Vollmachten unbegrenzt

begann. Ich warf ihm den Arm auf den Schoß.
    „Versuche es, Zwerg!“
    „Danke, ich möchte dich nicht beschämen“, säuselte er, und die Plastik segelte auf den Boden zurück.
    Kurz danach kam Colonel Gurding zurück. Sehr gefaßt gab er über die allgemeine Rufanlage durch, daß ein gewisser Raumkapitän Faetcher auf Anordnung des Space-Department und des Armee-Oberkommandos, Abteilung Landesverteidigung, den Befehl übernommen hätte. Er bäte sich eine saubere Disziplin aus.
    Das war alles. Als wir gingen, sah ich draußen im großen Wachraum verblüffte Gesichter.
    Vor dem großen Tisch ruckte Gurdings Kopf zur Seite, und schon spie er wie ein ausgesprochener Rüpel. Im Napf wallte die desinfizierende Flüssigkeit.
    „Getroffen!“ meinte er launig.
    Ich legte ihm lachend die Hand um den Oberarm. Es war eine freundschaftliche Geste, die von den aufmerksamen Soldaten erleichtert aufatmend zur Kenntnis genommen wurde. Der neue „Alte“ schien nicht so übel zu sein. Der Name Faetcher war ohnehin bekannt. Der Mann mit dem verdammten Pech!
    Wir flogen zum Hafen, wo bereits die Maschine der militärischen GWA wartete. Das war im Ablösungsplan vorgesehen. Die Besatzung bestand aus drei Mann. Nur der Pilot war nicht maskiert. Die beiden Kollegen des Begleitkommandos trugen die alten, leicht erkennbaren Dienstmasken.
    Ich wartete, bis sich Gurding von den höheren Offizieren des Sicherheitsdienstes verabschiedete. Da nahm ich den einen Kollegen zur Seite.
    „Captain BV-88?“
    „Jawohl, Sir. Bin ich.“
    „Sie sind über meinen Einsatz informiert worden?“
    „Jawohl, Sir. Vom Chef persönlich. Ich habe das äußere Nachrichtenwesen übernommen. Anweisungen, Sir?“
    „Ja. Genau aufpassen und bitte keine verblüfften Rückfragen. Ich weiß genau, was ich Ihnen hiermit befehle. Sie kennen meine Vollmachten?“
    „Jawohl. Unbegrenzt, Sir.“
    „Sobald Sie gestartet sind und das Sperrgebiet hinter Ihnen liegt, haben Sie und Ihr Kollege mit einem plötzlichen und vorher zu vereinbarenden Feuerüberfall Oberst Gurding abzuschießen! Achten Sie darauf, daß Ihre Explosivgeschosse in Augenhöhe sitzen. Auf das Gesicht halten. Andere Zielpunkte sind sinnlos, da Sie MA-Metall in keiner Weise ankratzen können. Auf keine Kompromisse einlassen! Das ,Ding’ wird sich niemals heil in das GWA-HQ bringen lassen. Es kann Sie notfalls spielend überwältigen. Das wäre alles.“
    Ich drückte Gurdings Rechte mit einem herzlichen Begleitlächeln.
    „Alles Gute, Colonel. Sie werden noch von mir hören.“
    „Sie auch“, lächelte er, und sein Blick ging nach oben. „Sie auch.“
    Augenblicke später war die schnelle Maschine verschwunden. Wir warteten noch drei Minuten, und da sagte Hannibal tonlos:
    „Jetzt knallt es! Warum? Um Himmels willen warum nur?“
    „Ein Mann, der zollstarke Gebilde aus Panzerplastik mit einer Hand, dazu noch mit der linken, zerbrechen kann, ist kein Mann. Ein ausgesprochener Rechtshänder bringt es überhaupt nicht fertig, auch nicht bei größter Erregung.
    Ein starker Lungenraucher qualmt zur Beruhigung besonders heftig über die Lunge, wenn ihn etwas getroffen hat. Der Colonel machte keinen einzigen Zug über die Atmungswege. Die Sache mit dem Spucknapf war eine gute Tarnung. Ich legte ihm die Hand um den Oberarm und preßte mit aller Gewalt auf den bewußten Nerv, der einen Menschen zum Brüllen bringt. Er lachte! Sonst noch Fragen?“
    Der Kleine stöhnte nur.
     
5. Kapitel
     
    Ich hatte vier Tage benötigt, um die mächtigen Werkanlagen einigermaßen genau kennenzulernen. Die Nächte hatte der Einsatz beansprucht.
    Wir standen längst in Verbindung mit den GWA-Agenten innerhalb der Sperrzone. So brach die fünfte Nacht an. Ich hatte einen Bericht über Supultra-Welle durchzugeben. Im HQ wollen sie genau wissen, wieso das Ding in der Gestalt des Oberst Gurding erkannt worden wäre.
    Ich konnte unseren Fachkräften nur mit wenigen Angaben dienen. Den Instinkt, der letztlich für meine erwachende Aufmerksamkeit verantwortlich war, ließ sich nicht schildern. Sie verstanden es aber.
    Ich schlief etwa vier Stunden im Quartier des Bunkers. Das kleine Fertighaus am Rande der Parkanlagen und der Wohnstadt Spacetown hatte ich nur kurz gesehen.
    Die Sache mit dem nachgeahmten Colonel war wohl ein Zufallstreffer gewesen. Ich war ausgerechnet an das richtige Ding herangekommen. Da es immerhin ein lebendes Gehirn besaß und sich in seinen Absichten durch den Ablösungsbefehl moralisch