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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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ihn immer noch testet, wenn auch nicht so oft wie früher. Das Bild, das er sucht, ist nicht dabei. Er findet eine Datei mit Porträtaufnahmen aller Mädchen, die zum Gespräch gebeten wurden. Zweihundert lächelnde, hübsche Gesichter mit angehängtem Lebenslauf. Nach einer Weile sehen sie alle gleich aus.
    »Da wirst du sie nicht finden.«
    Als er sich umdreht, steht Roberta auf der Wendeltreppe. Sie hat ihn beobachtet und geht nun die letzten Stufen hinunter.
    »Gelöscht?«, fragt er.
    »Sollte es«, sagt Roberta, »aber nein.«
    Sie berührt den Bildschirm, loggt sich ein und öffnet Ordner, die für Cam gesperrt sind. In wenigen Sekunden holt sie nicht nur ein Foto heraus, sondern gleich drei. Sie seufzt. »Hast du danach gesucht?«
    Cam betrachtet die Bilder. »Ja.« Die anderen beiden Fotos sind genau wie das erste offenbar aufgenommen worden, ohne dass sie es wusste. Er fragt sich, warum ihm Roberta ausgerechnet jetzt diese Bilder von dem Mädchen im Rollstuhl zeigt, obwohl sie vorher doch so dagegen war.
    »Bus«, sagt Cam. »Sie saß im Bus.«
    »Ihr Bus ist nie angekommen. Er ist von der Straße abgekommen und gegen einen Baum gefahren.«
    Cam schüttelt den Kopf. »Die Erinnerung habe ich nicht.« Dann sieht er Roberta an. »Erzähl mir von ihr.«

20.
    Nelson
    Der einstige JuPo und jetzige Teilepirat hat sich diesmal selbst übertroffen. Zwei EAs auf einen Streich!
    Nelson schreibt seinen Erfolg der Genialität seiner Taktik zu. Das Mädchen hat er in einem Selbstbedienungsrestaurant aufgestöbert, indem er sich als Mitglied des Widerstands ausgab. Leichtgläubigkeit war schon immer seine stärkste Verbündete. Das Haar des Mädchens ist nicht ganz rot, wie von Divan gefordert, aber im richtigen Licht könnte es als erdbeerblond durchgehen. Für den Jungen hat Nelson das Mädchen als Köder benutzt. Er hat sie in einem Umbra-Viertel an ein Abflussrohr gefesselt, in der Nähe einer verlassenen Fabrik, wo sich flüchtige Wandler gern verstecken. Dann hat er gewartet, bis ihre Schreie jemanden aus dem Schutz des Gebäudes gelockt haben, und beobachtet, wie der Junge das Mädchen befreit hat. Als sie weglaufen wollten, hat Nelson die beiden von einem Gebäude auf der anderen Straßenseite aus betäubt.
    Sein DNA-Decoder hat die beiden als flüchtige Wandler identifiziert, was für sein Gewissen immer besser ist, als wenn er Kids einfängt, die noch ein Leben hätten, in das sie zurückkehren könnten.
    Auf der Fahrt zu Divans Autohandel ist Nelson ganz aufgekratzt. Seine Quote war nie besonders gut, und es kommt selten vor, dass er mit einfachem Einsatz das Doppelte gewinnt.
    Bei seiner Ankunft ist Divan überrascht, aber begeistert, dass Nelson so bald nach seiner letzten Lieferung schon wieder da ist. »Was für ein Fang!«, ruft er aus, und entgegen seiner sonstigen Gewohnheit feilscht er nicht einmal, sondern zahlt den geforderten Preis. Vielleicht, weil Nelson diesmal keine Trophäen haben will. Die Augen des Mädchens haben blasslila Pigmentflecken, die einfach nur hässlich sind, und die des Jungen hat Nelson nicht gesehen. Was er nicht kennt, will er auch nicht haben.
    Divan bekundet ihm ausnahmsweise seine Dankbarkeit, indem er Nelson zum Abendessen in ein piekfeines Restaurant einlädt.
    »Die Geschäfte laufen wohl bestens?«, kommentiert Nelson.
    »Geschäft ist Geschäft. Aber die Aussichten sind gut.«
    Nelson merkt, dass der Schwarzmarkthändler etwas auf dem Herzen hat. Er beobachtet Divan und wartet, bis dieser den Löffel in den Kaffee taucht und langsam und rhythmisch umrührt.
    »Bei unserem letzten Treffen«, sagt Divan, »habe ich dir von Gerüchten erzählt, weißt du noch?«
    »Ja, aber du hast mir nicht gesagt, worum es geht.« Im Gegensatz zu Divan kippt Nelson seinen Kaffee in zwei Schlucken hinunter. »Ist es etwas Gutes?«
    »Für dich vermutlich nicht, schätze ich. Darum wollte ich es dir erst sagen, wenn es mir aus mehr als einer Quelle zugetragen worden ist, aber mittlerweile habe ich es schon mehrmals gehört.« Er rührt weiter in seinem Kaffee. Statt zu trinken, betrachtet er die kreisende schwarze Flüssigkeit. »Es heißt, der Flüchtling aus Akron ist noch am Leben.«
    In Nelsons Nacken stellen sich sämtliche Härchen auf und legen sich über seinen Kragen.
    »Das ist unmöglich.«
    »Ja, ja – wahrscheinlich hast du recht.« Divan legt den Löffel ab. »Aber hat jemand die Leiche gesehen und identifiziert?«
    »Ich war nicht im Happy Jack. Ich vermute, da herrschte

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