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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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Nordoststurm dieses Herbstes.
    Kurz vor dem Fenway Park kam ich wieder an einer
    Telefonzelle vorbei, sah die Seiten des Telefonbuchs im Wind flattern und erinnerte mich an Dolmacher, den
    früher bei Basco und gegenwärtig bei der Basco - Tochter Biotronics Beschäftigten. Er war inzwischen mein Hauptverdächtiger. »Ich stehe im Telefonbuch«, hatte er gesagt. Also schlug ich nach. Mir war verdammt klar, daß er mir nichts verraten würde, aber wenn ich ihn
    frontal angriff und er nicht ausfällig wurde, wußte ich, daß er nichts wußte. Wenn er dagegen in den Adrenalin-Schnellgang schaltete, wußte ich, daß Basco etwas mit der Sache zu tun hatte. Ich warf zehn Cent ein und ließ es zwölfmal läuten.
    »Hallo?«
    »Hallo Dolmacher, hier S. T.«
    » Hi! « Er klang rasend vergnügt, und rasend vergnügt war Dolmacher fast unerträglich. Es hieß, daß seine Arbeit wie geschmiert lief. »Ich bin eben vom Job nach Hause gekommen, S. T.«
    »Dolmacher, eine Frage. Warum ist der Hafengrund vor dem Castle Island Park heute abend so eine sagenhafte PCB-Kloake?«
    Er lachte. »Du nimmst zuviel halluzinogene Alkaloide, Sangamon. Such dir lieber einen richtigen Job.«
    Ich legte auf - er hatte keine Ahnung. Dann kaufte ich eine Karte für die unüberdachte Tribüne und rannte zur dunklen Seite des Stadions.
    Ein Giftverbrechen war begangen worden. Ich hatte
    Zeugen, und ich kannte den Tatort. Die Zeugen saßen auf der unüberdachten Tribüne, und der Tatort war unter
    Wasser. Erst mußte ich die Zeugen sprechen, und es war leicht, sie zu finden. Wie Delphine kommunizieren die Hiesigen mit hohem Sonar: »Ööiii, Mark! Nach 'm Spiel schlucken wir noch ein'!«
    »Mr. Gallagher«, sagte ich.
    »Oi, S. T.! He, Leute, kuckt mal, wer da ist. Unser
    Umweltschützer!«
    »Oi, S. T., wie geht's?«
    »Scheißspiel, was, S. T.?«
    »Hört zu, Leute. Die Hummer. Diese öligen Hummer.
    Die habt ihr doch nicht gegessen, oder?«
    »Klar nicht. Einmal versucht, aber die schmecken so fies, daß dir's wieder hochkommt. Wann machst du da was, S.
    T.? Die ganze Ecke hier, die ist jetzt für 'n Arsch.«
    S. T. , wann stoppst du die Umweltverschmutzung? »Was für eine Ecke?«
    Gallagher blickte in die Runde seiner Kumpel, und sie warfen annähernde Ortsbestimmungen aus: »Gleich da
    draußen.« -»Südlich vom Airport.« - »Nördlich von
    Spectacle Island.« - »Direkt vor Southie.«
    »Seit wann?«
    »Ein, zwei Monate.«
    »Hören Sie, Rory. Ich muß Ihnen was sagen. Ich weiß, daß ihr manchmal denkt, ich bin nicht ganz dicht, aber diese Hummer sind gefährlich. Ich spreche nicht davon, daß ihr vielleicht in zwanzig Jahren mal Krebs kriegen könnt, ich spreche davon, daß ihr nächste Woche
    abkratzen könnt. Eßt diese Hummer nicht. Sagt den
    anderen Hummerfischern Bescheid. Sagt ihnen, daß sie da nichts mehr fangen sollen.«
    Gallagher nahm mich ernst, bis ich zum Schluß meiner Rede kam. Hier wurde sein Gesicht noch röter, falls das überhaupt möglich war, und er lachte. »Mann, S. T., da fischt im Moment sowieso kein Schwein. Die haben alle gemerkt, was los ist. Aber das ist 'n großes Gebiet, und ich kann das nicht machen, daß ich den Leuten sage, da laßt die Finger von.«
    Das Flutlicht im Stadion ging an. Ich wußte, daß
    Gallagher recht hatte. Er konnte nicht persönlich für ein Embargo des halben Hafens sorgen. Vielleicht gelang es mir, zu den Behörden durchzudringen. Letztesmal hatte ich mich dafür als Weihnachtsmann verkleiden müssen.
    Wie sollte ich es diesmal schaffen? Als Thanksgiving-Truthahn?
    Ich stand mit dem Rücken zum Spielfeld, einen Fuß auf der Bank. Neben mir drängelte ein Brocken von Mann,
    der vorbeiwollte, also trat ich zurück, und er quetschte sich durch. Noch war es heiß, und er trug kein Hemd.
    Das war irgendwie ungut, weil er eine Hautkrankheit
    hatte.
    Nun haben viele Leute Hautkrankheiten. Besonders
    hellhäutige Typen, die sich ihr Geld damit verdienen, daß sie in der prallen Sonne auf Booten arbeiten. Dieser Mann, der sich neben Rory setzte, war mit Mitessern
    übersät, so dicht beieinander, daß es wie ein Fünfuhrbart aussah. Ich bemühte mich sehr, ihn nicht anzustarren, aber das hilft nichts, wenn die Person, die man anstarrt, ein bißchen empfindlich ist.
    »Is was?« fragte er.
    »Nee. 'tschuldigung.«
    Was sollte ich machen? Mir eine genaue Untersuchung
    im Flutlicht ausbitten? Der Mann hatte eine Dose Bier in der Hand, und ich sah, daß er einen Ehering trug.
    »Nicht vergessen,

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