht, ja? Verschwööörungstheorie, hu, oder was jetzt?«
Abdul grinst. Ich warte auf die »Fakten«, die wahrscheinlich seit gestern Abend im Kinder-Facebook kursieren.
»Ach, Abdul, ja, Bin Laden lebt und Tupac auch, und den Weihnachtsmann gibt es ebenfalls.«
»Nein, aber wirklich jetzt, Frau Freitag«, mischt sich Asmaa ein. Asmaa, die noch am Vortag ganz erschüttert war, dass man Bin Laden nicht nach seinen »Gründen« gefragt hat. »Der ist nicht tot. Wo sind denn Fotos?«
»Was für Fotos?«
»Na, Fotos. Warum hat man keine Fotos gemacht? Wenn er wirklich tot ist, warum haben die Amis ihn dann einfach weggeschmissen?«
»Okay, also angenommen, er ist nicht tot. Wo ist er denn jetzt? Wenn er nicht tot wäre, dann würde er sich doch melden und eine Videobotschaft verschicken mit einer aktuellen Tageszeitung, dass man sieht, dass er noch lebt.«
»Videobotschaft. Höhö.« Abdul grinst. In seinem Hirn rattert es.
»Ja, Abdul. Heute Abend hat Bin Laden seinen eigenen YouTube-Channel Bin Laden TV .«
»Nein, aber wirklich jetzt, Frau Freitag, das steht auch in der Zeitung.«
»In welcher Zeitung?«
»Also in der Bildzei …«
» BILD ? ABDUL, DU WILLST MIR DOCH JETZT NICHT DIE BILDZEITUNG ALS SERIÖSE QUELLE UNTERJUBELN, ODER?«
»Die haben bestimmt DNA genommen, bevor sie ihn ins Meer getan haben«, sagt Ronnie.
»Ja, und ich glaube, wir werden auch noch Fotos sehen«, sage ich.
Abdul und Asmaa sind nicht überzeugt. Gestern noch nicht mal wissen, wer Bin Laden ist, aber heute darauf bestehen, dass er noch lebt. Ich liebe meine Schüler. Und Teenager sind ja immer für Verschwörungstheorien zu haben. Für die werden die ja gemacht. Bin Laden TV auf YouTube hätte allerdings wirklich was: »Ätschibätsch, I’m still alive . Alive and kicking !«
»Frau Freitag, haben Sie schon mal Gläserrücken gemacht?«, fragt Ronnie.
Süß. Jetzt kommt das auch noch. Weil ich nicht sofort reagiere, wendet er sich an Peter. Ich höre was von »Todesdatum« und »Stimmen aus dem Jenseits«.
Ich sehe mich mit meinen Freundinnen Stefanie und Ela bei Petra im Kinderzimmer, mit Kerzen und unter unglaublichem Gekicher, wie wir immer wieder mit monotoner Stimme »Schwiegermutter erscheine« chanten. Bis plötzlich Petras Vater in der Tür steht und wir alle vor Schreck loskreischen.
Ich höre mich altklug fragen: »Glaubst du an Geister, Ronnie?« Hundertprozentig bejahen will er die Frage nicht, druckst rum, besteht allerdings darauf, dass man niemals nach seinem Todesdatum fragen darf.
Die Stunde ist fast rum. »Ach, apropos Geister, hat jemand heute die Unterschriften für den Elternabend oder das Geld für den Fotografen dabei?« Ich bekomme eine Unterschrift.
Plötzlich geht die Tür auf. »Fatma, guten Morgen. Wo kommst du denn jetzt her?«
»Ich war Postbank, wegen Jobcenter.«
»???«
»Na, wegen Jobcenter. Die schicken doch immer so Zettel, mit Ausbildungsplätze.«
»Echt? Na, ist doch super. Hast du dich schon beworben?«
»Nein. Ich wiederhole doch.«
»Ach so. Und was hat jetzt die Postbank damit zu tun?«
»Na, ich muss dann immer schreiben, dass ich den Ausbildungsplatz nicht will. Und das muss ich zur Post bringen.«
»IN DER SCHULZEIT?«
» Abo , ja! Wissen Sie, wie voll Postbank am Nachmittag ist?«
Unser Dorf
» Do you speak German or Turkish at home? «
» I speak Turkish with my mother and German with my brothers. «
Wir üben für die Englischprüfung. Ich führe mit Elif vor, wie der Anfang aussehen könnte. Meine Klasse ist so schlecht, dass sie wahrscheinlich alles auswendig lernen müssen, und Mustafa wird dann trotzdem in der Prüfung peinlich berührt grinsen, seinen Kopf auf den Tisch legen und entschuldigend sagen: »Mann, Frau Freitag, ich kann kein Englisch.«
» And, Elif, is your Turkish better than your German? «
» Nooo! German is better. «
Elif: Kopftuch, Hello-Kitty-Galore und immer bis zum Anschlag geschminkt.
» So do you feel more German or Turkish? «
» German. «
» And what about you, Abdul, how about your Arabic? Better than your German? «
» No way! «
» Abdul, tell us about the place your parents come from. «
» It’s a
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