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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.H. Scheer
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davon überzeugt, daß der Koller kein Koller war, sondern nur ein plötzlicher Schwächeanfall durch die furchtbare Hetze der letzten Monate. Machen Sie das den Medizinern begreiflich!“
    Er sah mich noch aufmerksamer an und glaubte genau das Gegenteil. Er sagte nichts.
    „Well, so hat man mich auf einen Schreibtischposten abgeschoben. Seien Sie versichert, Gurding, daß ich meiner Aufgabe mit vollster Aufmerksamkeit gerecht werde. Freude daran habe ich keine, nicht die kleinste. Dies zu Ihrer Information. Es lag mir durchaus nichts daran, Sie aus Ihrer Position zu drängen. Ich hatte nur die Wahl zwischen Pensionierung und Zusage. So habe ich zugesagt, da es hier immerhin Raketen gibt.“
    Es krachte plötzlich. Es war der helle, splitternde Knall zerbrechender Plastik.
    Ich fuhr zusammen. Unwillkürlich glitt die Hand zur Dienstwaffe, was aber überflüssig war. Dafür sah ich verblüfft auf den schwenkbaren Servierarm des Getränkerobots. Gurding hatte seine Linke darum gekrallt, und als meine Eröffnung so plötzlich kam, hatte sich seine Erregung in der Form einer Handbewegung von enormer Kraft ausgewirkt. Der Servierarm war dicht hinter dem Schwenkgelenk abgebrochen.
    So saß er da. Das lange Bruchstück in der Faust, den Kopf vorgereckt und das Gesicht leichenblaß. Er qualmte wieder wie ein alter Kohlenschlot.
    „Wie –?“ sagte er kehlig und mißtönend. „Wie war das?“
    Ich nahm meine Nase aus der Duftwolke und gab dem Kleinen einen Wink.
    „Rinkle, die Befehle. Colonel, ich darf Sie bitten, sich vom einwandfreien Zustand des Siegels zu überzeugen.“
    Hannibal nahm den Umschlag aus der Aktentasche und reichte ihn über den Tisch. Er ließ den Robotarm einfach fallen und tapste langsam nach dem dicken Papier.
    Zehn Minuten später hatte er die kurzen und völlig klaren Befehle gelesen. Seine Hände zitterten nicht mehr, und sein Atem ging mäßig. Über den Mann war eine anomale Ruhe gekommen. Er sah mich nur noch an, nein, er blickte durch mich hindurch. Es war ein wesenloser Blick.
    „Ich verstehe“, flüsterte er rauh. „War das wirklich nicht das Werk Ihrer gewiß glänzenden Beziehungen?“
    „Mein Wort darauf, Gurding. Ich betone nochmals, daß ich mit dem Kommando in keiner Weise zufrieden bin. Ganz im Gegenteil. Man hätte mich wenigstens auf einen Mondstützpunkt versetzen können. Ich gehöre in den Weltraum. Dafür habe ich gelernt und gelitten.“
    „Vergessen Sie es“, sagte er wesentlich ruhiger. Er rauchte schon die dritte Pfeife, was ich interessiert verfolgte. Daß der Mann nach vierzigjähriger Teer-Inhalation überhaupt noch lebte!
    „Wie ich sehe, wartet draußen schon eine GWA-Maschine, wie? Ich soll also sofort ins GWA-Hauptquartier gebracht werden, wo man mir anscheinend nochmals dringendst nahelegen will, ja meinen Mund über die Sweet-Water-Geheimnisse zu halten. Androhungen von schwersten Strafen im anderen Falle, wie?“
    Er hatte einen puterroten Kopf, und die Fäuste ballten sich erneut. „Wie war das mit Ihnen, Faetcher? Sie waren doch auch in Schutzhaft, oder?“
    „Das Leid aller kommandierenden Offiziere und Wissenschaftler“, zischte ich gereizt. „Sicherheit zuerst, Sie verstehen! Man wird Sie nach einigen Tagen der Belehrung gehen lassen. Wahrscheinlich erhalten Sie einen Posten im Pentagon, ich weiß es nicht genau.“
    Das war eigentlich alles, was wir zu sagen hatten. Es erfolgte noch ein rein dienstliches Gespräch mit genauen Informationen über die einzelnen Schaltanlagen. Ich konnte von hier aus jede einzelne Werks- und Wachzentrale direkt erreichen.
    Danach ging er mit der Bitte um Entschuldigung. Er wollte sein Gepäck fertigmachen.
    Wir sahen uns stumm an, und ich zuckte leicht mit den Schultern.
    „Es tut mir wirklich leid. Es hat ihn böse getroffen“, murrte Hannibal. „Der alte Knabe ist zu bedauern. Was hast du vor?“
    Er schielte auf den Robot-Servierarm. Ich hatte ihn vom Boden aufgelesen.
    „Ein-Zoll Panzerplastik, gleichförmig rund“, sann ich. „Kleiner, was hältst du von meinen rein körperlichen Kräften?“
    Er blinzelte und meinte dann, ich unterschiede mich von einem Bullen nur durch mein besser funktionierendes Gehirn.
    Ich sah ihn ironisch an, ehe ich mich bemühte, das halbmeterlange Bruchstück zu zerbrechen. Ich schnaufte, und es ging nicht. Ich legte es auf das rechte Knie, drückte mit vollster Gewalt, und es ging auch nicht. Schließlich gab ich es stöhnend auf, da mein Bein unerträglich zu schmerzen

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