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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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firmeneigenen
    Grundstück eingebuddelt. Früher oder später würden sie durchrosten, und dann war der Teufel los. Es konnte eine Weile dauern - sagen wir, dreißig Jahre. Aber eines Tages würde es passieren.
    Und das wußten die Leute von Basco. Sie warteten ab und machten sich Sorgen. Genug Sorgen vielleicht, um die Stelle, an der die alten Transformatoren versteckt waren, von Mietschlägern mit einer Cigarette bewachen zu lassen.
    Reine Spekulation. Aber das erklärte vielleicht die Sache mit dem Hummer. Leider erklärte es nicht die
    verschwundenen PCBs.
    Ich schaute mir noch mal das Foto an. Pleshy trug dieses breite strahlende Lächeln zur Schau, das seit den
    Fünfzigern irgendwie ausgestorben ist. Als er zwölf Jahre später von dem Reisöl in Kusho las, lächelte er garantiert nicht mehr.
    Aber man lächelte reichlich bei Biotronics, zumindest in den ersten zehn Minuten. Laughlin schickte tatsächlich einen Wagen, der mich abholte. Er sagte, es wäre ihm arg, wenn ich mit meinem Rad auf dem Weg zu
    Biotronics überfahren würde. Entweder war er sträflich unbedacht, oder er wollte mir zu verstehen geben, daß er viel von mir wußte.
    Und so war es höchste Zeit, daß ich viel von ihm wußte, und ich hatte ein paar Möglichkeiten, mich zu
    informieren. Die meisten würde ich allerdings erst nach dem Treffen nutzen können, also rollte ich relativ
    unwissend in einem dicken fetten Firmenwagen zu einem High-Tech-Bürogebäude am Fluß, nicht weit von
    Harvard entfernt. Fuhr mit dem Lift in den obersten
    Stock und fand Biotronics ganz leicht, indem ich den Gerüchen der Firma folgte. Sie verwendeten
    Lösungsmittel, größtenteils wohl zum Reinigen. Äthanol und Methanol. Irgendwas Desinfizierendes mit
    Duftstoffen. Wölkchen von Salzsäure. Liebliches Aceton.
    All das war in keiner Weise ungewöhnlich. Die
    elementaren Laborgerüche.
    Laughlin empfing mich in der Tür, ließ seine Rechte
    herabstoßen wie einen Stuka-Bomber und nagelte mich
    mit dem Händedruck eines Sportlehrers und dem Lächeln eines Showmasters fest. Männerparfüm stach mir in die Nüstern - es war mir sozusagen vertraut.
    Aber er trug kein Schulterhalfter. Und man konnte dieses Parfüm in jedem hinreichend prätentiösen Geschäft
    kaufen. Und wenn man einen Gaschromatographen hatte, konnte man es für ein Hundertstel des Ladenpreises
    selbst herstellen. Ich mußte das also ganz locker nehmen und durfte keine voreilig-paranoiden Schlüsse ziehen.
    Große Typen und große Kanonen wachsen nicht
    unbedingt auf einem Holz. Ich wischte mir die Hand
    diskret an meiner Jeans ab und folgte ihm dann, vorbei an den lächelnden Sekretärinnen, dem vergnügten
    Gefäßewäscher, der eine Rollwagenladung Gläser vor
    sich herschob, dem dynamischen Reparaturmechaniker,
    der am Kopierer rumbosselte, den gesunden und
    munteren Leitenden und so weiter und so fort. In solchen Büros kriege ich immer eine Gänsehaut. All die gute
    Laune. All die Kaschmirwolle, die aufbereitete Luft, der mittelmäßige Kaffee, die Neonröhren, Lippenstifte,
    Frisch-verlegter-Teppichboden-Gerüche, die
    ewiggleichen Scheißcartoons an der Wand. Aber
    irgendwo hatten sie hier ein Labor, und das machte das Ganze ein bißchen erträglicher.
    Wie sich dann herausstellte, war es nichts Besonderes, das Labor. Sie hatten einen ziemlich billigen
    Gaschromatographen und noch ein paar Analysegeräte,
    und in einer Ecke des Raums hatten sie einen sehr
    merkwürdigen Apparat, einen sogenannten Do lmacher.
    Er hielt einen Computerausdruck in der Hand und
    bewegte die Lippen.
    »S. T.!« rief er, etwas zu laut und hektisch blinzelnd, während seine Kontaktlinsen zu adaptieren versuchten.
    »Schade, daß wir uns am Samstag nicht gesehen haben.«
    »Ich war in Buffalo. Hast du jemand zur Strecke
    gebracht?«
    »Ja! Einen Offiziersanwärter direkt hinterm Ohr
    erwischt. Aus dreißig Metern Entfernung. Gott, war dem das peinlich.«
    »Mhm. Hier arbeitest du also?«
    »Einen Teil der Zeit.«
    »Wo ist der DNS-Sequenzierapparat? Wo sind die
    Bakterientanks? Wo ist der Tabak, der im Dunkeln
    leuchtet?«
    »Wir sind hier in Cambridge/Massachusetts«, sagte
    Laughlin und ließ ein überraschend rauhes Gelächter
    hören.
    »Ja. Und Leute wie ich haben hier Leuten wie Ihnen in die Suppe gespuckt.«
    »Heiliger Gott, S. T.«, sagte Dolmacher, nicht direkt quengelig, aber fast, »du hast uns das Leben in dieser Stadt wirklich schwergemacht. Gerade daß wir hier noch ein Büro haben dürfen.«
    »Ich

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