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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ab­ge­ge­ben wur­den. Je­de ein­zel­ne De­to­na­ti­on im Kör­perin­nern hät­te aus­ge­reicht, um das Herz zu zer­rei­ßen. Was ist Ih­re Mei­nung, Ma­jor?«
    Mein Atem ging schwer, als ich ant­wor­te­te:
    »Ich ken­ne die Ex­plo­siv­ge­schos­se. Schon ein nor­ma­ler­wei­se harm­lo­ser Schul­ter­schuß ge­nügt, um das Herz töd­lich an­zu­schla­gen. Wer ist das, Sir?«
    »Ein ehe­ma­li­ger Ab­tei­lungs­lei­ter aus dem Raum­schiff­werk Sweet Wa­ter.«
    Mei­ne Ge­dan­ken über­stürz­ten sich.
    »Ach!«
    »Si­cher, es ist so. HC-9, Sie sind ein be­acht­lich star­ker und hoch­ge­wach­se­ner Mann. Hal­ten Sie es für mög­lich, daß Sie mit vier herz­na­hen Brust­schüs­sen noch her­um­lau­fen und den At­ten­tä­ter mit schwe­ren Aschen­be­chern be­wer­fen könn­ten?«
    »Es wür­de mich et­was stut­zig ma­chen!« sag­te ich iro­nisch, um mei­nen in­ne­ren Auf­ruhr zu ver­ber­gen.
    Was soll­te die­se Fra­ge?
    »Nicht übel«, mein­te er. »Nun, die­ser Mann da konn­te es. Er­staun­lich, wie?«
    Re­lings Ge­sicht zeig­te ei­ne un­na­tür­li­che Bläs­se. Dann for­der­te er kom­pro­miß­los mit har­ter Stim­me:
    »Dok­tor, neh­men Sie die Öff­nung vor.«
    Erst in die­sem Au­gen­blick sah ich, daß man die Lei­che be­reits se­ziert hat­te. Der Schnitt vom Hals bis zum Un­ter­leib war mit ei­nem brei­ten Kle­be­strei­fen ver­schlos­sen wor­den.
    Als der Arzt ihn ein­fach der Län­ge nach ab­riß, be­gann Han­ni­bal zu wür­gen. Man mu­te­te uns al­ler­hand zu. Ich woll­te nicht so ge­nau hin­se­hen, und doch zwang mich et­was, ge­ra­de­zu hyp­no­ti­siert auf den Kör­per zu star­ren.
    Ich hat­te al­les er­war­tet – aber kei­nes­falls das, was ich nun sah.
    Die Lei­bes­höh­le war kei­ne ech­te Lei­bes­höh­le, son­dern ein ta­del­los durch­kon­stru­ier­tes Ge­bil­de aus ei­ner plas­ti­k­ähn­li­chen Mas­se. Es gab kei­ne Ein­ge­wei­de.
    Ich er­blick­te glän­zen­des Me­tall und dort, wo bei mir der Ma­gen sit­zen muß­te, ei­ne ku­gel­för­mi­ge Kon­struk­ti­on mit an­ge­bau­ten Be­häl­tern. Durch­sich­ti­ge Lei­tun­gen lie­fen an den In­nen­wan­dun­gen des Lei­bes ent­lang. Das war al­les.
    Ich sank wie be­täubt auf einen wei­ßen Hocker. Der Schweiß perl­te un­ter mei­ner Dienst­mas­ke.
    »Dok­tor, hät­ten Sie uns das nicht gleich sa­gen kön­nen? Als Sie den Kle­be­strei­fen los­ris­sen, da …«
    Er sah mich kopf­schüt­telnd an.
    »Sir, glau­ben Sie wirk­lich, daß wir so mit ei­nem mensch­li­chen Kör­per um­ge­gan­gen wä­ren? Was den­ken Sie von uns! Sie se­hen hier et­was, was ich als hal­b­en Ro­bo­ter be­zeich­nen möch­te. Hier, der ei­ne Un­ter­schen­kel.«
    Er er­wei­ter­te die Schuß­wun­de, und ich er­kann­te glat­tes Me­tall. Da­zu er­klär­te er:
    »Das tolls­te Kunst­stück der Bio­lo­gie, das ich mir über­haupt vor­stel­len kann. Ich bin Bio­lo­ge. Das Kno­chen­ge­rüst ei­nes Men­schen ist haar­ge­nau nach­ge­ahmt. Al­les Stahl, bes­ser ge­sagt MA-Me­tall. Er­staun­li­cher­wei­se ist das um­ge­ben­de Ge­we­be, al­so das Fleisch, ab­so­lut echt. Of­fen­sicht­lich ei­ne bio­che­mi­sche Züch­tung, in die das me­tal­li­sche Ge­rüst ein­ge­bet­tet wur­de. Or­ga­ne sind nicht vor­han­den, da­für ein me­cha­nisch be­tä­tig­ter Blut­kreis­lauf, ein me­cha­ni­sches Atem­sys­tem zur Auf­nah­me des er­for­der­li­chen Sau­er­stoffs und das künst­li­che Frag­ment ei­ner Spei­se­röh­re zur Zu­füh­rung hoch­wer­ti­ger Nah­rungs­kon­zen­tra­te. Sie wer­den in den Ne­ben­ge­rä­ten des Ku­gel­be­häl­ters ver­ar­bei­tet und dem Blutstrom zu­ge­führt. Es sind nur spe­zi­el­le Vit­ami­ne zur Ge­hirn­nah­rung, denn das Ge­hirn ist echt. Der me­cha­nisch be­weg­ba­re Kör­per be­nö­tigt kei­ne Stär­kung. Er wird durch die ein­ge­bau­te Kraft­sta­ti­on ge­steu­ert und mit Ener­gie ver­sorgt. Hier, die Wun­de un­ter dem Au­ge, be­wirk­te den kli­ni­schen Tod des le­ben­den Ge­hirns. Die Druck­wel­le zer­stör­te das fei­ne Ge­we­be. Des­halb blieb das Ge­bil­de trotz der vier Brust­schüs­se ak­ti­ons­fä­hig. Die Ma­schi­nen sind da­von nicht an­ge­grif­fen

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