Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
Chaos.«
»Genau«, sagt Divan langsam. »Chaos.« Dann nimmt er gemächlich einen Schluck. »Das heißt, dass alles Mögliche passiert sein kann.« Er stellt die Tasse hin und lehnt sich zu Nelson hinüber. »Ich glaube, die Gerüchte könnten stimmen. Hast du eine Ahnung, wie viel die Teile des Flüchtlings aus Akron bringen würden? Die Leute würden unanständig hohe Summen für ein einziges Teil von ihm bezahlen.« Dann lächelt er. »Ich zahle dir zehnmal, vielleicht zwanzigmal so viel wie für deinen heutigen Fang.«
Nelson verkneift sich eine Reaktion, aber auch sein Schweigen spricht Bände. Für ihn allerdings geht es in diesem besonderen Moment der Gier gar nicht um Geld. Wenn er Connor Lassiter erwischte, könnte er das erlittene Unrecht rächen.
Divan scheint seine Gedanken zu lesen. »Ich erzähle dir das als Erstem. Mir wäre es sehr recht, wenn du derjenige wärst, der ihn einfängt, angesichts deiner Erlebnisse mit ihm.«
»Danke.« Nelson ist fast gerührt.
»Es heißt, dass es ein paar größere Siedlungen mit flüchtigen Wandlern gibt. Es wäre klug, diese Orte zu finden, denn die Chance, dass er für die Anti-Umwandlungs-Front arbeitet, ist groß.«
»Wenn er lebt, fange ich ihn ein und bringe ihn dir«, sagt Nelson. »Aber eins noch.«
Divan zieht eine Augenbraue hoch. »Ja?«
Nelson sieht ihn starr an, damit klar ist, dass seine Forderung nicht verhandelbar ist. »Ich bekomme seine Augen.«
Teil vier
Leviathan
Chirurgen entnehmen nach Euthanasie Organe
von Michael Cook, 14. Mai 2010, BioEdge (Netzzeitschrift)
Wie oft kommt so etwas in Belgien und den Niederlanden wohl vor? Der Bioethik-Blogger Wesley Smith hat uns auf einen Konferenzbericht aufmerksam gemacht, in dem belgische Transplantationschirurgen über die Organentnahme nach Euthanasie berichten. Wie die Ärzte der Universitätsklinik von Antwerpen auf dem Welt-Transplantations-Kongress 2006 berichteten (in der Sektion »Wirtschaft«), töteten sie eine an einer Nervenkrankheit leidende 46 Jahre alte Frau mit deren Einwilligung und entnahmen ihr Leber, beide Nieren sowie Inselzellen.
Im Jahr 2008 erklärten die Ärzte in einem Bericht, zwischen 2005 und 2007 seien drei Patienten euthanasiert worden. […]
Als sie ihren Bericht verfassten, zeigten sich die Ärzte begeistert vom Organspende-Potenzial in Ländern, in denen Euthanasie gesetzlich erlaubt ist …
Merkwürdig ist, wie wenig in der Presse darüber berichtet wurde, obwohl die belgischen Ärzte ihr Vorgehen in der weltweit führenden Zeitschrift für Transplantationschirurgie veröffentlicht haben. ( Transplantation , 15. Juli 2006; Transplantation , 27. Juli 2008)
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HTTP://WWW.BIOEDGE.ORG/INDEX.PHP/BIOETHICS/BIOETHICS_ARTICLE/8991/
21.
Lev
Es kommt nur selten vor, dass ein Klatscher nicht klatscht. Wer bereit ist, sein Blut mit so viel Sprengstoff zu versetzen, dass er damit ein Gebäude in die Luft jagen kann, dessen Seele ist an einem Punkt angelangt, an dem es kein Zurück mehr gibt.
Doch in Levi Jedediah Calder war noch ein Hoffnungsschimmer. Er hatte die Kraft, es sich noch einmal zu überlegen.
Der Klatscher, der nicht klatschte.
Das hat ihn berühmt gemacht. Sein Gesicht war im ganzen Land und darüber hinaus bekannt. Warum, Lev, warum? , lauteten die Schlagzeilen, und seine Lebensgeschichte wurde ausgerollt wie ein riesiges Poster und von einer Welt begafft und verschlungen, die nach Skandalen und Tragödien giert.
»Er war immer ein perfekter Sohn«, wurden seine Eltern mehr als einmal zitiert. »Wir werden es nie begreifen.« Wer die tränenreichen Interviews mit ihnen sah, hätte fast den Eindruck gewinnen können, dass sich Lev tatsächlich in die Luft gesprengt hatte und tot war. In gewisser Weise war er das wohl auch, denn der Levi Calder, der an jenem letzten Tag bei seiner Familie seinen Zehntopfergang angetreten hatte, den gab es nicht mehr.
Fast ein Jahr nach seiner Gefangennahme im Happy Jack Ernte-Camp sitzt Lev an einem verregneten Sonntagmorgen im Besucherraum einer Jugendstrafanstalt. Er steht im Dienste der Barmherzigkeit.
Ihm gegenüber sitzt ein Junge im orangefarbenen Overall, die Arme störrisch verschränkt. Zwischen ihnen liegen die traurigen Überreste eines Puzzles, das derjenige, der vor ihnen an diesem Tisch gesessen hat, dort vergessen hat. Eins von vielen unfertigen Projekten, die diesen Ort vergiften. Es ist Februar und an den Wänden hängen lustlos gebastelte Herzen zum
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