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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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großen
    Problemen war. Man debattierte darüber, ob diese
    Probleme rein psychischer Natur oder auf hirnorganische Defekte zurückzuführen waren, hervorgerufen durch
    meinen Umgang mit Toxinen. Wie auch immer, ihre
    Wurzeln reichten in meine unglückliche Kindheit zurück
    - die vielen Umzüge in frühen Jahren, die mir mein
    Vater, Mädchen für alles bei einer chemotechnischen
    Firma, zugemutet hatte, und dann die instabile häusliche Situation in meiner Zeit als Teen. Meine Eltern hatten sich getrennt und mich zu Verwandten abgeschoben, die mich zu anderen Verwandten abschoben, die ein
    Gleiches taten, bis ich schließlich bei einer Tante
    gelandet war.
    Dies, so die Zeitungen, hatte im Verein mit meinen
    Kämpfen an Schule und Hochschule ein tiefes
    Ressentiment gegen jede Form von Autorität in mir
    geweckt. Als ich bei der Aufnahmeprüfung fürs College um die 1500 Punkte machte - was bewies, daß ich fast die Intelligenz eines Genies besaß -, verstärkte sich mein Ressentiment. Die verdammten Lehrer hatten mich nicht hochkommen lassen. Nie würde ich jemand en
    respektieren, der eine Krawatte trug. Mein Studium an der B. U. war eine jahrelange Auseinandersetzung mit der autokratischen Administration gewesen. Mein
    einziges Ventil: Betätigung als Hacker im
    Computersystem der B. U., was ich »mit einer Art
    vandalischer Brillanz« gemacht hatte. Die Formulierung gefiel mir irgendwie.
    GEA hatte mir schließlich die Möglichkeit geboten, auf die chemische Industrie einzuschlagen, die ich bewußt oder unbewußt für das Scheitern der Ehe meiner Eltern und den Tod meiner Mutter an einem Angiomyosarkom
    in der Leber verantwortlich machte. Doch selbst das
    reichte mir nicht. Ich ächzte unter den Restriktionen von GEAs gewaltfreier Politik. Ich war ein Einzelgänger, ein Rabauke. Ich wollte superdirekte Aktionen.
    Die genannten Faktoren wirkten zusammen bei meinem
    irrationalen, glühenden Haß gegen eine Person: den ehemals mit einem Regierungsamt betrauten und
    nunmehr die Präsidentschaft anstrebenden Alvin Pleshy.
    Als Privilegierter, als Autoritätsfigur, die mich an meine Kindheit erinnerte, und als maßgeblicher Mann der
    chemischen Industrie vereinigte er alles in sich, was ich haßte. Ich versuchte auf jede erdenkliche Weise, ihm einen Giftskandal anzuhängen, aber ich schaffte es
    einfach nicht. Ein paar Wochen vor der »großen
    Explosion« hatte ich einen Medienfeldzug gegen ihn
    starten wollen, ihn jedoch abblasen müssen, weil es mit den Beweisen haperte. Und nun hatte ein anderer Plan in meinem Kopf Gestalt angenommen: Ich wollte mich der
    Techniken des Ökoterroristen Boone bedienen (den ich insgeheim bewunderte), eine Mine an Pleshys Privatjacht anbringen und ihn in die Luft jagen. Also hatte ich ein Sprengstofflabor im Keller meines Hauses eingerichtet.
    Dieses Material hatte ich - Ironie des Schicksals - bei Basco -Töchtern erworben; sie besaßen Unterlagen, die das belegten, und hatten sich unverzüglich bereit erklärt, sie dem FBI zu überlassen. Ich baute in meinem Keller eine hochbrisante Mine und beförderte sie mit einem
    GEA-Zodiac in den Hafen. Als ich sie an Pleshys Jacht anbringen wollte, wurde ich von zwei Wachleuten
    bemerkt, die mit einer Cigarette Streife fuhren. Meine bei Kommandounternehmen erworbenen Fähigkeiten
    nutzend, enterte ich das Boot und ließ es nach der
    Ermordung der beiden Männer im Fort-Point-Kanal in
    Flammen aufgehen, um meine Spuren zu verwischen. Ich war, so zumindest die Regenbogenpresse, derart kalt und berechnend, daß ich die Polizei verständigte und ihr eine Darstellung des »Unfalls« gab.
    Leider flog das Komplott auf, als die äußerst instabilen Chemikalien, die ich in meinem Keller gelagert hatte, durch Selbstentzündung explodierten. Bartholomew,
    mein Hausgenosse, den mein seltsames Verhalten mehr
    und mehr befremdet hatte, versuchte mich festzunehmen, was nach amerikanischem Recht auch eine Zivilperson
    kann, aber ich schlug ihn nieder und stahl seinen
    Transporter. Dann floh ich, wahrscheinlich zunächst nach Kanada und anschließend mit Hilfe von in den
    Untergrund abgetauchten Öko-Extremisten, die aus den Tagen der Robbenbaby-Kampagnen übriggeblieben
    waren, nach Skandinavien, wo ich jetzt, gedeckt von
    Boones Geheimorganisation, unter falschem Namen
    lebte.
    Die Zeitungsausschnitte zeigten mir, daß Bart das Ganze cool wie eine Gurke abzog. Hätte ich mir ja denken
    können. So, wie er diese Cops in Roxbury eingeseift
    hatte … Er gab

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