Volle Kanne
Einbauküche.
Zack betrat den Raum, als Everest mit den Kerzen und Queenies Tasche durch die Hintertür kam. »Hier ist Ihr Talisman mit den Hokuspokussachen, Oma Queenie.« Everest grinste sie an. »Ich hoffe, dass sich in Ihrer großen alten Tasche keine Augäpfel von Katzen oder Eidechsenschwänze befinden«, fügte er hinzu, während er die Tasche auf einen Stuhl stellte. »Bei solchen Sachen bekomme ich nämlich eine Gänsehaut.« Er zwinkerte Zack zu. »War nur ein Scherz. Mich kann nichts und niemand erschrecken.«
»Du weißt genau, dass ich keine Augäpfel oder derartig eklige Dinge verwende«, empörte sich Queenie.
Maggie sah Zack fragend an. »Ist alles in Ordnung?«
»Drei Fenster waren unverschlossen, davon eines im Schlafzimmer Ihrer Tochter«, berichtete er. »Ausnahmsweise hat sich die Luft vergangene Nacht etwas abgekühlt, deshalb haben wir die Fenster geöffnet.«
»Ab sofort müssen wir sie geschlossen halten. Außerdem möchte ich, dass alle Jalousien heruntergelassen und die Vorhänge zugezogen werden. Und Sie und Mel sollten sich nicht in der Nähe der Fenster aufhalten. Ab sofort werden Sie beide das Haus nicht mehr ohne meine Begleitung verlassen. Nicht einmal, um die Morgenzeitung hereinzuholen.« Er lächelte. »Abgemacht?«
Maggie und Queenie tauschten einen Blick. »Glauben Sie, dass er bereits hier ist?«
Zack schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Bereits eine Stunde nach Stantons Flucht wurden zusätzliche Polizeieinheiten und Sicherheitspersonal an den umliegenden Flughäfen, Busbahnhöfen und sogar an den Jachthäfen eingesetzt. Ich vermute, dass sie den Fluchtwagen noch in der Nähe des Krankenhauses verlassen haben. Sie hatten wahrscheinlich einen Ersatzwagen bereitstehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie dumm genug waren, ein Auto zu stehlen, denn das wäre sofort gemeldet worden. Meiner Meinung nach sind die drei gemeinsam in einem Wagen unterwegs. Außer, einer von ihnen hat eine Schussverletzung, wie ein Zeuge vermutet. Dann haben wir es möglicherweise nur mit zwei anstelle von drei bösen Jungs zu tun.«
»Vielleicht wurde Carl Lee angeschossen«, meinte Queenie hoffnungsvoll.
Zack lächelte sie an. »Das würde uns helfen. Leider wissen wir nichts Konkretes, aber ich will auf alles vorbereitet sein.« Er hielt inne und sah sich um. »Wonach riecht es hier?«
»Queenie kocht Basilikum auf, um das Haus vor bösen Kräften zu schützen«, erklärte Maggie, als wäre das eine alltägliche Sache. »Sie praktiziert Volksmedizin.«
Zack sah sie fragend an.
»Die Wirkung ist umwerfend«, erklärte Queenie. »Wenn ich mit meinen Vorbereitungen fertig bin, wird Carl Lee Stanton keinen Fuß in dieses Haus setzen können.«
Maggie blieb einen Moment schweigend sitzen und rollte ihren Stift auf der Tischplatte hin und her. »Zack?«, wandte sie sich schließlich an den Agenten. »Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen.«
Er setzte sich zu ihr an den Tisch. »Ich bin ganz Ohr.«
»Ich wollte das nicht in Mels Gegenwart sagen, aber ich glaube, dass es für sie zu gefährlich ist, hierzubleiben. Eine alte Schulfreundin von mir wohnt in Charleston. Ich könnte Mel zu ihr bringen.« Maggie hörte ein Geräusch an der Küchentür und sah auf.
»Das kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Mel bestimmt. »Ich werde nicht zu Cheryl fahren – ich kann deine Freundin nicht leiden. Sie beklagt sich ständig darüber, dass sie keinen Mann findet.«
»Ich könnte ihr sicher dabei helfen«, warf Queenie ein. »Entschuldige bitte, aber ich unterhalte mich gerade mit Zack«, wies Maggie ihre Tochter zurecht.
»Ich werde nicht von hier weggehen, Mom. Du kannst mich nicht dazu zwingen.«
Queenie ging zum Herd, um in ihrem Topf zu rühren. »Wahrscheinlich sollte ich mich aus dieser Sache heraushalten und meinen vorlauten Mund halten.«
Mel verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn du mich zwingst, werde ich mich in deinem Auto übergeben. Und sobald du Cheryls Haus verlassen hast, werde ich weglaufen. Und dann komme ich per Anhalter wieder nach Hause zurück.«
Mel drehte sich auf dem Absatz um und marschierte durch die Küche in den Flur. Eine Sekunde später knallte sie die Tür zu ihrem Schlafzimmer zu.
Queenie schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Das Mädchen hat Angst, dass dir etwas passieren könnte«, sagte sie zu Maggie. »Normalerweise kann ich Widerworte von einem Kind nicht tolerieren, aber in diesem Fall lasse ich ihr das ausnahmsweise durchgehen.«
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