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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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befürchtet, daß ich Ihnen das Projekt
    vermasseln würde, bevor Sie die Bakterien aussetzen
    könnten. Sie haben von Christopher gehört, daß ich auf Spectacle Island war, und Sie haben befürchtet, daß ich die alten Basco -Transformatoren entdecke.«
    »Sprechen Sie weiter.«
    »Die Transformatoren, die am Nordufer der Insel
    vergraben sind. Die beim Hurrikan Allison zufällig von diesem alten Lastkahn aufgerissen wurden und einen
    Riesenschwall PCBs in den Hafen emittiert haben. Sie haben befürchtet, ich hätte das alles rausgekriegt. Was nicht der Fall war. Wie Sie gemerkt haben dürften, bin ich manchmal ziemlich schwer von Begriff. Aber Sie
    haben trotzdemversucht, mir angst zu machen und meine Arbeit zu blockieren, damit Sie die Beweise vernichten konnten, bevor ich die Möglichkeit hatte, mich an die Öffentlichkeit zu wenden.«
    »Und es hat funktioniert.«
    »Blendend sogar. Die Frage ist nur: Haben die Bakterien wirklich alle PCBs gefressen? Auch die tief unter dem alten Kahn? Vielleicht gibt's da noch irgendwo einen heilen Transformator. Oder eine Bakterienkolonie, die noch mit ein paar Rest-PCBs zu Gange ist, Bakterien, die ich einsammeln und der Öffentlichkeit vorführen könnte.
    Davor haben Sie Angst. Sie wollen sich den Rücken
    freihalten, indem Sie mich auf Ihre Seite ziehen.«
    »Und was spricht dagegen, daß du auf unserer Seite
    bist?« fragte Dolmacher. Er meinte es wirklich ernst, »S.
    T., im Bostoner Hafen gibt es keine kovalenten
    Chlorverbindungen mehr. Das wolltest du doch, oder?«
    »Sangamons Prinzip«, sagte ich. »Dieses Plasmid, mit dem ihr rummacht, ist ein Riesenmolekül. Ihr wißt nicht, was es alles anstellen wird. Meine Antwort ist nein.«
    Laughlin machte sich nicht die Mühe, mich zum Lift zu begleiten. Dolmacher folgte mir und laberte weiter vom Überlebenstraining, bis ich ihn gegen die Wand drückte.
    Er starrte mich mit leerem und doch irgendwie
    durchdringendem Blick an, und als ich nach unten fuhr, kam mir der Gedanke, daß Dolmacher selbst nichts
    weiter war als ein kompliziertes Riesenmolekül und daß man auch bei ihm nicht wußte, was er alles anstellen würde.

21
    Rebecca kam eine halbe Stunde nach meiner Rückkehr
    im Büro vorbei. Wir waren verabredet, und ich hatte es total vergessen. Verdammt noch mal, ich schmorte noch in meinen Emotionen, versuchte, mir Laughlins Parfüm von der Hand zu waschen. Ich hatte keine Zeit zum
    Nachdenken gehabt. Wollte jemandem alles erzählen,
    aber erst mußte ich einen Plan machen. Ich schob die Zeitungsausschnitte auf meinem Tisch unter
    irgendwelchen anderen Mist, als ich draußen Rebeccas Stimme hörte. Dann trat sie ein und sagte, sie habe etwas Interessantes für mich.
    Hatte sie auch, aber ich kannte es schon. Noch eine
    Kopie von diesem Foto. Die Volontärin hatte außerdem ein vages Artikelchen aus den späten Sechzigern
    ausgegraben, in dem es hieß, Basco habe »alte Maschinen« auf dem Hafengrund deponiert und sich mit Ausreden aus der Affäre gezogen.
    »Basco hat damals behauptet, dieser Schrott würde ein Biotop für Meerestiere werden. Das kaufst du ihnen
    wahrscheinlich nicht ab?«
    Die Gute verstand sich wirklich darauf, mich zum
    Explodieren zu bringen. »Himmelarsch, Rebecca, seit
    unvordenklichen Zeiten hat jede Firma, die
    irgendwelchen Scheiß ins Meer gekippt hat, behauptet, er würde ein Biotop für Meerestiere werden. Da alle
    Meerestiere im Meer leben, wird er natürlich ein Biotop für Meerestiere.«
    »Du bist also der Meinung, daß dieser Schrott heute noch eine Gefahr für die Umwelt darstellt? Wie ist es, willst du den Artikel jetzt schreiben? S. T. über Pleshy?«
    »Kann nicht. Noch nicht. Muß erst mal rauskriegen, was genau los ist. Vertagen wir uns also besser. Ich melde mich wieder, wenn Basco erledigt ist.«
    Während ich bei diesem bezaubernden Gespräch mit
    Laughlin und Dolmacher gewesen war, hatte jemand eine Nachricht für mich hinterlassen, eine besorgte Nachricht: Gallaghers Frau. Es war noch früh genug am Tag, daß
    ich ihn auf seinem Boot erwischen konnte, und ich
    brauchte sowieso einen Vorwand, um eine Runde im
    Hafen zu drehen. Ich beschwatzte Rebecca, mich zum
    Jachtclub zu fahren, stieg in mein Zodiac und zischte zu Gallaghers Liegeplatz in Southie. Er war noch irgendwo draußen. Also bat ich eines der Boote, ihn über Funk zu rufen, und zwanzig Minuten später brüllte ich aus vollem Hals übers Wasser, um die Scoundrel abzufangen, die gerade aus der Bucht

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