Volles Rohr
war's nicht«, sagte ich. »Ich hab' nichts mit Genen am Hut.« Eine andere Umweltgruppe hatte vor Jahren
Gesetze durchgedrückt, die den Gentechnikern, wie
Dolmacher ganz richtig bemerkte, das Leben in
Cambridge schwermachten.
»Noch trifft das zu, S. T.«, sagte Laughlin, »aber es wird sich bald ändern.«
»Ja, ich habe alle möglichen dunklen Andeutungen in
dieser Richtung bekommen.«
Laughlin ließ einen Moment alle Höflichkeit vermissen und machte eine ruckartige Kopfbewegung zur Tür hin.
Ich nahm an, es sollte heißen, daß wir jetzt gingen.
Dolmacher dackelte automatisch nach.
»Wo ist der Rest?« fragte ich auf dem Korridor, um mir die Zeit zu vertreiben.
»Leider haben wir nicht alles unter einem Dach«, sagte Laughlin. »Auf Grund diverser Umweltbestimmungen
haben wir die Einrichtungen von Biotronics über die ganze Region verteilt. Dies ist die Zentrale. Und wie Sie gesehen haben, haben wir hier ein kleines Analyse-Labor.«
»Nur kleine Moleküle?«
»Nur kleine Moleküle«, bestätigte Laughlin. Dann
fixierte er mich mit stechendem Blick. »Sangamons
Prinzip.«
Ich konnte es einfach nicht gla uben. Dieser Scheißkerl.
Er hatte mich die ganze Zeit am Schwanz gezogen, und ich merkte es erst jetzt.
Er führte mich in ein Konferenzzimmer. Ich setzte mich mit dem Rücken zum Fenster. Er machte die Tür zu, und Dolmacher blieb stehen.
»Also, Laughlin, vo n allen Typen, die mich je wie die Pest gehaßt haben, sind Sie der netteste«, sagte ich.
Er lachte herzlich, das Lachen eines Mannes mit reinem Gewissen. »Das möchte ich bezweifeln«, sagte er.
Dolmacher drehte den Kopf hin und her wie ein
Zuschauer beim Te nnis. Ich bemühte mich, eine
überstürzte Zu- oder Abhaureaktion zu vermeiden. Ich trank einen Schluck von Biotronics' Eiswasser -
Naturbrunnen, klar - und atmete langsam, versuchte, meine Stimmbänder hübsch locker zu halten. Ich
überlegte mir, ob Laughlin es getan hatte - Scrounger getötet, meine ich - oder diese beiden Saftsäcke,
Kleinhoffer und Dietrich. Oder alle drei zusammen.
»Wollen wir jetzt anfangen?« röhrte Dolmacher.
»Haben Sie Kinder, Laughlin?« erkundigte ich mich.
»Ich glaube, Sie werden es interessant finden«, sagte Laughlin.
»Sollen wir ihm das mit der Geheimhaltung erklären?«
fragte Dolmacher.
»Unser Projekt ist nicht allgemein bekannt«, sagte
Laughlin. »Damit uns niemand dazwischenfunkt.«
»Sie meinen die Polizei?«
»Nein, die Konkurrenz. Wenn Sie gegangen sind, können Sie über dieses Treffen natürlich behaupten, was Sie wollen, aber wir werden alles dementieren. Und es wird nichts weiter dabei herauskommen, als daß die
Konkurrenz ein bißchen ins Rotieren gerät.«
»Okay«, sagte ich. »Schenken Sie sich den Scheiß. Sie arbeiten also an einer genmanipulierten Bakterie, die das Problem der organischen Chlorverbindungen lösen soll.«
»Richtig«, sagte Dolmacher.
»Ich nehme an, Sie haben mit Hilfe eines
Supercomputers und etwas Quantenmechanik ein
Überga ngsstadium zwischen kovalent und ionisch
entdeckt und sich was einfallen lassen, um ein Elektron in kovalente Chlorverbindungen einzufügen und sie
damit wieder ionisch zu machen. Irgendeine Reaktion, die über eine Sequenz von genetischem Material läuft, über ein - wie nennen Sie das?«
»Plasmid«, sagte Laughlin.
»Ein Plasmid, das in eine Bakterie eingebaut wird und daher unbegrenzt reproduziert werden kann. Und jetzt wollen Sie die Genehmigung zur Verwendung dieses
Dings. Um mit Schadstoffen aufzuräumen. Um all das
kovalente Chlor wieder in Salz umzuwandeln.«
»Richtig«, sagte Dolmacher.
»Wollen Sie einen gutbezahlten Job, S. T.?« fragte
Laughlin.
»Ich könnte einen brauchen. Muß mir einen neuen
Computer kaufen. Mein alter ist kaputt.«
»Ach.«
»Ja. Die Mafia hat einen Hardware-Spezialisten bei mir vorbeigeschickt, und der hat ihn demoliert.«
Laughlin sagte ausnahmsweise nichts. Er war bloß ein bißchen nervös. Oder sauer. Dachte vielleicht, daß er da und dort Mist gebaut hatte.
»Kauf dir einen von den ganz neuen«, empfahl
Dolmacher. »Mit dem 80386-Prozessor. Das ist das
Schärfste, was es zur Zeit auf dem Markt gibt.«
»Ihr Sauköpfe. Ihr habt es schon gemacht, stimmt's?«
Laughlin warf einen Blick auf seine Rolex. »Schauen wir mal. Das ist jetzt zwei Wochen, drei Tage und vier
Stunden her. So lang haben Sie gebraucht, um es
spitzzukriegen?«
»Sie haben also Ihre Wunderbakterien im Hafen
ausgesetzt. Und die
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