Volle Kanne
farbbespritzten Turnschuhen.
»Kann ich ein paar Nächte hier schlafen?«, fragte sie Jamie. »Auf deinem Sofa? Und gleich jetzt dort ein Nickerchen halten?«
»Ist das ein neues Kleid?«, erkundigte sich Jamie.
Vera runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ich bin mir sicher, dass sie es nicht bei einem Ausverkauf in einem Laden nach einem Brandschaden erstanden hat, denn dort hätte man das Kleid verbrennen lassen.«
Destiny warf einen Blick über die Schulter, wandte sich dann wieder Jamie zu und nahm die Sonnenbrille ab.
»Du trägst kein Make-up!«, rief Jamie überrascht.
»Das ist meine Tarnung.«
»Freddy Bayior?«, fragte Jamie.
»Ja. Er hat die halbe Nacht lang an meine Tür geklopft und behauptet, er müsse etwas Wichtiges mit mir besprechen. Jetzt hoffe ich, dass er mich in diesem Zustand sieht und mich dann endlich in Ruhe lässt.«
»Damit könntest du Erfolg haben«, meinte Vera. »Wenn dieser Anblick seine Lenden nicht zu Eis gefrieren lässt, was dann?«
»Ich fühle mich nicht gut«, sagte Jamie. »Ich bin so erschöpft und möchte mich hinlegen. Du kannst mein Sofa haben, sobald ich mich ausgeruht habe, Destiny.« Jamie ging in ihr Büro und schloss die Tür hinter sich.
»Was ist los mit ihr?«, flüsterte Destiny Vera zu.
»Der Wasserhahn in ihrem Bad tropft.«
»Verstehst du jetzt, was ich meine?«, fragte Destiny. »Du kannst mir keine einzige Antwort geben, ohne dabei sarkastisch zu werden. Es würde dich nicht umbringen, ein wenig freundlicher zu mir zu sein.«
Lamar Tevis lehnte sich in seinem Stuhl zurück, legte die Füße auf seinen Schreibtisch und klemmte den Hörer zwischen Ohr und Schulter. »Was sagten Sie? Wie lautet Ihr Name?«
»Tom Curtis«, wiederholte der Anrufer. »Werbeagentur Curtis Promotions«, fügte er hinzu. »Wir haben uns vor ein paar Monaten über das Elvis-Treffen und die Parade unterhalten.«
»Daran erinnere ich mich nicht«, sagte Lamar. »Aber sprechen Sie weiter. Worum geht es?«
»Ich wollte mich nur vergewissern, dass wir unseren Zeitplan einhalten können. Meine Jungs werden gegen Mittag eintreffen; ich gehe davon aus, dass dann alles bereit ist.«
Lamar runzelte die Stirn. »Hören Sie zu, Kumpel, ich habe keinen blassen Schimmer, wovon Sie reden, und ich kenne auch niemanden mit dem Namen Tom Curtis. Ich bin hier der Polizeichef, und mit Paraden habe ich nichts zu tun.«
»Das soll ein Witz sein, oder?«, sagte der Mann. »Wir sprechen hier immerhin über einen der wichtigsten Prominenten in Vegas, und er erwartet eine Parade. Wir sprechen über Kenny Preston!«
»Von dem habe ich auch noch nie etwas gehört.«
Der Anrufer stieß ein missbilligendes Grunzen aus. »Wo leben Sie denn, Mann? Er ist
der
Elvis-Imitator schlechthin, das Original, und außerdem einer der berühmtesten Menschen im ganzen Land. Hören Sie, guter Mann. Sie haben mir geschworen, dass Sie sich mit diesem und jenem Komitee in Verbindung setzen werden und dass Sie sich darum kümmern werden, dass alles glattläuft. Wollen Sie mir jetzt sagen, dass Sie nichts auf die Beine gestellt haben?«, brüllte er in den Hörer. »Haben Sie eine Vorstellung davon, wie viel Geld Ihre Stadt mit dieser Versammlung verdient? Weiß der Bürgermeister, dass Sie unsere Vereinbarung vergessen haben? Ich werde mich an Ihre Rechtsabteilung wenden. Wir werden die ganze verdammte Stadt verklagen!«
Lamar entfernte den Hörer ein Stück von seinem Ohr. »Warten Sie einen Augenblick, junger Mann. Regen Sie sich doch nicht gleich so auf. Ich werde mal meine Disponentin fragen, ob sie darüber etwas weiß. Delores weiß immer über alles Bescheid. Wenn Sie mir das nicht glauben, können Sie sie selbst fragen.«
Lamar legte den Anruf in die Warteschleife und wählte die Nummer der Zentrale. »Delores, kannst du für einen Moment zu mir kommen?« Er legte den Hörer auf den Tisch und kratzte sich am Kopf. Dann durchsuchte er seine alten Telefonnachrichten, seine Notizzettel und die mittlere Schublade seines Schreibtisches. »Ich kann nichts über eine Parade finden«, murmelte er.
Delores öffnete die Tür. »Hallo, Chef, hier bin ich. Was gibt es? Was konnten Sie mir nicht am Telefon sagen?«
»Ah, wissen Sie irgendetwas über eine Elvis-Parade, die bei uns stattfinden soll?«
Delores stieß einen Freudenschrei aus, der das Glas auf Lamars Schreibtisch zum Klirren brachte. »Ich wusste, dass es eine Parade geben würde!«
Lamars Augenbrauen schössen nach oben.
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