Vollendung - Thriller
da …«
Entsetzt brach Tommy ab, als er sah, wie der Bildausschnitt vor ihm an seinem eigenen Körper nach unten zu fahren begann. Die Kamera musste irgendwo über ihm sein – hinter dieser Leinwand, ein Stück rechts von dort, wo die Stimme hergekommen war –, aber Tommy konnte nichts von ihr oder von dem Kameramann sehen, nur das Bild seines eigenen muskulösen Körpers auf der Leinwand vor sich. Tommy begann heftig zu zittern, er glaubte zu spüren, wie sich sein Gehirn hinter den Augen krümmte und versuchte sich, begleitet von einem wilden Adrenalinausstoß, verzweifelt zu befreien – der Körper über ihm wand sich, wie er selbst sich wand, zuckte, wie er zuckte. Doch so stark Tommy Campbell auch war, er konnte seine Fesseln ebenso wenig sprengen, als wäre er in einen Marmorblock eingeschlossen. Am schlimmsten war, dass er seinen Blick nicht von sich selbst nehmen konnte, und voller Panik beobachtete der junge Mann, wie seine gebräunte, haarlose Brust – da war der Riemen! – über den Schirm wanderte, und langsam tauchte sein Bauch im Bild auf.
Erst jetzt verstand Tommy Campbell.
»Das kann unmöglich passieren«, wimmerte er. Die unbarmherzige, ohrenbetäubende Kriegstrommel in seiner Brust kündete in brutaler Weise an, was hinter dem Horizont lag, was er als Nächstes sehen würde. »Das muss ein Traum sein!«
»Nein, mein Bacchus«, ertönte die Stimme aus der Dunkelheit. »Du bist endlich wach.«
Und dann begann Tommy Campbell in Krämpfen zu zucken, da er den schlimmsten Horror bestätigt sah, bis das Herz des jungen Mannes plötzlich für alle Zeit stehen blieb.
Exponat 1
Bacchus
1
W ütend warf Dr. Catherine Hildebrant das Handy des Studenten aus dem Fenster und sah es in einer Rauchwolke auf dem Rasen vor dem List Art Center explodieren .
»Wer noch einmal ein Handy während meiner Vorlesung läuten lässt, der wird hinter das Gebäude geführt und erschossen!«
Dann hielt sie inne.
Es gibt keinen Rasen vor meinem Fenster , sagte sie sich. Schon weil mein Vorlesungsraum gar kein Fenster hat.
Das Handy läutete weiter – Beethoven, Für Elise.
»Miss Hildebrant?«
Cathy drehte sich zu ihrem Kurs in Kunstgeschichte um, der sich hinter ihrem Rücken in ihre Klassenkameraden von der Grundschule Eden Park verwandelt hatte. Mrs. Miller sah sie ungeduldig an – Cathy war an der Reihe, einen Gegenstand zu zeigen und zu erklären, und aus ihrem Zorn war plötzlich Angst geworden. Ihre Klassenkameraden begannen zu kichern und zu flüstern. Sie spürte, wie sich ihre Brust vor Angst zusammenzog, während der Raum immer heller wurde und sie auf den glatten weißen Klecks in ihrer Hand sah.
Was ist das? Was habe ich heute mitgebracht, um es zu zeigen und zu erklären?
Inmitten des Gelächters zerstob der weiße Klecks plötzlich zu Schnee, während sich Cathys Klassenzimmer in ihr von der Morgensonne durchflutetes Schlafzimmer verwandelte, wo das Handy auf dem Nachttisch neben ihr noch immer Für Elise spielte.
Sie klappte es auf.
»Hallo?«
»Hildy?« Es war ihre Chefin, Dr. Janet Polk, Leiterin des Fachbereichs Kunst- und Architekturgeschichte an der Brown University – der einzige Mensch in Providence, der es wagte, Catherine Hildebrant mit »Hildy« anzureden.
»Hallo, Janet.« Cathy gähnte. »Wie spät ist es denn?«
»Fast elf.«
»Mein Gott, dieser Wein muss gepanscht gewesen sein. Ich war gestern Abend noch länger auf und habe korrigiert …«
»Tut mir leid, dich an einem Sonntag zu stören, Hildy, aber hat dich dieser Typ vom FBI schon erwischt?«
»Wer?«
»Ich glaube, er heißt Markham, vielleicht war es auch Peckham, ich bin mir nicht sicher. Die ganze Geschichte hat mich irgendwie verwirrt.«
»Wovon redest du?«
»Er ist vor nicht mal fünf Minuten hier weggegangen – Dan und ich haben gerade im Garten die Blumenbeete umgegraben. Er sagte, er braucht Informationen im Zusammenhang mit dem Verschwinden von diesem Footballspieler.«
»Tommy Campbell?«, fragte Cathy und setzte sich auf.
Obschon eine attraktive Frau, konnte Cathy nicht leugnen, dass sie ihr ganzes Leben lang eine Streberin gewesen war und nie viel Geschmack an Sport gefunden hatte. Lieber hörte sie sich im College einen Vortrag über Donatello an, als sich bei einem Fußballspiel zu langweilen. Doch selbst sie war hingerissen von Rhode Islands Lieblingssohn – diesem feschen, blonden, blauäugigen Blitz, den anscheinend niemand in der NFL erwischen konnte. Und während der
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