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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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genug, daß euer Körper sie ausscheiden kann.«
    Gallagher lachte. »Okay. Ich sag's meiner Frau. Kohle kann man immer brauchen.«
    Ich tuckerte zurück, füllte die Tanks des Zode, fuhr zum Büro, bepackte mich mit Tauchausrüstung, schaffte sie zum Jachtclub, und als ich wieder auf dem Wasser war, war es dunkel und ein bißchen neblig. Paßte. In mir war es auch dunkel und ein bißchen neblig. Ich wußte nicht, was ich suchen sollte, geschweige denn, wo.
    Der ölige Hummerkorb - das war ein handgreiflicher
    Beweis. Da brauchte ich keinen Gaschromatographen, da tat es mein bewährter Rüssel. Das Ganze stand zwar im Widerspruch zur Analyse des Gaschromatographen in
    der Uni, aber mittlerweile schienen Widersprüche ja die Regel zu sein.
    Ich hatte Gallagher gebeten, mir auf der Karte zu zeigen, wo er den Hummerkorb aus dem Wasser gefischt hatte.
    Vierhundert Meter nördlich von Spectacle Island. Da gab es eine Art Senke im Meeresboden. Ich konnte
    runtertauchen und nach Ölpfützen suchen. Nach
    Fünfund fünfzig-Gallonen-Fässern oder alten Basco -
    Transformatoren. Allerdings hatten wir in dieser Ecke bereits Proben gezogen und nichts gefunden.
    Und wenn ich jetzt was fand … was würde das
    beweisen? Half auch nicht weiter bei den ungeklärten Fragen - warum meine Analyse so total in die Hose
    gegangen war, warum Gallagher Chlorakne hatte.
    Vielleicht waren es gar keine PCBs. Vielleicht handelte es sich um andere organische Chlorverbindungen, die
    nicht ölig schmeckten und die wir bei unserer Analyse nicht erfaßt hatten. Das war die einzige plausible
    Erklärung dafür, daß sich die Jungs eine solche
    Vergiftung geholt hatten. Vielleicht hatten wir es auch mit zwei Problemen zu tun: einem kaputten
    Transformator, den Basco vor dreißig Jahren »entsorgt«
    hatte und der Hummerkörbe ölig machte, und
    irgendwelchen heimlichen Einleitungen von etwas
    Unbekanntem und Tückischem. An der Route 128
    wurden ständig neue Technologien entwickelt, und damit fielen dauernd neue Formen von Giftmüll an. Vielleicht schaffte sich jemand den Dreck über das
    Notauslaßsystem vom Hals - spülte ihn bei starkem
    Regen einfach die Toilette runter in dem Wissen, daß er direkt in den Hafen überlaufen und in keiner Kläranlage auffallen würde. Er kam aus einem der Notauslässe an der Dorchester Bay und kontaminierte die Hummer in
    diesem Bereich.
    Hier mußte ich ansetzen. Eine Probe aus der Dorchester Bay ziehen und sie analysieren, nach jedem
    gottverdammten Element und jeder gottverdammten
    Verbindung unter der Sonne suchen: nach Brom und
    Fluor und allem, was Chlorkohlenwasserstoffen ähnlich war. Wenn nichts dabei rauskam, würde es mir
    wenigstens helfen, die neue Hypothese zu verwerfen.
    Und wenn ich was fand, konnte ich es zu einem
    Notauslaß zurückverfolgen. Womit ich die Kriminellen beim Wickel hatte. Jeder Notaus laß entwässert eine
    bestimmte Anzahl von Toiletten in einem bestimmten
    Stadtteil. Wenn ich die richtigen Kanaldeckel aufstemmte und meinen Kanalisationsplan studierte, konnte ich der toxischen Spur bis zum Täter nachgehen.
    Dieses Verfahren hatte noch einen Vorteil: Ich mußte nicht tief tauchen. Tauchen ist einfach nicht mein Ding.
    Unter normalen Umständen ist es schon gruselig genug, und dann noch bei Nacht, in trübem Wasser und ohne
    Hilfe - das war scheißblöd. Ich machte es nur, weil ich wußte, daß ich keine Ruhe haben würde, bevor ich etwas unternommen hatte. Also ankerte ich mit meinem Zodiac dreißig Meter vorm Ufer und arbeitete von dort aus.
    Zunächst ging ich auf Grund und schaute mich ein
    bißchen um. Irgendwo vor mir mußte ein Notauslaß sein, denn hier lagen massenweise Kondome, Lokuspapier und anderer Abfall herum. Hinter mir, so vermutete ich,
    waren reichlich PCBs. Und dazwischen herrschte das
    totale Chaos: toxingesättigte Hummer, giftfreier
    Schlamm, sauber aussehende Hummer, von denen die
    Leute, die sie aßen, Chlorakne bekamen.
    Direkt vor mir saß ein Hummer auf einem alten Ölfaß.
    Ich stupste mit meinem Messer dagegen, und es
    zerbröselte; da konnte nichts drin sein. Dann gingen der Hummer und ich in den Clinch. Ich stellte mir vor, es wäre Laughlin. Konnte ihn weder riechen noch
    schmecken, aber ihn aufbrechen und seine Leber suchen.
    Er hatte keine, nur Bläschen voll Öl wie der, den Tanya zerlegt hatte. Ich tat seine Eingeweide in ein Gefäß und nahm es mit. Dann schwamm ich auf den Notauslaß zu,
    tauchte hin und wieder auf, um mich zu orientieren, und

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