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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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es for­dern, nicht be­feh­len, ver­ste­hen Sie?«
    Die Er­klä­rung gab mir den Rest. Seit wann ver­zich­te­te er auf Be­feh­le? Das hat­te es in­ner­halb der GWA nie ge­ge­ben. Ich wuß­te, daß er Män­ner in Ein­sät­ze ge­schickt hat­te, die mit ho­her Wahr­schein­lich­keit den Tod be­deu­te­ten. Es hat­te kei­ne an­de­re Wahl ge­ge­ben. Er hat­te so han­deln müs­sen.
    Im­mer hat­te er es be­foh­len, und im­mer war er ver­stan­den wor­den. Dies­mal for­der­te er nur!
    »Dann kom­men Sie, und neh­men Sie vor­her ein Be­ru­hi­gungs­mit­tel.«
     
     

5.
     
    »Ein aus­ge­präg­ter Fall von schwe­rer Pa­ra­noia. Wahr­schein­lich ei­ne uns noch we­nig be­kann­te Ver­laufs­form der Schi­zo­phre­nie. Schock­be­hand­lung ist sinn­los, der Ver­such mit ei­nem chir­ur­gi­schen Ein­griff be­deu­tet aku­te Le­bens­ge­fahr.«
    Das war al­les, was uns der Psych­ia­ter sag­te. Er muß­te es wis­sen.
    Gre­gor Ba­ne­man emp­fing uns mit ei­nem wahn­wit­zi­gen Ge­läch­ter. Er lag auf dem wei­chen Schaum­stoff­bo­den und kämpf­te mit tie­ri­scher Kraft ge­gen die Ar­mee von li­la Schat­ten. Dann brüll­te er fürch­ter­lich. Sei­ne dür­ren Hän­de schie­nen einen un­sicht­ba­ren Hals zu um­klam­mern.
    An­schlie­ßend stieß er un­menschen­haf­tes Tri­umph­ge­heul aus, das in ei­nem lang­ge­zo­ge­nen Angst­schrei von kör­per­lich spür­ba­rer Qual en­de­te.
    Er ras­te mit ti­ger­haf­ten Sprün­gen durch den Raum, prall­te ge­gen die ge­pols­ter­te Wand und wir­bel­te her­um. Sein sinn­lo­ser Kampf ge­gen die fik­ti­ven Ge­bil­de des Wahns be­gann er­neut. Dies­mal trat er nach al­len Rich­tun­gen aus. Durch die An­stren­gun­gen gin­gen sei­ne Schreie in ein Keu­chen über. Er focht ge­gen die Kräf­te sei­nes to­tal ge­stör­ten Geis­tes, de­nen er je­doch un­ter­lie­gen muß­te.
    Ich konn­te nicht län­ger auf das ver­zerr­te Ge­sicht se­hen. Die schaum­be­deck­ten Mund­win­kel und die vor­quel­len­den Au­gen rie­fen bei mir Übel­keit her­vor. Gre­gor Ba­ne­man ver­such­te sich un­un­ter­bro­chen zu weh­ren. Sei­ne li­la Schat­ten wa­ren im­mer da; sie grif­fen ihn im­mer wie­der an.
    Es war grau­en­haft, die­sen see­li­schen und geis­ti­gen Kampf mit­zu­er­le­ben. Der Kran­ke such­te in­stink­tiv De­ckung, aber die konn­te er vor sei­nem kran­ken Ge­hirn nie­mals fin­den. Es war ein er­bar­mungs­wür­di­ger An­blick, wie er schrei­end, die Hän­de ab­weh­rend er­ho­ben, in die Knie sank. Es war, als würg­te ihn wirk­lich je­mand. Da hör­te ich die ers­ten ver­ständ­li­chen Wor­te:
    »Laßt mich, laßt mich doch. Ich tue es ja. Ihr Hun­de …!«
    Drei Mann wa­ren er­for­der­lich, um den Wahn­sin­ni­gen zu bän­di­gen. Er ent­wi­ckel­te un­ge­ahn­te Kräf­te.
    »Er wird zwölf Stun­den im Tief­schlaf blei­ben«, er­klär­te der Arzt. »Die ein­zi­ge Mög­lich­keit, um dem er­schöpf­ten Kör­per Ru­he zu ver­schaf­fen. Dann wird er al­ler­dings wie­der an­fan­gen. Er hat es mit den li­la Schat­ten. Wir ha­ben noch nicht her­aus­ge­fun­den, was sie von ihm for­dern. Er sagt im­mer nur, daß er es tun woll­te. Tut mir leid, Sir. Der Fall ist noch zu neu. Of­fen­sicht­lich liegt aber ei­ne sehr be­acht­li­che erb­li­che Be­las­tung vor, die in we­ni­gen Au­gen­bli­cken und völ­lig über­ra­schend sein bis da­hin kla­res Denk­ver­mö­gen über­wand. Ich ha­be die Un­ter­la­gen an­ge­for­dert. Dar­aus geht her­vor, daß er bis zum Aus­bruch des Wahn­sinns zwar als Ei­gen­bröd­ler galt, aber als tüch­ti­ger Hoch­fre­quenz­tech­ni­ker an­er­kannt wur­de. Er er­le­dig­te sei­ne Ar­bei­ten ru­hig, un­auf­fäl­lig und mit größ­ter Prä­zi­si­on.«
    »Des­halb wur­de er auch von der psy­cho­lo­gi­schen und fach­li­chen Tes­t­ab­tei­lung der Raum­schiff­werf­ten an­ge­nom­men«, be­stä­tig­te der Al­te.
    Ge­dan­ken­ver­lo­ren sah er auf den Ir­ren, des­sen zu­cken­de Glie­der sich un­ter der Ein­wir­kung des star­ken Me­di­ka­ments all­mäh­lich be­ru­hig­ten. Er schluchz­te nur noch und führ­te un­kla­re Ge­sprä­che mit sei­nen li­la Schat­ten.
    Wir gin­gen in den Ne­ben­raum der

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