Vollmachten unbegrenzt
Admiralswürde zur Ablage brachte.
»Ich wollte nur einmal nach Ihnen sehen«, erklärte ich ungeschickt. »Doktor Presped sagte mir soeben, daß Sie zu allem Unglück auch noch eine Blinddarmoperation, zu überstehen hatten. Es tut mir leid. Wie fühlen Sie sich denn?«
Sie dankte mit wenigen Worten, und half mir feinfühlig darüber hinweg, nach einem Gesprächsstoff zu suchen. Herzhaft amüsierte sie sich über Hannibals salonfähige Scherze. Seit Tagen fühlte ich mich wieder einmal wohl. Den Gedanken, daß sie doch ein ›Ding‹ sein könnte, verdrängte ich immer tiefer in mein Unterbewußtsein.
Das Gespräch ging in ausgesprochen private Bahnen über. Ich fragte beiläufig nach ihrem Werdegang, und so erfuhr ich auch die Erbschaftsangelegenheit. Sie machte keinen Hehl aus ihrem ehemaligen Verhältnis zu dem Friscoer Großindustriellen. Ihr Hobby wäre schon immer Psychologie gewesen.
Sie fragte mich auch, warum ich immer behauptete, mein Raumkoller wäre kein Koller gewesen, sondern nur eine vorübergehende Schwäche und versuchte mir schonend beizubringen, daß ich diesem selbstsuggestiven Gedanken nicht länger nachgehen sollte. Ich wäre und bliebe raumuntauglich.
Hannibal staunte mir noch. Die Frau war nicht nur faszinierend, sondern auch hochintelligent. Sie kam auf die psychologische Auswertung, die von unserem Robotgehirn errechnet worden war.
Ich gab ihr gegenüber freimütig zu, daß ich mit dieser Stellung in keiner Weise zufrieden wäre. Sie riet mir, vorläufig noch abzuwarten und dann ein Versetzungsgesuch einzureichen, das mich vielleicht zu einem Außenposten auf dem Mond bringen könnte.
Sie akzeptierte auch meine Freundschaft zu Hannibal als völlig natürlich. Dazu meinte sie, daß Männer mit dem gleichen Schicksal und mit den gleichen Sorgen und Wünschen immer freundschaftlich zueinander fänden.
Das Gespräch gab mir privat sehr viel, rein dienstlich jedoch überhaupt nichts. Ihre Reaktionen und Erklärungen auf mein verkapptes Verhör waren völlig normal für eine kluge Frau, die obendrein noch etwas von ihrem Fachgebiet verstand.
Ihre Ratschläge entbehrten eines jeden Doppelsinns. Sie waren eindeutig freundschaftlich gemeint. Ich sagte mir, daß es nicht im Interesse eines ›Etwas‹ liegen könnte, mir ein sauberes dienstliches Verhalten im Sweet-Water-Werk zu empfehlen, damit ich diese Referenz bei einem Versetzungsgesuch anführen könnte. Das war – ganz im Gegenteil – klug und entgegenkommend gedacht. Ich kam in ihrem Fall auf keinen Nenner. Längst hätte ich sie als menschlich eingestuft, wenn mir nicht immer wieder die Bedenken des Alten eingefallen wären.
Nach dem Sinn ihrer lange zurückliegenden Industrieaufträge wagte ich nicht zu fragen. War sie doch ein Halbroboter, mußte das die Lawine des Mißtrauens ins Rollen bringen. Ich beschloß, vom Hauptquartier sämtliche Unterlagen anzufordern; wenn möglich, mit einer psychologischen Beurteilung aus der Zeit vor etwa drei Jahren.
Mein Verstand sagte mir jetzt nur, daß Gundry Ponjares menschlich war. Wir blieben eine gute Stunde. Kurz bevor wir gehen wollten, fragte sie zögernd, ob ich sie nach ihrer Genesung einmal besuchen wollte.
Ich bejahte das gern, nur kam sofort wieder mein ekelhaftes Mißtrauen auf. Natürlich konnte die Einladung ein rein menschliches Motiv haben. Unsere Biologen hatten mir schließlich ein Gesicht verliehen, auf das eine schöne Frau schon ansprechen konnte.
Der Zwerg feixte unverschämt. Ich wußte, daß er die letzte Spur eines Verdachtes ausgeräumt hatte.
Ich verabschiedete mich etwas hastig. Sie warf einen
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