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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.H. Scheer
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MA-Metall.“
    Ich wußte, daß ich blaß war. Das Wort saß verankert in meiner Kehle, und dem Kleinen schien es ebenso zu ergehen. Er ließ nur gelegentlich einen Seufzer hören.
    „Ein Nervensystem in unserem Sinne besitzt das Ding überhaupt nicht. Das Gehirn gibt die normalen Befehlsimpulse, die auf rein technische Art ausgeführt werden. Für die fehlenden Nerven sind feinste Leitungen vorhanden. Trotzdem ist das Etwas als halborganisches Lebewesen anzusehen. Das Gehirn ist echt, jedoch für uns fremdartig. Es sind Zentren entwickelt, über die der Mensch nicht verfügt. Wir behaupten fest, daß ein solches Gehirn nicht gezüchtet werden kann, wie es mit dem normalen Gewebe des Fleisches möglich ist. Auch die Augen sind echt. Es ist als erwiesen anzusehen, daß diese wichtigen Organe einem wirklich lebenden Körper entnommen und in die bio-technische Konstruktion verpflanzt wurden. Wir könnten das nicht. Aber die Unbekannten sind Meister in der Biologie. Sie haben im vorliegenden Fall offensichtlich einen Angehörigen ihrer eigenen Rasse geopfert und dessen bestimmende Organe in den vorkonstruierten Körper gesetzt. So wurde ein Mensch, der wie jener Mann aussah, der vorher die Position des Abteilungsleiters einnahm.“
    Der Mediziner trat zurück. Für seine Begriffe schien er genug gesagt zu haben. Mir brannten noch tausend Fragen und hundertsausend Zweifel auf der Zunge.
    Der Alte beobachtete mich mit einem grimmigen Lächeln. Er fing meinen fragenden Blick auf.
    „Okay, ich weiß, was Sie sagen wollen. Jawohl, die Kopie ist vollendet, bis auf die organische Einrichtung. Da waren Wissenschaftler und Biotechniker am Werk, die uns um Jahrtausende voraus sein müssen. Die Unbekannten haben den menschlichen Körper so genau studiert und die einzelnen Funktionen mit einer solchen Präzision erfaßt, daß wir nur noch staunen können. Dieses Monstrum aus Stahl, biologisch gezüchtetem Gewebe und einem echten Gehirn wurde erst dann als geniale Fälschung entdeckt, als der Wahnsinnige die erste vernünftige Tat nach Ausbruch seines Irrsinns beging.“
    Ich stand reglos vor der Bahre. Mein Kopf ruckte langsam herum.
    „Gregor Baneman?“ fragte ich schleppend.
    „Genau der! Deshalb ist er hier. Wir haben geschaltet, klarer Fall. Banemans erster Tobsuchtsanfall begann während seiner Arbeitszeit. Irgendwie hat er plötzlich und ohne ersichtlichen Grund kurzgeschlossen. Fragen, Major?“
    „Und ob“, keuchte ich erregt. „Wieso kam das so plötzlich, nachdem er vorher als guter und zuverlässiger Techniker galt? Hören Sie, Chef, ich kann mir gut vorstellen, daß er mit seinem ohnehin kranken Geist Dinge wahrnehmen konnte, die wir als übersinnlich bezeichnen. Ich vermute, daß ihm kurz vor seinem ersten Anfall ein solches Ding über den Weg gelaufen ist. Dabei muß er das Grauen gefühlt oder tatsächlich erkannt haben, und das machte ihn fertig. Wie ist das?“
    Der Mediziner schürzte die Lippen. Er schien in sich zu blicken.
    „Nicht so verkehrt gedacht“, meinte er gedehnt. „Da ist aber ein Haken in Ihren Folgerungen.“
    Der Alte fiel sofort ein:
    „Stimmt genau. Als Baneman von seinem Wahn überfallen wurde, befand sich dieses Ding hier im Büro des Abteilungsleiters. Wir haben einwandfrei festgestellt, daß es nicht in den Arbeitsräumen war. Also konnte Baneman davon nicht geistig infiziert worden sein. Als er zu toben begann, wurde er von zwei Männern des Werkdienstes zum Abteilungschef gebracht. Die Soldaten hatten den Zustand nicht richtig erkannt, da sie den Irren natürlich zum Arzt hätten bringen müssen. So schleppten sie ihn zu unserem Glück zu Milton Oftron. Das ist der besagte Abteilungschef. Nur war der echte Oftron nicht mehr da. An seiner Stelle saß dieses Ding. Möglicherweise schon seit Wochen und Monaten – wir wissen es nicht! Der Wahnsinnige ist nach den Aussagen der Werksoldaten plötzlich etwas ruhiger geworden. Er stierte das Monstrum an, griff so schnell zur Pistole eines der Soldaten, daß die Männer nicht mehr schnell genug reagieren konnten, und eröffnete das Feuer auf den falschen Abteilungschef. Vier Brustschüsse, wie gesagt! Die Soldaten haben das genau beobachtet. Das Ding schrie gellend und warf mit einem schweren Metallascher nach dem Irren. Da landete er seinen Kopfschuß, und der halbe Roboter brach sofort zusammen. Anschließend begann Baneman wieder zu toben. Er hatte es von da an mit den lila Schatten zu tun, nachdem er zuvor nur die Luft durchschlagen

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