Vollmachten unbegrenzt
abgegeben wurden. Jede einzelne Detonation im Körperinnern hätte ausgereicht, um das Herz zu zerreißen. Was ist Ihre Meinung, Major?«
Mein Atem ging schwer, als ich antwortete:
»Ich kenne die Explosivgeschosse. Schon ein normalerweise harmloser Schulterschuß genügt, um das Herz tödlich anzuschlagen. Wer ist das, Sir?«
»Ein ehemaliger Abteilungsleiter aus dem Raumschiffwerk Sweet Water.«
Meine Gedanken überstürzten sich.
»Ach!«
»Sicher, es ist so. HC-9, Sie sind ein beachtlich starker und hochgewachsener Mann. Halten Sie es für möglich, daß Sie mit vier herznahen Brustschüssen noch herumlaufen und den Attentäter mit schweren Aschenbechern bewerfen könnten?«
»Es würde mich etwas stutzig machen!« sagte ich ironisch, um meinen inneren Aufruhr zu verbergen.
Was sollte diese Frage?
»Nicht übel«, meinte er. »Nun, dieser Mann da konnte es. Erstaunlich, wie?«
Relings Gesicht zeigte eine unnatürliche Blässe. Dann forderte er kompromißlos mit harter Stimme:
»Doktor, nehmen Sie die Öffnung vor.«
Erst in diesem Augenblick sah ich, daß man die Leiche bereits seziert hatte. Der Schnitt vom Hals bis zum Unterleib war mit einem breiten Klebestreifen verschlossen worden.
Als der Arzt ihn einfach der Länge nach abriß, begann Hannibal zu würgen. Man mutete uns allerhand zu. Ich wollte nicht so genau hinsehen, und doch zwang mich etwas, geradezu hypnotisiert auf den Körper zu starren.
Ich hatte alles erwartet – aber keinesfalls das, was ich nun sah.
Die Leibeshöhle war keine echte Leibeshöhle, sondern ein tadellos durchkonstruiertes Gebilde aus einer plastikähnlichen Masse. Es gab keine Eingeweide.
Ich erblickte glänzendes Metall und dort, wo bei mir der Magen sitzen mußte, eine kugelförmige Konstruktion mit angebauten Behältern. Durchsichtige Leitungen liefen an den Innenwandungen des Leibes entlang. Das war alles.
Ich sank wie betäubt auf einen weißen Hocker. Der Schweiß perlte unter meiner Dienstmaske.
»Doktor, hätten Sie uns das nicht gleich sagen können? Als Sie den Klebestreifen losrissen, da …«
Er sah mich kopfschüttelnd an.
»Sir, glauben Sie wirklich, daß wir so mit einem menschlichen Körper umgegangen wären? Was denken Sie von uns! Sie sehen hier etwas, was ich als halben Roboter bezeichnen möchte. Hier, der eine Unterschenkel.«
Er erweiterte die Schußwunde, und ich erkannte glattes Metall. Dazu erklärte er:
»Das tollste Kunststück der Biologie, das ich mir überhaupt vorstellen kann. Ich bin Biologe. Das Knochengerüst eines Menschen ist haargenau nachgeahmt. Alles Stahl, besser gesagt MA-Metall. Erstaunlicherweise ist das umgebende Gewebe, also das Fleisch, absolut echt. Offensichtlich eine biochemische Züchtung, in die das metallische Gerüst eingebettet wurde. Organe sind nicht vorhanden, dafür ein mechanisch betätigter Blutkreislauf, ein mechanisches Atemsystem zur Aufnahme des erforderlichen Sauerstoffs und das künstliche Fragment einer Speiseröhre zur Zuführung hochwertiger Nahrungskonzentrate. Sie werden in den Nebengeräten des Kugelbehälters verarbeitet und dem Blutstrom zugeführt. Es sind nur spezielle Vitamine zur Gehirnnahrung, denn das Gehirn ist echt. Der mechanisch bewegbare Körper benötigt keine Stärkung. Er wird durch die eingebaute Kraftstation gesteuert und mit Energie versorgt. Hier, die Wunde unter dem Auge, bewirkte den klinischen Tod des lebenden Gehirns. Die Druckwelle zerstörte das feine Gewebe. Deshalb blieb das Gebilde trotz der vier Brustschüsse aktionsfähig. Die Maschinen sind davon nicht angegriffen
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