Vollmachten unbegrenzt
dreiundzwanzig Stunden starten«, gab er zu bedenken. Die Unruhe gewann in dem Kleinen die Oberhand. »Wer macht den neuen Chef mit den Geheimbefehlen vertraut? Kommt der in der kurzen Zeit überhaupt noch klar?«
»Muß er wohl. Ein Beauftragter aus dem HQ wird bestimmt schon auf Terra III sein. Ich kann mich nicht mehr darum kümmern. Hier, nimm die Pille.«
Ich hielt ihm die Kunststoffschachtel hin.
»Aus der Spezialausrüstung?« erkundigte er sich. Ich nickte nur.
»Was passiert dann? Mann, das hat mir noch gefehlt. Ich dachte, wir wären nun Agenten des GWA-Raumkorps. Was sollen wir auf der Erde?«
»Nimm die Pille.«
Er fluchte, griff dann aber in die Schachtel und holte eines der linsenförmigen Dragees heraus. Entschlossen steckte er es in den Mund und schluckte es hinunter.
»Und du?«
»Schon längst geschehen, etwa vor fünfzehn Minuten. Es könnte auffallen, wenn bei uns in der gleichen Minute die Symptome auftreten.«
»Fällt sowieso auf«, meinte er und stand vorsichtig auf. »Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich mich nun auf meine Station zu begeben, wie?«
»Stimmt genau. Mach es gut, Kleiner. Wir treffen uns auf Terra III im Revier. Dort sitzt ein GWA-Arzt. Er schreibt uns raumuntauglich.«
Ohne noch ein Wort zu verlieren, schlurfte er hinaus.
Ich ließ das Schott zugleiten und kümmerte mich um unser Spezialgepäck. Es mußte sorgfältig abtransportiert werden und durfte nicht in unbefugte Hände fallen.
Nur die normale Bordausrüstung ließ ich in den engen Fächern. Nur nicht auffallen, das war nach wie vor die gültige Regel. Die Leute mußten auch noch, etwas zu tun haben, wenn sie anschließend in meine Kabine kamen.
Dann saß ich reglos hinter dem Metalltisch und sah düster auf die leuchtenden Bildflächen der Außenaufnahme. Plötzlich erschien mir die unförmige TITAN wunderschön und durchaus harmonisch gestaltet. Ich glaubte das Geräusch der anlaufenden Triebwerke zu hören und den harten Druck der Startbeschleunigung zu spüren. Guter Gott, wie hatte man mich in den Zentrifugen gedrillt!
Bis auf zwanzig Gravos hatte man beschleunigt und ich durfte nicht die Besinnung verlieren. Wenigstens nicht länger als eine Minute.
Das war jetzt alles vorüber. Sämtliche Vorbereitungen waren gegenstandslos geworden. Ich kam mir vor, als wäre ich schon vor einer Stunde gestorben. Wann mochte wohl das Medikament zu wirken beginnen? Und wie?
2.
Das Mittel war nichts anderes als ein Nervengift, das man sicherlich nur kerngesunden Menschen geben konnte. Der Gleichgewichtssinn schien völlig gestört zu sein. Auch mein zentrales Nervensystem war angegriffen.
Seit drei Minuten schien jemand bemüht zu sein, mich in flüssiges Feuer zu hüllen. Immer heftiger wurde die Reaktion der unkontrollierbaren Reflexe. Schließlich verlor ich völlig die Orientierung.
Ich wußte nicht mehr, was oben und unten war. Im schwerelosen Zustand war das sowieso nur dann feststellbar, wenn man seine Umgebung genau kannte und die Füße auf dem magnetischen Boden hafteten.
Ich kannte meine Kabine, trotzdem verlor ich die Orientierung. Etwas in mir war kurzgeschlossen. Meine Spezialschuhe lösten sich vom Boden, ohne daß ich es gewollt hatte.
Heftige Übelkeit stieg in mir auf. Der Zustand verschlimmerte sich ständig, bis er im Endstadium den Drang zum unaufhörlichen und qualvollen Übergeben erreichte.
Ich hatte mich wohlweislich dicht vor die Rufanlage gestellt, als ich die ersten Anzeichen bemerkte. Nun war ich kaum noch fähig, den Schalter zu finden, der mich mit der medizinischen Station verbinden mußte.
Ich drückte ihn nach unten. Die aufleuchtende Bildfläche verschwamm vor meinen Augen. Wenn nur
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