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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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eine Menge Haken und
    faßten den Rand des Transparentes mit dickem
    Plastikkabel ein, damit es der Wind nicht vom Fels heben konnte. Schließlich schnappte sich Debbie eine Dose
    orange Sprühfarbe und tat, was sie konnte, um den
    Auslaß für die Kameras hervorzuheben. War kein voller Erfolg, weil alles kalt und naß war - nicht gerade die idealen Bedingungen für Sprühfarbe -, aber einiges blieb hängen. Und außerdem war ja auch noch der Pfeil da.

20
    Als ich wieder zu Hause war, mußte ich mich erst mal um den Mist kümmern, der nach einer Reise so anfällt.
    Post und hinterlassene Nachrichten. Mußte ein
    Geburtstagsgeschenk für Tantchen besorgen. Einen Stoß Papiere unterschreiben, damit Tanya ihre »Studien« bei GEA fortsetzen konnte. Man hatte uns das Telefon
    gesperrt, also setzten wir uns zusammen und gingen die unbezahlten Ferngespräche eines knappen Vierteljahres durch. Mitten in einer lebhaften Diskussion darüber, wer um 3 Uhr morgens siebenmal hintereinander in Santa
    Cruz angerufen habe, erhob sich Ike und verkündete, er ziehe aus. Er habe die sanitären Probleme und das
    komische Gequatsche auf dem Anrufbeantworter satt,
    sagte er. Das ging in Ordnung. Ike war sowieso ein
    beschissener Gärtner, und er zeterte immer, wenn ich nach Mitternacht meine Modelleisenbahn fahren ließ.
    Tess und Laurie, unsere lesbischen Tischlerinnen,
    verkünd eten, die Küche gefalle ihnen besser, nachdem wir sie aufgeräumt hätten, und ob wir nicht versuchen könnten, sie in diesem Zustand zu erhalten? Ich wies darauf hin, daß ich vor meinem Aufbruch nach Buffalo drei neue Federbälle gekauft hätte - und jetzt seien sie alle weg. Wer hatte das Teflon von der großen
    Bratpfanne abgeschrubbt? Wessen Haare verstopften den Abfluß der Dusche am meisten? Die der Frauen, da sie mehr hatten, oder die der Männer, da ihnen mehr
    ausgingen? War es okay, Bratfett in den Ausguß zu
    kippen, wenn man gleichzeitig warmes Wasser laufen
    ließ? Konnte man Flaschen mit Metallringen in den
    Altglascontainer schmeißen? Sollten wir Feuerholz
    kaufen? Waren wir uns einig, daß die Nachbarn ihre
    Kinder mißhandelten - körperlich oder »nur« psychisch?
    War Insektenpulver gegen Küchenschaben, das Borsäure enthielt, ein Toxin, das sich im Organismus anreicherte?
    Wo war die Fahrradpumpe? Wer war damit dran, den
    grünen Dreck zwischen den Kacheln im Bad
    abzukratzen? Sie hatten sich die größten Umstände
    gemacht, eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter für mich zu erhalten. Mußte mir's dreimal anhören, weil ich's nicht glauben konnte. Es war Dolmacher. Klang
    freundlich. Er wollte, daß ich mit ihm nach New
    Hampshire zum Überlebenstraining fuhr. Er würde
    versuc hen, noch mehr Jungs aus Boston dafür zu
    gewinnen, sagte er, und - man höre und staune - die Leute, mit denen er zusammenarbeite, seien alle
    »furchtbare Trottel«.
    Eins mußte man ihm lassen: Er hatte die innere Kraft, jedes Wochenende da raufzudüsen und sic h mit den
    zottigen Inzuchtprodukten New Hampshires im Kampf
    zu messen. Sie schössen zwar nicht mit echten Kugeln, aber der Dreck und die Kälte waren durchaus echt.
    Er hörte sich so gottverdammt glücklich an. Das Projekt Heiliger Gral mußte blendend laufen. Und dann erinnerte er mich noch an meine Verabredung mit Laughlin. Was, zum Teufel, wollten die von mir?
    Scheiße, vielleicht hatten sie wirklich einen großen Coup gelandet. Vielleicht hatten sie was erfunden, mit dem man Giftmüll entgiften konnte. Falls ja - wunderbar.
    Aber aus irgendeinem Grund nervte mich dieser Gedanke ungemein.
    Vielleicht, weil ich der große Held sein wollte. Vielleicht war das mein eigentliches Problem. Wenn Dolmacher
    und sein grinsender, muskelbepackter Boß eine
    hundertprozentige Methode entwickelten, Schadstoffe
    unschädlich zu machen, während ich langhaarig und
    schmuddelig in meinem Zodiacsaß und mit dem Rad zur
    Arbeit fuhr - wo blieb ich dann? Außen vor.
    Rebecca hatte auch angerufen, etliche Male, aber das hatten meine Leute gelöscht. War immer dieselbe Leier: Ich versuche dauernd, dich zu erreichen, du Arsch,
    warum rufst du nicht zurück? Also klingelte ich sie an, als ich das nächste Mal im Büro war.
    »Na, wie geht's dem verwundeten Krieger?«
    »Wie meinst du das?«
    »Stolz, S. T. Ich rede von deinem Stolz. Als ich
    letztesmal mit dir gesprochen habe …«
    »Ach ja. Die verschwundenen PCBs. Sicher, das tut mir immer noch ein bißchen weh. Aber es war schön in
    Buffalo.«
    »Hast du

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