Volle Kanne
»Mel, bitte gib mir meinen Arztkoffer.«
»Das ist nicht der Rede wert«, meinte Zack. »Ich habe mir schon schlimmere Verletzungen zugezogen, als ich mir nur eine Zeitung holen wollte.«
Mel wirkte beeindruckt. »Mann, Everest hat ihn einfach niedergemäht!«, meinte sie, während sie die Tasche vom Kühlschrank hob.
Queenie starrte auf die Dienstmarke, die Everest auf Zacks Bitte hin aus dessen Brieftasche gezogen hatte, während er ihn im Schwitzkasten festgehalten und Zacks Gesicht auf die Straße gedrückt hatte. Sie ließ den Blick zwischen Zack und dem Abzeichen hin- und herwandern.
»Gibt es ein Problem?«, erkundigte sich Zack.
»Woher sollen wir wissen, dass dieser Ausweis echt ist?«, fragte Queenie. »Und falls er echt sein sollte, muss er nicht unbedingt Ihnen gehören, oder? Dieser Mann trägt keinen Bart. Und warum fahren Sie einen Hippie-Wagen? FBI-Agenten sind üblicherweise mit schwarzen Autos mit getönten Scheiben unterwegs.«
»Ja, und sie tragen schwarze Anzüge und Sonnenbrillen«, stimmte Mel ihr zu. »Haben Sie denn nie
Men in Black
gesehen?«
»Und warum hat niemand vom FBI Dr. Davenport informiert, dass ein Agent kommen würde, um sie und ihre Tochter zu beschützen?«, wollte Queenie wissen.
»Genau das habe ich doch gerade versucht«, erklärte Zack. »Ich hatte nicht viel Zeit, um das alles zu planen. Wenige Minuten nachdem ich von Stantons Flucht erfahren hatte, befand ich mich bereits in einem Flugzeug. Einen schnelleren Service können Sie nicht einmal in einem Fast-Food-Restaurant erwarten. Und außerdem wollte ich nicht, dass irgendjemand davon Wind bekommt. Ich bin jetzt nur mit der Wahrheit herausgeplatzt, weil ich keine Luft mehr bekam und bereits meine Tante Gertrude – Gott hab sie selig – vor mir sah, die mich aufforderte, zu ihr ins Licht zu kommen.«
Alle vier starrten ihn an, als wüssten sie nicht, was sie davon halten sollten. »Also gut, das mit Tante Gertrude war nur ein Scherz«, gab er zu. »Ich habe keine Tante mit diesem Namen.«
»Wenn also niemand wissen soll, wer Sie sind, was sollen wir dann den Leuten sagen?«, wollte Maggie wissen.
»Vielleicht bin ich ein längst verlorengeglaubter Verwandter?« Er wandte sich an Mel. »Ich könnte dein Lieblingsonkel sein.«
»Ich habe keinen Onkel. Mein Dad war Waise.«
»Dann tun wir einfach so, als ob.« Everest schnippte mit den Fingern. »Jetzt habe ich es kapiert! Er ist ein Geheimagent, aber er ist klüger als die meisten von ihnen. Normalerweise versuchen diese Agenten, nicht aufzufallen, aber Zack geht anders vor. Seinen Van sieht man bereits aus drei Blocks Entfernung. Von seinem Bart und dem Hawaiihemd ganz zu schweigen.«
Maggie sah von ihrem Arztkoffer auf. Bart? Hawaiihemd? Ihr sträubten sich die Nackenhaare, als sie an Destiny Moultries Fragen dachte.
»Das heißt, Zack ist so auffällig, dass er keinen Verdacht erregt«, fuhr Everest fort. »Ergibt das Sinn?«
»Ich denke schon«, erwiderte Zack. »Setzen Sie sich, damit ich Ihren Kopf behandeln kann«, befahl Maggie, als sie feststellte, wie groß Zack war. Und ohne es zu wollen, registrierte sie auch, dass er sehr breite Schultern hatte.
»Es wissen sicher nicht viele Leute, dass mein Dad Waise war«, meinte Mel.
»Gut, dann nenn mich einfach Onkel Zack.« Zack zog seine Pistole aus der Hosentasche. Maggie stieß einen Schrei aus und schob Mel hinter ihren Rücken, während Queenie sich auf den Flur flüchtete.
Everest versuchte, ihm die Waffe aus der Hand zu reißen.
»Moment mal!«, protestierte Zack. »Ich habe nicht vor, jemanden zu erschießen. Ich will es mir nur ein wenig bequemer machen.«
Everest wich zurück. »Tut mir leid. Ich erledige hier nur meinen Job.«
Zack streckte Maggie seine Waffe mit dem Griff nach vorn entgegen. »Würden Sie das Ding bitte auf Ihren Kühlschrank legen, damit es aus dem Weg ist?«
»Was?« Sie starrte auf die Waffe. »Müssen wir die im Haus behalten?«
Zack zuckte die Schultern. »Ich könnte die Waffe natürlich auch in den Van legen, aber wenn Stanton mit seinen Kumpels auftaucht, muss einer von euch mir Rückendeckung geben, wenn ich hinauslaufe, um sie zu holen.«
»Also gut«, erklärte Maggie sich widerwillig damit einverstanden. Sie packte die Waffe mit zwei Fingern und trug sie so vorsichtig durch den Raum, als handele es sich um eine Handgranate, die jeden Augenblick explodieren könnte. »Ich hasse Waffen«, erklärte sie, als sie die Pistole auf den Kühlschrank legte.
Zack
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