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Vollbeschaeftigt - das neue deutsche Jobwunder

Vollbeschaeftigt - das neue deutsche Jobwunder

Titel: Vollbeschaeftigt - das neue deutsche Jobwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Paqué
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die Risiken hoch: Wenn die Stabilität nicht zustande kommt, wird die Eurozone von den höchst sensiblen Finanzströmen „zerlegt“ werden.
    Es geht also letztlich um den Zusammenhalt eines exklusiven Klubs, der lange Zeit sehr erfolgreich war. Es ist merkwürdig unpolitisch gedacht, wenn manche glauben, einzelne Nationen könnten sich einfach aus diesem Klub verabschieden und in eine schwächere Liga „absteigen“, ohne dass dies zu einer nachhaltigen Verbitterung der Bevölkerung des betreffenden Landes führen würde. Gäbe es aber einmal genug „Absteiger“ und genug verbleibende „Musterschüler“, könnte es wirklich sehr schnell zum Wiederaufleben alter, nur scheinbar verschwundener Ressentiments kommen. All dies wäre natürlich noch nicht Krieg statt Frieden, aber es wäre ein gewaltiger Schritt zurück. Die Geschichte verläuft eben doch asymmetrisch: Ist einmal die Richtung vorgegeben, ist der Preis der Umkehr hoch. Und dies umso mehr, wenn der bisherige Weg sehr erfolgreich war. So wie in Europa.
    Es steht also viel auf dem Spiel. Dies erklärt, dass die Diskussion über das Engagement Deutschlands in diesen Jahren mit einer Leidenschaft geführt wird, wie sie lange nicht für europäische Themen zu beobachten war. So äußerte Altbundeskanzler Helmut Kohl in jüngster Zeit, es gehe bei der Eurorettung um eine Frage von Krieg oder Frieden. 164 Selbst wenn man die Dinge viel nüchterner sieht, so steht Deutschland zweifellos vor einer Weggabelung, und egal welchen Weg die Politik wählt, wird es weit größere Risiken geben, als sie in der Vergangenheit absehbar waren. In gewisser Weise ist dies auch das Ergebnis des eigenen Erfolgs: Vier Jahrzehnte weltwirtschaftliche Integration des Westens und zwei Jahrzehnte zusätzliche Integration des Ostens haben zu einem wiedervereinigten Deutschland geführt, das wirtschaftlich an die traditionellen industriellen Stärken des Wilhelminischen Kaiserreichs anknüpft, aber gleichzeitig viel stärker in die europäische und die globale Wirtschaft eingebunden ist, als dies jemals der Fall war. Das ist eine große Leistung.
    Es ist eine böse Ironie des Schicksals, dass keine Gelegenheit bleibt, die Früchte dieser Leistung in Gelassenheit zu genießen. Dafür ist das europäische Umfeld zu spannungsgeladen und zu sehr abhängig von dem, was im westlichen Zentrum des Kontinents passiert. Denn Teil der deutschen Leistung spiegelt sich im zwiespältigen Zustand des Alten Kontinents wider. Einerseits befindet sich Europa auf gutem Weg zu einer immer dichteren Integration über Handel, Direktinvestitionen und Wanderungen; andererseits gibt es einen gefährlichen Trend zur Zementierung von regionalen Ungleichgewichten mit einem hoch industrialisierten, innovationskräftigen und vollbeschäftigten Zentrum gegenüber einer Peripherie, die in jeder Hinsicht noch zurückhängt und schwächelt. Das ist fast eine Konstellation aus dem raumwirtschaftlichen Lehrbuch, die für eine verantwortungsvolle Führungsrolle des Zentrums spricht, und zwar in einer neuen regionalpolitischen Wachstumsstrategie zugunsten der Peripherie. Gelingt der Weg aus der derzeitigen Schuldenkrise, so ist die künftige Aufgabe vorgezeichnet.
    Die Chancen für den Erfolg einer solchen neuen Wachstumsstrategie sind dabei gar nicht so schlecht, besser jedenfalls, als wenn der Pol der innovationskräftigen Industrien irgendwo am Rande Europas und nicht in dessen Zentrum läge. Immerhin sind die leistungsfähigen Netzwerke des Zentrums schon längst vorhanden und reichen in alle Richtungen. Europa startet eben nach der Schuldenkrise keineswegs „von null“, sondern von einem beachtlichen Niveau der etablierten Arbeitsteilung über Handel und Direktinvestitionen, die über Jahrzehnte gewachsen ist. Im Vergleich zu den Aufgaben, die in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg zu lösen waren, müsste dies eigentlich zu machen sein. Europa ist heute in einer schwierigen Lage, aber bestimmt nicht in der schwierigsten seiner langen Geschichte.

Dank
    Am 5. Dezember 2009 starb Otto Graf Lambsdorff. Unser Land ist ihm zu großem Dank verpflichtet. Er hat über vier Jahrzehnte den Wandel der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland präzise beobachtet, kritisch begleitet und konstruktiv mitgeprägt. Er wirkte in schwierigen Zeiten. Von 1977 bis 1984 war er Bundeswirtschaftsminister. Es ist im Rückblick genau jene Phase der bundesdeutschen Geschichte, in der klar wurde, dass die Gesellschaft auf Dauer mit hoher

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