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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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dass ihr die Videos runterladen sollt. Warum habt ihr das nicht gemacht?«
    »Na, weil wir dachten, hier ist Internet.«
    Die Schlussfolgerung liegt dann ja auf der Hand: »Was können wir dafür, dass dort kein Internet ist? Sonst hätten wir auch keine Fünf gemacht.«
    Oder Justin: »Ja, ich habe ein gutes Gefühl. Wird bestimmt eine gute Note.« Ich bin extra noch länger in der Schule geblieben, um sein Ergebnis zu erfahren. Wir warten gemeinsam darauf. »Ich musste gestern alles noch mal umstellen. Hat voll lange gedauert«, sagt er. Das klingt nicht gut. Die Prüfer kommen raus und teilen ihm mit, dass er eine Fünf hat.
    »Der wusste wirklich gaaar nichts. Und in der Prüfung klingelte auch noch sein Handy.«
    Eigentlich sollte ich mich weder wundern noch ärgern. Genau die Schüler, die auch nicht die notwendigen Zeugnisnoten für den Realschulabschluss bekommen werden, haben die Fünfen und die Sechs in den Prüfungen gemacht.
    Ich will das da, was der Hund hat
    »Frau Freitag, wissen Sie, was ich gerne erleben würde? Wenn die Simpsons-Dinger wachsen würden.«
    Dschinges zeichnet seit mehreren Stunden einen riesigen Bart Simpson auf eine Leinwand.
    »Du meinst, wenn sie älter werden würden?«
    »Ja, wenn Maggie mal sprechen würde. Was würde die sagen?«
    »Es gibt diese eine Folge, in der Homers Bruder eine Maschine baut, mit der man die Babysprache übersetzen kann. Und dann hören alle ganz gespannt zu, was Maggie sagt.«
    Dschinges guckt von seiner Leinwand hoch. »Und was sagt sie?«
    »Sie sagt: Ich will das da, was der Hund hat.«
    Dschinges grinst. »Frau Freitag, meinen Sie, dass ich Abitur schaffen würde?« Nach dem Prüfungsdesaster fühle ich mich nicht gerade wie ein Motivationscoach. »Dschinges, ich halte dich für ziemlich schlau. Mach doch erst mal die Realschulprüfung, und dann sehen wir weiter.« Dschinges steckt das zweite Jahr in der 7. Klasse. Aber er ist wirklich schlau. Vielleicht aber etwas zu faul.
    »Frau Freitag, auf Freitag freue ich mich immer am meisten. Ich stehe immer gerne um sieben auf, weil ich weiß, dass wir Kunst haben. Ich finde, Sie sind die beste Lehrerin.«
    Ich will gerade anfangen, mich darüber zu freuen, da mischt sich Ahmet vom letzten Tisch ein: »Das sagt er jedem.« Etwas enttäuscht sortiere ich weiter die Millionen Blätter auf meinem Schreibtisch. Aber Dschinges lässt nicht locker. »Frau Freitag, bin ich Ihr Lieblingsschüler?« Ach, Lieblingsschüler … das waren noch Zeiten mit meinem letzten Lieblingsschüler. »Ach Dschinges, Lieblingsschüler …« Dann schweigen wir ein wenig, und Dschinges zeichnet konzentriert.
    Irgendwann guckt er hoch: »Ich hoffe, dass ich irgendwann Ihr Lieblingsschüler bin.«
    In der Pause gehe ich in den Mathevorbereitungsraum zu einem meiner Lieblingskollegen. Von dem lasse ich mich immer aufbauen. »Du, Rainer, diese eine Klasse, die mir zugeteilt wurde, die ich nun schon seit vier Jahren unterrichte, die hatte gestern Prüfungen, und die waren sooo extrem schlecht.«
    Rainer guckt mich verwirrt an.
    »Na, diese Klasse, die ich immer unterrichten und betreuen muss.«
    »Meinst du DEINE Klasse?«
    »Ja, verdammt, MEINE Klasse. Die waren sooo verdammt schlecht. Total schlechte Noten. Fast alle. Grauenhaft! Und ständig gingen die Türen der anderen Räume auf, und Schüler aus den anderen Klassen kamen raus: ›Eine Eins.‹ – ›Ich auch.‹ – ›Ich auch.‹ – ›Ich eine Zwei.‹ Und selbst die lernbehinderte Dilara aus der Schwalle-Klasse hat bestanden und sich dann auch noch über eine Drei geärgert. Aber meine … schlimm, schlimm, schlimm.«
    »Mensch, Frau Freitag, zieh dir das doch nicht an. Das ist doch nicht deine Schuld.«
    »Doch.«
    »Nein. Wo steht denn das? Wer sagt das denn? Die verlassen doch morgens nicht dein Haus. Hoffe ich jedenfalls.«
    »Nein. Tun sie nicht. Aber trotzdem.«
    Rainer baut mich wieder auf. Distanziert und gestärkt gehe ich in den Unterricht mit der anstrengenden 7. Klasse.
    Ups

»Ich hatte vor, erst mal zu gucken, wie das ist mit der Realschulprüfung. Aber ich habe ja so viel gefehlt, da konnte ich ja nicht so gut gucken.« Fatma sitzt neben mir. Ich diktiere ihr ihre Noten. Eigentlich war ihr Ziel die Mittlere Reife. Zurzeit sieht es nach einem Einfachen Hauptschulabschluss aus. Wenn sie sich sehr anstrengt, kann daraus eventuell noch der HS-Deluxe werden – der Erweiterte Hauptschulabschluss. Den gibt es, wenn man in fast allen Fächern noch eine Vier hat. In

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