Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
eher Probleme gibt.« Das war dieselbe Ausrede, die er schon von Hayden gehört hatte. Starkey wollte sie nicht gelten lassen.
»Euch ist es also egal, wenn sie umgewandelt werden?«
»Nein! Aber wir können da eben nicht viel tun!«
»Gar nichts meinst du wohl.«
Da hat Connor die Beherrschung verloren, was in letzter Zeit häufiger vorkommt. »Wenn es nach dir ginge, würden wir Ernte-Camps in die Luft sprengen, stimmt’s? So können wir aber diesen Kampf nicht gewinnen! Wir würden nur erreichen, dass sie den Wandlern und den Flüchtlingen noch härter zusetzen.«
Starkey hätte diesen Streit gern auf die Spitze getrieben und Connor darauf festgenagelt, dass er keine Storche retten will, aber er hat noch einmal einen Rückzieher gemacht.
»Tut mir leid«, lenkte er ein. »Du weißt, dass die Gäule mit mir durchgehen, wenn’s um Storche geht.«
»Leidenschaft ist etwas Gutes«, erwiderte Connor, »du darfst nur die Realität nicht aus den Augen verlieren.«
Starkey hätte Connor für diesen Satz ohrfeigen können. Stattdessen hat er gelächelt, hat genickt und ist gegangen – in der festen Überzeugung, dass Connor schon bald mit einer völlig neuen Realität konfrontiert sein würde.
Während Connor mit Hayden im ComBom eine Geschichtsstunde absolviert, hängt Starkey im Freizeitflieger ab, bringt den Kids einfache Kartentricks bei und führt ihnen Kunststücke vor, die er im Schlaf beherrscht. Es ist Storchstunde, sieben bis acht Uhr abends. Primetime. Unter den Tragflächen des Freizeitfliegers geht eine angenehme Brise. Das ist die perfekte Tageszeit. Starkey lässt sich von einem der Storche etwas zu trinken bringen, damit er nicht von seinem bequemen Sessel aufstehen muss. Es war ein harter Tag an der Essensausgabe; obwohl er den Fraß nicht selber auf die Teller schaufelt, nervt es ihn schon, wenn er die Aufsicht übernehmen muss.
Drake, der Bauernjunge, der die Grüne Zeile leitet, kommt am Freizeitflieger vorbei und wirft der Schar einen abschätzigen Blick zu. Starkey starrt zurück und merkt sich sein Verhalten. Wenn er den Friedhof übernimmt, wird das neue Allerheiligste aus Storchen bestehen. Drake darf dann Bohnen ernten oder den Hühnerstall ausmisten. Es wird sich vieles ändern, wenn Starkey Chef ist, und Gott möge denen beistehen, denen er nicht zugetan ist.
»Schwingst du deinen Hintern aus dem Stuhl und spielst mit mir eine Runde Billard?« Bam richtet den Queue auf ihn wie eine Harpune. »Oder verletzt es deine Männlichkeit, dass ich so gut bin?«
»Pass nur auf, Bam«, knurrt Starkey. Er will nicht gegen sie spielen, weil sie sowieso gewinnt. Die erste Regel im Wettbewerb lautet: Nimm nie eine Herausforderung an, die du sicher verlierst. Gegen Connor verliert er auch, aber das ist etwas anderes. Er macht das mit Absicht und sorgt dafür, dass die anderen es wissen.
Weiter hinten, am ComBom, gehen Connor und Hayden gerade die Gangway hinunter.
»Was liegt da wohl an? Was meinst du?«, fragt Bam.
Starkey behält seine Meinung für sich.
»Ich glaube, die sind geil aufeinander«, höhnt einer der anderen Storche.
Starkey dreht sich zu ihm um. »Du bist meines Wissens der Einzige, der sich für Connors Hintern interessiert, Paulie.«
»Stimmt doch gar nicht!« Aber da Paulie rot anläuft, stimmt es vielleicht doch.
Starkey steht auf, damit er besser sehen kann. Connor und Hayden verabschieden sich. Hayden geht zur Latrine, Connor kehrt zu seinem kleinen Jet zurück.
»Er trifft sich in letzter Zeit auch öfter mit Trace«, erwähnt Bam. »Dich hat er wohl nicht eingeweiht, was da los ist?«
Starkey verbirgt seine Wut darüber, dass er über Connors Pläne nicht informiert wird. »Mit der Küche scheint er zufrieden zu sein.«
»Steht ja auch gut im Futter«, sagt Bam grinsend. »Schlachtreif.«
»Ich will nicht, dass du unseren Oberbefehlshaber schlechtmachst.«
Bam dreht sich um und spuckt auf den Boden. »Du bist ja so was von scheinheilig.« Sie marschiert zum Billardtisch und spielt gegen Kids, die keine Chance gegen sie haben.
Starkey hat es nicht nötig, Connor schlechtzumachen. Meckern sollen die, die keinen Plan haben – außerdem hat Starkey heute ein neues Ass im Ärmel. Ein Geschenk für Connor. Das hat er Jeevan zu verdanken, der wegen seiner Computerkenntnisse eine Stelle im ComBom erhalten hat und ein loyales Mitglied des Storch-Clubs ist. Natürlich weiß das niemand außer Starkey. »Jeeves« ist einer von zwei günstig positionierten
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