Volle Kanne
Ausbildung auch in der Notaufnahme eines Krankenhauses gearbeitet und war mit der Anatomie von Männern vertraut von jungen und alten Männern in allen Größen und Formen.
Allerdings, dort war keine Zeit dafür, einen männlichen Körper zu bewundern, wenn er dringend medizinisch versorgt werden musste. Außerdem herrschte in den sterilen Untersuchungsräumen mit den gleißenden Lampen und den piepsenden Geräten eine sehr nüchterne Atmosphäre.
Man kam nicht dazu, die breiten Schultern eines Mannes zu bewundern oder die Art, wie sein Po in einer tief auf der Hüfte sitzenden Jeans zur Geltung kam, und …
»Stimmt etwas nicht?«, erkundigte sich Zack.
»Was?« Maggie sah ihn an. Verflixt, er hatte ihren Blick bemerkt. »Ich … äh … ich dachte nur gerade, dass ich Ihnen nicht so viel Arbeit aufbürden sollte. Schließlich sind Sie am Arm verletzt«, stieß sie hervor. »Ich werde Ihnen helfen.« Sie trat neben ihn und zog mit ihm gemeinsam an dem Fensterrahmen. Sie roch den Schweiß auf seiner Haut und spürte seine Körperwärme von ihren Armen bis hinunter zu ihren Schenkeln. Und sie wünschte, das FBI hätte ihr einen hässlichen Agenten geschickt. Endlich gab das Fenster nach, und Zack schob es ganz nach oben.
Everest fuhr den Van in die Auffahrt und stellte ihn vor der Garage ab. Dann begann er sofort damit, das Heu abzuladen. Zack schnitt die Schnur um die Ballen durch, und Maggie verteilte das Heu auf dem Boden und häufte es neben einem der Fenster, durch das jetzt eine sanfte Brise hereinwehte, zu einem kleinen Hügel auf. Bevor Mel die Ziege in die Garage brachte, steckte Zack die Sichtblenden fest, und Maggie stellte Futter und frisches Wasser bereit.
Butterbohne blieb einen Moment unentschlossen stehen. Dann trabte sie zu dem Heuhaufen hinüber und durchwühlte ihn mit dem Maul, bevor sie sich mit großem Appetit über den Hafer in der Schüssel hermachte.
»Ich glaube, hier wird sie sich wohlfühlen«, meinte Zack. Er zog sein Hemd an, knöpfte es jedoch nicht zu.
Mel wirkte nicht überzeugt. »Und wenn sie sich hier einsam fühlt?«
Maggie hatte den Eindruck, dass ihre Tochter die Zwergziege allmählich ins Herz schloss. »Wahrscheinlich wird sie sich schlafen legen, wenn sie gefressen hat.«
»Ich werde mein tragbares Radio für sie holen.« Mel stürmte aus der Garage.
Maggie zuckte die Schultern. »Die Gedankengänge einer Dreizehnjährigen kann ich immer noch nicht ganz nachvollziehen, aber ich arbeite daran.«
Mel kam mit ihrem Radio zurück. »Ich habe vor ein paar Tagen neue Batterien eingelegt, also sollte es eine Weile laufen.« Sie stellte den Apparat auf den Sitz des Rasenmähers und stellte einen Sender mit leiser Musik ein. »Das wird sie sicher beruhigen, oder?« Sie sah Maggie fragend an, und ihre Mutter nickte bestätigend.
Queenie packte gerade ihre Tasche, als sie das Haus betraten. Der Blick aus ihren dunklen Augen wanderte zuerst zu Zacks offenem Hemd, bevor er zu Maggie schwenkte.
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich rasch dusche?«, fragte Zack.
Queenie räusperte sich erstickt und wedelte sich mit einem Notizblock Luft zu.
Maggie versuchte, sich nicht bildlich vorzustellen, wie Zack nackt unter der Dusche stand. »Ich zeige Ihnen das Gästezimmer«, sagte sie. Er holte seine Segeltuchtasche und den merkwürdig ausgebeulten Koffer, und Maggie trug seine Schultertasche. Sie führte ihn die Treppe hinauf, die vom Flur nach oben ging. Eine Stufe knarrte unter ihren Füßen.
Maggie kannte und lichte alle knarzenden Stellen, Risse und Fugen in dem alten Haus. Sie fühlte sich geborgen, wenn der Regen laut auf das Blechdach trommelte und das Fenster am Ende des Gangs im Eingang während eines Sturms klapperte, und sie genoss das Gefühl, wenn sie barfuß über den Kiefernholzboden lief. Manchmal, wenn sie nachts noch in ihrem Bett las, hörte sie, wie das Haus sich auf sein Fundament sinken ließ, bevor alles still wurde. Es war beinahe so, als würde das Haus ihr eine gute Nacht wünschen und einen Seufzer ausstoßen, bevor es Feierabend machte.
»Ihr Haus gefällt mir«, erklärte Zack, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
»Danke. Es gehörte meinen Großeltern. Es wurde in den 1930er Jahren gebaut, aber meine Großmutter hat es einige Male renovieren lassen und ständig neue Möbel gekauft. Sie sagte, sie habe es satt, nur von altem Krempel umgeben zu sein. Die alten Sachen hat sie meinen Eltern geschenkt, die sich aber auch nichts aus Antiquitäten machten.
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