Vollmachten unbegrenzt
es fordern, nicht befehlen, verstehen Sie?«
Die Erklärung gab mir den Rest. Seit wann verzichtete er auf Befehle? Das hatte es innerhalb der GWA nie gegeben. Ich wußte, daß er Männer in Einsätze geschickt hatte, die mit hoher Wahrscheinlichkeit den Tod bedeuteten. Es hatte keine andere Wahl gegeben. Er hatte so handeln müssen.
Immer hatte er es befohlen, und immer war er verstanden worden. Diesmal forderte er nur!
»Dann kommen Sie, und nehmen Sie vorher ein Beruhigungsmittel.«
5.
»Ein ausgeprägter Fall von schwerer Paranoia. Wahrscheinlich eine uns noch wenig bekannte Verlaufsform der Schizophrenie. Schockbehandlung ist sinnlos, der Versuch mit einem chirurgischen Eingriff bedeutet akute Lebensgefahr.«
Das war alles, was uns der Psychiater sagte. Er mußte es wissen.
Gregor Baneman empfing uns mit einem wahnwitzigen Gelächter. Er lag auf dem weichen Schaumstoffboden und kämpfte mit tierischer Kraft gegen die Armee von lila Schatten. Dann brüllte er fürchterlich. Seine dürren Hände schienen einen unsichtbaren Hals zu umklammern.
Anschließend stieß er unmenschenhaftes Triumphgeheul aus, das in einem langgezogenen Angstschrei von körperlich spürbarer Qual endete.
Er raste mit tigerhaften Sprüngen durch den Raum, prallte gegen die gepolsterte Wand und wirbelte herum. Sein sinnloser Kampf gegen die fiktiven Gebilde des Wahns begann erneut. Diesmal trat er nach allen Richtungen aus. Durch die Anstrengungen gingen seine Schreie in ein Keuchen über. Er focht gegen die Kräfte seines total gestörten Geistes, denen er jedoch unterliegen mußte.
Ich konnte nicht länger auf das verzerrte Gesicht sehen. Die schaumbedeckten Mundwinkel und die vorquellenden Augen riefen bei mir Übelkeit hervor. Gregor Baneman versuchte sich ununterbrochen zu wehren. Seine lila Schatten waren immer da; sie griffen ihn immer wieder an.
Es war grauenhaft, diesen seelischen und geistigen Kampf mitzuerleben. Der Kranke suchte instinktiv Deckung, aber die konnte er vor seinem kranken Gehirn niemals finden. Es war ein erbarmungswürdiger Anblick, wie er schreiend, die Hände abwehrend erhoben, in die Knie sank. Es war, als würgte ihn wirklich jemand. Da hörte ich die ersten verständlichen Worte:
»Laßt mich, laßt mich doch. Ich tue es ja. Ihr Hunde …!«
Drei Mann waren erforderlich, um den Wahnsinnigen zu bändigen. Er entwickelte ungeahnte Kräfte.
»Er wird zwölf Stunden im Tiefschlaf bleiben«, erklärte der Arzt. »Die einzige Möglichkeit, um dem erschöpften Körper Ruhe zu verschaffen. Dann wird er allerdings wieder anfangen. Er hat es mit den lila Schatten. Wir haben noch nicht herausgefunden, was sie von ihm fordern. Er sagt immer nur, daß er es tun wollte. Tut mir leid, Sir. Der Fall ist noch zu neu. Offensichtlich liegt aber eine sehr beachtliche erbliche Belastung vor, die in wenigen Augenblicken und völlig überraschend sein bis dahin klares Denkvermögen überwand. Ich habe die Unterlagen angefordert. Daraus geht hervor, daß er bis zum Ausbruch des Wahnsinns zwar als Eigenbrödler galt, aber als tüchtiger Hochfrequenztechniker anerkannt wurde. Er erledigte seine Arbeiten ruhig, unauffällig und mit größter Präzision.«
»Deshalb wurde er auch von der psychologischen und fachlichen Testabteilung der Raumschiffwerften angenommen«, bestätigte der Alte.
Gedankenverloren sah er auf den Irren, dessen zuckende Glieder sich unter der Einwirkung des starken Medikaments allmählich beruhigten. Er schluchzte nur noch und führte unklare Gespräche mit seinen lila Schatten.
Wir gingen in den Nebenraum der
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