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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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    schwierig war.
    Schwierig war etwas anderes, nämlich die Frage: Wo
    kamen die PCBs her? Spuren davon fanden sich fast
    überall. Basco hatte eine Menge PCBs in den Hafen eingeleitet. Nur hatte ich das Zeug nie zuvor gesehen, sondern mit
    hochempfindlichen Meßinstrumenten
    nachgewiesen. Aber dazustehen und zu beobachten, wie es, geschmolzener Butter gleich, aus den Eingeweiden eines Hummers rann - das war ein superbeschissener
    Alptraum. Jemand mußte das Zeug faßweise in den
    Hafen gekippt haben.
    Aber immer eins nach dem andern. Also schützte ich
    mich, so gut es ging, und wickelte die Hummer in viele Bahnen aus PCB-undurchlässigem Plastik, kennzeichnete sie als Giftmüll und ließ sie fürs erste da, wo sie waren.
    Ich scheuerte die Arbeitsfläche, sperrte das Labor zu, ging in ein anderes und spritzte mich gründlich mit einem Schlauch ab. Schließlich kriegte ich Tanya ans Telefon; sie war flattrig wie noch mal was, aber sie lachte wieder ein bißchen. Ich versuchte ihr klarzumachen, daß alles okay war, solange sie sich nicht die Finger abgeleckt hatte, aber mit ihrem Background wußte sie darüber
    natürlich besser Bescheid als ich. Ich bat sie, mir Debbie zu geben.
    »Ja?«
    »Es ist was am Laufen. Eine wirklich große Sache.
    Hättest du Lust mitzumachen?«
    »Sicher.«
    »Und irgendwann - das heißt, wenn ich Zeit habe - würde ich dich gern, sehr gern - noch viel lieber, als ich's in einer Telefonzelle sagen kann - zum Essen einladen oder so.«
    »Du hast meine Nummer«, sagte sie.
    Und du meine, hätte ich sagen können, aber ich verkniff es mir. Und was jetzt? Wie sollte ich ihr diese Pöyzen-Böyzen-Geschichte erklären?
    »Hast du in letzter Zeit komische Anrufe bekommen?«
    »He - warst du das?«
    »Was?«
    »Hast du unseren Anrufbeantworter mit dieser gräßlichen Musik vollgespielt?«
    »Nein. Das - das waren so ein paar Arschlöcher. Heavy-Metal-Fans.«
    »Und was wollen die?«
    Tja. War eine verdammt gute Frage. Was wollten sie?
    Wenn sie mir angst machen wollten - das hatte
    funktioniert. Aber wozu wollten sie mich damit kriegen?
    Psychoterroristen können so unkonkret sein.
    »Sie sind wegen irgendwas sauer. Hat mit Spectacle
    Island zu tun. Und mit dem Labor.«
    »Drogen?«
    »Das wird's sein.« Spectacle Island - besonders dieser alte Kahn - war doch ideal zur Drogenherstellung. Eine herrlich gottverlassene, polizeifreie Ecke, nur ein paar Minuten von der City entfernt.
    Bart hatte gesagt, PCP - Phencyclidin - sei der letzte Schrei bei den Pöyzen-Böyzen-Dusseln. Es war relativ leicht herzustellen. Und jetzt hatten die Typen Angst, ich könnte ihnen auf die Schliche kommen durch den Geruch der Abfälle, die dabei entstanden. Kein Wunder, daß die Typen nicht wollten, daß ich auf Spectacle Island Proben zog.
    »Weißt du, was passiert sein könnte?« fragte ich. »Am Ende haben diese armen Idioten irgendwie gehört, daß ich immer hinter PCBs her sei, und jetzt glauben diese Analphabeten, ich hätte es auf PCP abgesehen!«
    »Toll. Dann ist also eine Bande von Sniffern hinter dir her?«
    »Nein. Sie ist hinter uns her.«
    Es wäre das beste gewesen, sie zu beruhigen, aber das tat ich nicht. Ich wollte, daß Debbie und Tanya genausoviel Schiß hatten wie ich, denn dann würden sie vorsichtig sein. »Paßt gut auf euch auf. Und jetzt muß ich was tun.
    Tschüs.«
    Ging zu einem Geldautomaten und hob hundert Dollar
    ab. Rief Bartholomew an und sagte ihm, wo ich hinwollte
    - für alle Fälle. Und hatte eine Idee.
    »Was hältst du davon, Pöyzen-Böyzen-Fan zu werden?«
    »Muß ich sowieso, Amy ist einer.«
    »Oh.« Amy war Barts neue Freundin. Ich war ihr noch
    nicht persönlich begegnet, aber ich hatte sie nachts im Zimmer nebenan gehört; die zweitlauteste Kopulateurin, die ich je vernommen hatte.
    »Ja. Kennt ihr euch schon?«
    »Indirekt. Dann zieh mit dem harten Kern durch die
    Gegend, wenn sich's machen läßt, okay? Mit den Teens, meine ich. Mann, ich bin sogar bereit, dich zu
    subventionieren.«
    »Du kennst die Pöyzen-Böyzen-Teens nicht. Das sind
    Küchenschaben auf zwei Beinen.«
    »Dann nimm ein gutes Insektenvertilgungsmittel mit.«
    »Wir werden sehen.«
    Dann machte ich mich auf den Weg zum Fenway Park.
    Es würde bald dämmern, der Wind frischte auf, und
    dahinter kündigte sich etwas Kaltes und Nasses an. Das Baseballspiel würde wahrscheinlich vor dem siebten
    Inning abgebrochen werden müssen. Heute abend würde
    es noch regnen wie der Teufel - der erste

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